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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Ein paar Augenblicke später wurden sie sanft gestoppt, und ein leichtes Zittern durchlief das Boot.
      Rasch schaltete Mallory den Rückwärtsgang ein, aber es schien sich nichts zu bewegen. Dann plötzlich reagierte die Fleur de Lys und glitt langsam rückwärts.
      »Das war's denn wohl«, stellte er fest. »Wir werden wahrscheinlich nicht viel weiter kommen.«
      Er stoppte die Maschinen, ging hinaus aufs Deck und kletterte auf das Dach des Ruderhauses. Das Schilf stand hier sehr dicht. Nur zur Linken tat sich eine kleine Lagune auf, die kreisrund und etwa dreißig Meter im Durchmesser war.
      Dorthin wies er mit der Hand, als Guyon zu ihm hinaufgeklettert kam. »Unsere einzige Chance.«
      Er sprang hinunter auf das Deck, lief in das Ruderhaus und warf die Motoren wieder an. Sie begannen zu rattern, und er wirbelte das Ruder herum. Das Boot stach, an Schnelligkeit zulegend, in das Schilf hinein.
      Einen Atemzug lang hatte es den Anschein, als bildete das Sumpf gras ein unüberwindliches Hindernis, doch dann wich es gemächlich zur Seite, und die Fleur de Lys glitt hindurch in die Lagune. Mallory stellte die Motoren ab. Das Boot trieb sachte zum jenseitigen Ende, wo er es zum Halten brachte, als der Bug sanft auf eine Sandbank auflief.
      »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagte er. »Einer von uns bleibt bei der Jacht, der andere macht sich auf den Weg zu Granville und seiner Frau.«
      »Das sollte ich besser machen«, schlug Guyon vor. »Wir haben gemeinsame Bekannte. Ich glaube, er wird mir vertrauen.«
    Mallory zog die Karte hervor. »Es ist besser, wenn du zu Fuß gehst und die dazwischenliegenden Kanäle durchschwimmst.« Er öffnete eine Schublade und holte einen Taschenkompaß heraus. »Halt dich scharf nach Westen, dann kannst du die Hauptinsel gar nicht verfehlen. Ungefähr vierhundert Meter entfernt.«
      »Granville hierherzubringen könnte eventuell schwierig werden«, warf Guyon ein: »Er ist ein alter Mann.«
      »Aber er ist mit diesem Sumpfland vertraut. Darum kommt er doch hierher. Du mußt nur den bestmöglichen Weg herausfinden.« Mallory zog den Revolver, den er dem jungen Matrosen im Schloß abgenommen hatte, und reichte ihn Guyon. »Nicht viel, aber besser als gar nichts.«
      Der Franzose schob sich den Revolver in die Tasche der Öljacke und eilte auf das Deck hinaus. Er sprang vom Bug hinunter auf die Sandbank und lief eilig in das Schilf.
      Mallory zündete sich eine Zigarette an und stellte sich an die Reling in den fast lautlosen Regen. Etwa fünf Minuten später vernahm er das Rattern eines Außenbordmotors, das von dem durch den Hauptarm gleitenden Schlauchboot zu ihm herübergetragen wurde. Es verhallte in der Ferne und wurde ganz vom Nebel geschluckt. Dann herrschte wieder totale Stille.

    Während Guyon sich seinen Weg durch das Schilfgras bahnte, hörte er das gequälte, wiederholte Pfeifen eines Brachvogels irgendwo zu seiner Linken und das Schreien von Wildgänsen und enten, die von ihm aufgescheucht wurden und sich in die Lüfte erhoben. Er erreichte ein erhöht liegendes Gebiet, vergewisserte sich anhand des Kompasses der Richtung und eilte weiter. Er war eingehüllt in die Einsamkeit des feucht glänzenden Sumpfgebietes, abgeschiedener Bäche und des allgegenwärtigen Schilfs.
      Dann gelangte er an eine Stelle, wo der feste Boden aufhörte und er durch einen schmalen Bach waten mußte. Seine Füße sanken in weichen Morast ein. Guyon schmeckte das Salz auf seinen Lippen und spürte es in den Augen brennen. Aber er hastete weiter voran durch das Sumpfgras in den grauen Schleier aus Nebel und Regen.
    Allmählich bekam er wieder festeren Boden unter die Füße, und er lief nun über Sand und rauhes Gras. Kurze Zeit später stand er am Ufer eines seichten Sees und erspähte das kleine Haus auf der ungefähr fünfzig Meter entfernten Insel, das aus dem Nebel herausragte.
      Er schritt weiter voran, zog den Revolver hervor und hielt ihn sich über den Kopf. Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß ihm das Wasser etwas anhaben konnte, aber es gab keinen Grund, auch nur das geringste Risiko einzugehen.
      Das Weitergehen fiel ihm überraschend leicht, da der Morast von hartem Sand gestützt wurde. So gelangte er rasch wieder auf trockenes Gelände. Er lief auf das flache Häuschen zu und erblickte dabei den schmalen, hölzernen Steg, der aus dem Nebel hervorlugte. Guyon blieb jäh stehen und spähte hinüber: Es war kein Boot, nicht einmal einer

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