Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
Konferenzraum betrat, sodass Paul Hjelm sofort misstrauisch wurde. Vermutlich hatte man ihn während seiner langen Wanderung vom Empfang aus beobachtet. Nichts irritierte einen Zeitrelativisten so sehr wie absolute Pünktlichkeit.
    Brent Lloyd war ungefähr in seinem Alter, machte jedoch einen bedeutend durchtrainierteren Eindruck. An seiner autoritär wirkenden Uniform trug er eine beeindruckende Menge an Ehren- und Dienstgradabzeichen. Er streckte seine Hand aus, und sie begrüßten sich kraftvoll, bevor sie auch nur ein einziges Wort wechselten.
    »Wenn ich es recht verstehe, haben Sie diverse Fragen zum Tätigkeitsfeld der NATO«, sagte der Admiral mit amerikanischem Ostküstendialekt. »Das fällt in meinen Zuständigkeitsbereich als Sprecher für aktuelle Fragen, und ich bin gern bereit, diese zu beantworten.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Paul Hjelm Brent Lloyds Aussage für sich nachvollziehen konnte. Dann sagte er: »Und wie lauten die aktuellen Fragen?«
    Lloyd musterte ihn einen kurzen Augenblick, bevor er entgegnete: »Sie sind doch derjenige, der sie stellen wollte, nicht wahr?«
    »Obwohl Sie sich bereits als Sprecher für aktuelle Fragen bezeichnet haben, noch bevor ich eine Frage gestellt habe«, antwortete Hjelm und fragte sich, ob diese Einleitung so gelungen war. Das hing wohl ganz von Brent Lloyds Charakter ab.
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, wiegelte dieser ab. »Wir ahnen zumindest, in welchem Bereich Ihre Fragen angesiedelt sind.«
    Das war ungefähr die Antwort, die sich Paul Hjelm erhofft hatte. Wie auch immer Brent Lloyd gestrickt war, engstirnig war er nicht. Man konnte mit ihm reden.
    »Ursprünglich waren es zwei Fragen«, räumte Paul Hjelm ein, »aus denen in der vergangenen Nacht drei wurden. Vielleicht werden es auch mehr, wenn man eventuelle Folgefragen mit einrechnet.«
    »Legen Sie los«, forderte ihn der Admiral auf. »Sollen wir uns nicht setzen?«
    Sie nahmen jeder auf einer Seite des schmucklosen Konferenztisches Platz.
    »Meine erste Frage lautet«, begann Hjelm, »wie die Ermittlungen im Fall Udo Massicotte vorankommen.«
    »Sie haben uns den Fall vor einer Woche überlassen«, entgegnete Brent Lloyd. »Erwarten Sie bereits jetzt einen offiziellen Bericht?«
    »Eher einen inoffiziellen«, antwortete Hjelm. »Es besteht die Möglichkeit, dass der Fall einen unserer Fälle tangiert, zu den Sie in Kürze einigen Lesestoff erhalten werden. Es geht um einen schwedischen Serienmörder mit russischen Wurzeln, der neun Jahre lang Kommunisten an den verschiedensten Orten auf dem gesamten Erdball umgebracht hat.«
    »Interessant.« Admiral Lloyd nickte und schürzte die Lippen. »Und in welchem Zusammenhang steht dieser Fall mit Massicotte?«
    »Wir wissen es nicht genau«, antwortete Hjelm. »Deshalb fragen wir schlicht und einfach, ob sich bei den Ermittlungen schon etwas Neues ergeben hat. Irgendwelche Erfolge?«
    »Nicht direkt«, antwortete Lloyd. »Bislang fokussieren wir unsere Ermittlungen in erster Linie auf die Liste der Terroristen, die sich einem Facelifting unterzogen haben.«
    »Ich verstehe«, sagte Hjelm. »Besteht die Möglichkeit, eine Art Zusammenfassung Ihrer bisherigen Fortschritte zu erhalten?«
    Lloyd verzog das Gesicht leicht, räusperte sich und antwortete: »Wir verfolgen natürlich mit großem Interesse den Versuch der EU, ein europäisches FBI aufzubauen; denn dies ist auch in unserem Interesse. Aber dennoch ist es wichtig, dass Sie die Dimension Ihrer Tätigkeit einschätzen können. Und die ist im Augenblick eher gering.«
    »Womit der Admiral sagen will, dass wir unsere Nase nicht in Dinge stecken sollen, die uns nichts angehen?«
    Lloyd lachte auf, und es klang tatsächlich spontan.
    »Na ja«, entgegnete er. »Eher, dass wir Ihnen nichts anbieten können, bevor der offizielle Bericht herauskommt.«
    »Dann kommen wir zu Frage Nummer zwei«, sagte Hjelm. »War ein Mann namens Roman Vacek nach seiner Tätigkeit in Baltimore als Spion in der tschechischen Kommunistenpartei KSCˇM, Komunistická strana Cˇech a Moravy, tätig?«
    Jetzt wurden Brent Lloyds Augen ein wenig schmaler. Er musterte Paul Hjelm und fragte: »Erwarten Sie ernsthaft, dass wir Ihnen ohne Weiteres NATO-Spione präsentieren?«
    »Drei Dinge«, antwortete Hjelm. »Erstens: Roman Vacek ist tot, also kann er nicht mehr entlarvt werden. Zweitens: Wir kommen nicht von der Presse, sondern unterliegen derselben rigorosen Schweigepflicht wie Sie. Und drittens: Es würde unsere

Weitere Kostenlose Bücher