Zorn: Thriller (German Edition)
doch, dass ich es bin, der anruft«, sagte Paul Hjelm.
»Dein Handy könnte dir doch von Terroristen gestohlen worden sein, die sich einer chiroplastischen Operation unterzogen haben, man weiß ja nie«, entgegnete Kerstin Holm.
»Du würdest aber nicht sehen können, ob sie sich tatsächlich einer chiroplastischen Operation unterzogen hätten«, konterte Hjelm und fühlte sich kindlich glücklich. »Wie sieht’s aus?«
»Samstag in Stockholm«, antwortete Holm. »Kein Arbeitstag.«
»Und warum sitzt du dann im Polizeigebäude?«
»Das weißt du doch gar nicht.«
»Ich habe eine App zur Ortung in deinem Handy installiert, damit ich immer sehe, wo du bist. Falls du dich zufällig mal bei einem jungen Mann aufhalten solltest.«
»Nicht bei einem alten?«
»Das kostet eine Runde.«
Im Geiste sah er ihr Lächeln. Und musste selbst lächeln.
»Ja, ja«, entgegnete sie, »du wirst bestimmt auch irgendwann mal erwachsen. Ist etwas passiert?«
»In der Tat, eine ganze Menge. Ich habe dir eine Datei geschickt. Aber darüber können wir später reden. Wie läuft’s bei dir?«
»Du weißt ja bereits, dass Viktor Larsson in Nowosibirsk ein weiteres Mal operiert werden musste. Sie sind etwas länger geblieben als geplant. Viele Bakterien und Schmutz in der Schusswunde.«
»Als hätte jemand draufgetreten?«
»Das weiß man nicht«, antwortete Holm. »Der russische Militärarzt, der auch die Pistole an Artos Hand angegipst hat, kann die Ursache nicht eindeutig benennen.«
»Aber die Verzögerung ist ungünstig«, meinte Hjelm.
»Warum?«
»Wir brauchen Viktor Larssons Phantombild von dem Mann mit der Pferdespritze.«
»Ihr kommt der Sache also langsam auf die Spur?«
»Ja. Schau dir die Datei an, dann können wir uns weiter darüber unterhalten.«
»Wir haben ein anderes Phantombild«, meinte Kerstin Holm.
»Ja?«
»Du hast doch den Bericht über Johnny Råglind bekommen, oder?«
»Selbstverständlich«, antwortete Hjelm. »Genau. Und mit seiner Hilfe konntet ihr ein Phantombild von diesem – wie hieß er noch? – Walle anfertigen?«
»Wall-e. Mit einer Pause zwischen ›Wall‹ und ›e‹, frag mich nicht, warum. Ja, so ist es. Ich habe das Bild gerade erhalten. Aber meinst du, dass der Fall etwas mit der Pferdespritze auf Capraia zu tun hat?«
»Im Augenblick haben wir keinerlei Hinweise darauf«, antwortete Hjelm, »aber ich ahne dennoch, dass Isli Vrapi in der einen oder anderen Hinsicht etwas mit der Sache zu tun hat. Kannst du mir das Bild schicken? Und zwar bitte auf dem allersichersten Server. Es darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Wird gemacht«, antwortete Kerstin Holm, und Paul Hjelm hörte geradezu, wie die Mail losrauschte.
»Ausgezeichnet, danke«, sagte er.
»Übrigens ist hier gestern Nachmittag noch etwas geschehen, ich weiß allerdings nicht, ob es von Bedeutung ist. Ich nehme an, dass du dich daran erinnerst, dass dieser Taisir Karir – der Kumpel von Johnny Råglind, der auf der Götgatan erschossen wurde – eine SMS mit der Nachricht erhalten hatte, dass die Gang mit den vier Leuten ins Ljunggrens im Götgatsbacken gehen sollte. Dorthin, wo sie später Wall-e getroffen haben.«
»Ich erinnere mich«, sagte Hjelm, während er versuchte, sich zu erinnern.
»Den Technikern ist es nach vielem Hin und Her gelungen, sie mit einem Handy mit SIM-Karte in Verbindung zu bringen.«
»Immer diese SIM-Karten.«
»Eine Geißel der Polizei«, meinte Holm. »Aber immerhin war es offenbar möglich, die Nachricht, eine SMS, aufzurufen. Frag mich nicht, wie sie es anstellen. Etwas beunruhigend ist das schon, vor allem wenn man vom eigenen Lebensgefährten überwacht wird.«
»Ich musste übrigens gestern Nacht seltsamerweise über diesen Begriff Lebensgefährte nachdenken. Da wir ja nicht zusammenleben, müssten wir uns eigentlich ›Getrenntlebensgefährten‹ nennen. Oder bist du ganz einfach meine, wie man so sagt, ›Freundin‹?«
»Ich war jahrzehntelang keine Freundin mehr, also von mir aus gerne. Vielleicht ist das die letzte Chance.«
»Aber meinst du nicht, dass es an der Zeit wäre, diesen Zustand zu ändern?«
»Ich weiß nicht, aber sollten wir diese Diskussion nicht besser auf einen etwas romantischeren Zeitpunkt verschieben?«
»Gute Idee«, antwortete Paul Hjelm enttäuscht. »Und wie lautete die SMS?«
»›Komm in Ljunggrens. Götgatan 36. Cool Bar. W.‹«
»Hm«, meinte Hjelm. »Ist das Schwedisch?«
»Wir wissen ja, dass Wall-e sehr
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