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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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denselben Eindruck«, stimmte Hjelm ihr zu. »Und weiter?«
    »Doch dann sucht Udo Massicotte W im Herbst 1994 in Paris auf und erzählt ihm die ganze Geschichte. Zweieinhalb Jahre nach der Auflösung der Sektion. Warum tut er das? Um sein Gewissen zu erleichtern?«
    »Daran glaubst du also nicht?«
    »Nein, das klingt nicht nach ihm.«
    »Was vermutest du dann? Hatte Massicotte vor, ein eigenes Unternehmen zu gründen?«
    »Nicht unbedingt ein eigenes«, antwortete Jutta Beyer. »Aber wenn man den letzten Bericht eingehend liest, stellt sich heraus, dass die Sektion noch nicht ganz aufgelöst ist. Das wird zweimal erwähnt. Lasst mich zitieren: ›Die Umwandlung der Sektion hat allerdings noch nicht stattgefunden – das geschieht erst einige Jahre später.‹ Und: ›W ist zu diesem Zeitpunkt bereits von Udo Massicotte aufgesucht worden, der ihn mit der Wahrheit über seine Herkunft konfrontiert, um die wesentlichen Forschungsergebnisse für die umgewandelte Sektion zu sichern.‹«
    »Ja«, bestätigte Hjelm und nickte. »Und welche Schlüsse ziehst du daraus, Jutta?«
    »Ich bin mir noch nicht ganz sicher«, antwortete Jutta Beyer. »Ich selbst bin in der DDR aufgewachsen, und nach dem Fall der Mauer haben wir völlig unreflektiert unsere neu gewonnene Freiheit genossen. Ich habe also eigentlich keine negative Einstellung zum sogenannten Neoliberalismus. Aber wurde nicht genau in diesen Jahren im Westen alles Mögliche privatisiert? Ende der Achtziger-, Anfang der Neunzigerjahre?«
    »Du meinst also, dass die Sektion ... privatisiert wurde?«
    »Ich finde, dass es ganz danach klingt«, antwortete Beyer. »Auch wenn natürlich nicht alle ehemaligen Forscher mit von der Partie waren. Es handelte sich eher um den Alleingang des Geschäftsmannes der Vereinigung, der Arzt für plastische Chirurgie, Udo Massicotte, der bereits zahlreiche Unternehmen in problembelasteten Ländern wie Brasilien und Thailand gegründet hatte. Ein routinierter Kapitalist, der die Chance sah, die Forschungsergebnisse der Sektion zu übernehmen, als die NATO kein Interesse mehr daran zu haben schien. Er wollte ein gutes Geschäft damit machen.«
    »Verdammt auch«, rief Arto Söderstedt aus. »Jetzt hast du aber den Nagel auf den Kopf getroffen, Jutta. Massicotte sticht irgendwie heraus. Ich habe es ja von Anfang an gesagt.«
    »Aber warte mal«, wandte Hjelm ein. »Wenn Massicotte die Sektion in ein Unternehmen umgewandelt hat, ist das doch eine große Sache. Warum wird es in den Berichten dann nur am Rande erwähnt?«
    »Weil es für W keinerlei Bedeutung hat«, antwortete Beyer. »Er pfeift darauf, ob es eine Firma gibt. Er ist auf die Sektion aus. Außerdem hat Michael Dworzak die Suche nach W in Auftrag gegeben, und er hat nichts mit der Firma zu tun. Die Firma ist Massicotte.«
    »Und Massicotte wird auf eine andere Art ermordet als die übrigen Opfer«, erklärte Söderstedt. »Lasst uns kurz die zehn Opfer chronologisch durchgehen. Hamilton: Blutbad, keine Untersuchung auf Gift. Van der Sanden: verschwunden. Aldrich: treibt in der Themse, keine Untersuchung auf Gift. Schultz: mittels Gift ermordet. Hays: mittels Gift ermordet. Flores-Domingo: mittels Gift ermordet. Massicotte: angeblich Selbstmord. Dahlberg: mit dem Messer erstochen, eventuell Gift. Vacek: vergiftet. Rigaudeau: vergiftet.«
    »Es kann also durchaus sein, dass alle Opfer vergiftet wurden«, schlussfolgerte Hjelm. »Außer Massicotte. Denn seine Leiche ist bereits toxikologisch untersucht worden.«
    »Es könnte auch sein«, warf Arto Söderstedt ein, »dass Udo Massicotte gar nicht tot ist.«
    In der offenen Bürolandschaft im Europolgebäude in Den Haag wurde es mucksmäuschenstill.
    Schließlich fragte Hjelm: »Was meinst du damit? Er hat sich doch in seinem Haus in Charleroi erhängt. Wir haben zahlreiche Fotos gesehen, und zwei von uns haben sogar die Leiche in Augenschein genommen. Massicotte ist definitiv tot.«
    »Seid ihr bereit für eine Hypothese?«, fragte Söderstedt.
    »Du hast unsere volle Aufmerksamkeit«, versprach Hjelm.
    »Jutta und ich waren in seiner Villa in Charleroi. Wir sind das gesamte Haus durchgegangen. Dort sah alles absolut normal aus. Und das hat mich von Anfang an irritiert. Dieses Übernormale , das uns annehmen ließ, dass er trotz aller Gerüchte über Depressionen und Alkoholismus ermordet wurde. Ein halbes Jahr zuvor ließ er sich von seiner Frau scheiden, die dann auf Fuerteventura spurlos verschwindet. Bereits zu diesem Zeitpunkt

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