Zorn: Thriller (German Edition)
›CJH-28347-B452‹ –, dann überkommt mich ein unangenehmes Gefühl.«
»Jetzt kann ich dir nicht ganz folgen«, sagte Marek Kowalewski aufrichtig.
»Ich weiß selbst noch nicht, ob ich auf der richtigen Spur bin«, gab Paul Hjelm zu. »Aber habt ein wenig Geduld mit mir. Die Zahlen, mit denen die Texte gekennzeichnet sind, werden mit jedem Bericht höher: 28347, 28401, 28467 und 28509. In einem Zeitraum von zwei Monaten steigen sie also um ungefähr hundertfünfzig Zähler. Möglicherweise wurden in dieser Zeit also insgesamt hundertfünfzig Berichte geschrieben. Das heißt aber, dass wir hier nicht von einer kleinen Detektei reden, sondern von einer einflussreichen weitverzweigten Organisation, die allem Anschein nach in Privatbesitz ist. Wir haben es mit einer militärisch organisierten Macht zu tun, die nur für die Meistbietenden arbeitet.«
»Aha«, meinte Jutta Beyer. »Und was hat das mit der Bezeichnung ›CJH‹ zu tun?«
Paul Hjelm sah Beyer an und antwortete: »Weil ich den Eindruck habe, dass ›CJH‹ möglicherweise die Abkürzung für ›Christopher James Huntington‹ ist, der uns aus einem früheren Fall auch als Ray Hammett bekannt ist.«
»Und daher denkst du nun«, sagte Arto Söderstedt, »dass ›A‹ gar nicht ›Priorität A‹ bedeutet, sondern ...«
»Ja, womöglich bedeutet A nämlich ›Asterion‹. Wie in Asterion Security Ltd.«, antwortete Hjelm.
»Glaubst du also, dass wir schon wieder auf diese Idioten stoßen?«, fragte Kowalewski.
»Vielleicht«, antwortete Hjelm. »Aber diesmal ist es möglicherweise noch etwas schlimmer. Denn wenn es nicht W gewesen ist, der dem tiefgefrorenen Professor Rigaudeau die Berichte in den Mund gesteckt hat, muss es logischerweise das Sicherheitsunternehmen selbst gewesen sein. Und in diesem Fall kann sich die Botschaft nur an einen einzigen Empfänger richten – nämlich an uns.«
Costa del Sol
Estepona, 31. Mai
Obwohl es noch früh am Morgen war, war es schon recht heiß im andalusischen Estepona. In ihrem Mietwagen mit Klimaanlage fröstelten Miriam Hershey und Laima Balodis hingegen, während sie ihre Notizen vom Vorabend miteinander verglichen. Dabei schweiften ihre Blicke nicht ein einziges Mal zum verlockend vor ihnen liegenden Meer ab und ebenso wenig hinauf zur Luxusvilla in dem kleinen Wohngebiet oben auf der Hügelkette, dem stilvollen Eigentum von Sir Michael Dworzak. Die Villa lag verlassen da – das hatten sie bereits am Vortag festgestellt –, und die ausgiebigen Befragungen der Nachbarn in den bedeutend bescheideneren Reihenhäusern unten an der Hauptstraße, an der sie jetzt mit dem Wagen parkten, hatten nichts erbracht. Keiner hatte eine Ahnung davon, wo Sir Michael Dworzak sich zurzeit aufhalten könnte.
»Asterion«, sagte Miriam Hershey und befühlte ihre Nase, die ein gutes Jahr nach der Konfrontation im Polizeigebäude New Scotland Yard in London immer noch ein wenig schief war. Es war eine Auseinandersetzung mit einem privaten Sicherheitsunternehmen namens Asterion gewesen.
»Ob sie dahinterstecken, wissen wir allerdings noch nicht«, wandte Laima Balodis ein. »Das ist lediglich Hjelms vage Hypothese.«
»Aber wenn es Asterion ist, haben sie Dworzak definitiv in ein anonymes Safe House gebracht. Dann ist er in einem sicheren Versteck, und unsere Fahrt hierher war vergebens.«
»Ich schätze, das Ganze ist ein wenig komplizierter«, entgegnete Balodis. »Wenn sie Dworzak in ein anonymes Safe House gebracht hätten, würden sie uns nicht die Berichte zukommen lassen.«
»Du meinst, sie haben Sir Michael geopfert? Und wofür? Für ein besseres Angebot?«
»Ich habe gestern Abend den Bericht aus Den Haag gelesen. Es gibt einen Typen mit gigantischen finanziellen Muskeln. Udo Massicotte. Ist doch klar, dass es für Massicotte und diese Firma besser ist, wenn Dworzak uns seine Geschichte nicht erzählen kann.«
»Wenn diese Berichte der Wahrheit entsprechen, macht Sir Michael einen ziemlich verwirrten Eindruck«, sagte Hershey. »Er vergisst, gewisse Informationen weiterzugeben, und leistet sich merkwürdige Aussetzer. Er wäre ganz sicher bereit, uns alles zu berichten, wenn wir ihm das Leben retten und ihn in ein Zeugenschutzprogramm einbinden würden.«
»Aber das will Massicotte nicht«, ergänzte Balodis.
Hershey veränderte ihre Position auf dem Fahrersitz und sagte: »Wenn all das stimmt, hat Massicotte sein Verschwinden verdammt gut geplant. Zum einen ist es ihm gelungen, den Eindruck zu vermitteln,
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