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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Bande um den Glatzköpfigen, die Deda aus seinem Viertel zu Hause kennt. Von der er sich immer ferngehalten hat.
    Das Blut in ihren Mundwinkeln, auf ihren Wangen.
    Wie zäh es ihnen am Kinn hinunterläuft. Trotz der Entfernung ist es deutlich zu erkennen. Ein beinahe leuchtendes Rot. Es entspricht der Logik dieses Albtraums, dass sie alle, jeder Einzelne, wie auf Befehl, ihre aufgerissenen Augen auf ihn richten. Auf Deda, der am Wassersaum entlangwandert. Ihre Blicke sprühen vor Energie und Kraft. Sie unterscheiden sich vollkommen von den resignierten Blicken der Floßbauer, denen er am Ufer begegnet ist. Deren Blicke gleichförmig und stumpf, ja leblos sind. Ihre Augen sind tot. Ihre Körper bewegen sich in der Hoffnung auf Flucht mechanisch wie Hühner, denen man den Kopf abgehackt hat. Eine Bewegung, die im Leben begonnen wurde und im Tod vollendet wird.
    Doch in den Blicken derer, vor denen er nun zu fliehen versucht, nimmt er diese Resignation nicht wahr. Keineswegs. Aber auf dem Lastkahn hat er es deutlich gesehen: wie auch ihre Blicke erloschen. Einer nach dem anderen. Am Ende auch der des Glatzköpfigen. Als der Kahn nahe der Stadt anlegte und doch wieder abfuhr. Kurz bevor sich die Wellenbewegung unter den eingesperrten Passagieren fortzusetzen begann, hat er es gesehen, als er eigentlich hätte sterben müssen, zu Tode eingeklemmt. Doch erst jetzt begreift er, was er da gesehen hat. Das Letzte, was er sah, bevor der Kapitän ihn an Deck hob, war, wie der Glatzköpfige zusammensank und sein harter Blick erlosch.
    In dem Moment waren alle Blicke gleich.
    Aber jetzt ist das wieder anders. Doch das liegt nicht nur an der Energie, die sie durch das Fleisch und das Blut gewonnen haben. Ihre Blicke sind vielmehr die Blicke von Menschen, die eine Grenze zu einer völlig anderen Dimension überschritten haben.
    Deda entfernt sich rasch von ihnen. Er sieht, wie sie sich in alle Richtungen umschauen wie Raubtiere. Oder Roboter.
    Schließlich traut er sich, wieder langsamer zu gehen. Er wandert weiter am Ufer entlang. Die Resignierten bauen ihre Flöße. Sie wirken immer weniger fluchttauglich. Er dreht sich um. Nichts deutet darauf hin, dass die Gang des Glatzköpfigen ihm gefolgt ist. Sie sucht ihre Beute dort, wo die Opfer am zahlreichsten und am schwächsten sind. Aber das ist nicht hier. Jedenfalls noch nicht.
    Erst, als er die Insel halb umrundet hat, stellt er fest, dass sie zu klein ist, um irgendwo menschenleer zu sein. Es gibt keine geheimen Verstecke, in die er hineinschlüpfen und in denen er verschwinden könnte, um auf Rettung zu warten. Dennoch sucht er. Er sucht fieberhaft.
    Überall sieht er Menschen. Herumirrende Gefangene. Er kann keinen einsamen Ort ausmachen. Dennoch versucht er es. Er streicht vorsichtig am Waldrand entlang. Die meisten Menschen sind ungefährlich, vor ihren leeren Blicken fürchtet er sich nicht, aber da sind auch noch die anderen, die eine fortwährende Bedrohung darstellen.
    Es scheint, als spürten die meisten Gefangenen das instinktiv. Denn um den Wald herum hat sich eine unsichtbare Grenze gebildet, dahinter ein Streifen Niemandsland wie ein perverser Heiligenschein. Dort halten sich keine Menschen auf, und als Deda die Leute beobachtet, sieht er, wie sie zehn Meter vor dem Waldrand wie von einer unsichtbaren Wand abprallen. Als er weitergeht, sieht er, dass es überall dasselbe ist, rund um das absurd kleine Waldstück. In dieses Niemandsland muss Deda gehen. Dort kann er sich verstecken, ein wenig ausruhen und ausharren. Er muss sich diesen Streifen Land zu eigen machen. Allerdings ohne dass es jemand merkt.
    Er schleicht darin umher und macht sich dabei so unsichtbar wie nur möglich. Stunde um Stunde. Er geht in die Hocke, sucht nach Winkeln, Ecken, engen Gängen – und er ist in seiner Suche erstaunlich systematisch. Plötzlich – durch das endlose Wimmern hindurch – ein leises Plätschern. Ganz schwach, aber er scheint höchstens einen halben Meter davon entfernt zu sein, und als er Schicht um Schicht heruntergefallene Zweige entfernt, sieht er es auch: eine kleine Quelle.
    Das Wasser perlt aus der Erde wie die zurückgehaltenen Tränen Gottes.
    Deda schaut sich aufmerksam um, und das Herz in seiner Brust schlägt so laut, als wollte es herausspringen. Dann beugt er sich hinunter und trinkt. Nie zuvor hat ihm Wasser so gut geschmeckt. Es ist Taufwasser, Weihwasser, und es gibt ihm das bizarre Gefühl von Hoffnung.
    Als Deda seinen Durst gelöscht hat, legt er

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