Zorn: Thriller (German Edition)
abgekürzt.«
»Könntest du sie noch einmal wiederholen?«
»Wenn du deine regelmäßigen Berichte über unsere Fortschritte direkt an den Computer des Direktors schickst, werden die Berichte an eine unbekannte Instanz weitergeleitet. Ein technisch ziemlich ausgeklügelter Trojaner hat sich an sämtlichen Firewalls vorbeigeschlichen und hockt jetzt da drinnen.« Er zeigte auf Paul Hjelms Computer.
»Hier?«, fragte Hjelm und legte seine Hand auf den Bildschirm.
»Nicht ganz«, antwortete Sifakis. »Aber auf deiner Festplatte. Und zwar ausschließlich dort. Die Techniker sind davon überzeugt, dass es ihnen ziemlich leicht gelingt, den schädlichen Programmcode zu entfernen.«
»Kannst du mir einen Augenblick Zeit lassen, um dir zu folgen?«, fragte Hjelm.
Sifakis gehörte normalerweise nicht zu den Personen, die sich so leicht aus der Ruhe bringen ließen, doch genau in diesem Augenblick spürte er, wie angespannt er war.
Hjelm registrierte, wie er sich bemühte, seine Aufregung zu unterdrücken und durch gedankliche Aktivität zu ersetzen. »Ist es so, dass sich der Trojaner ausschließlich in diesem Computer befindet?«, fragte er. »Ist es so, dass er nur dann aktiviert wird, wenn ich Berichte an die Direktion schicke?«
»Ja.« Sifakis nickte. »Wir haben ihn bereits isoliert.«
»Unsere gesamte übrige Kommunikation ist also intakt?«
»Ja. Meinst du ...?«
»Ich meine, dass wir einen interessanten Vorsprung gegenüber Asterion herausholen könnten, wenn wir sie zum richtigen Zeitpunkt mit Desinformation füttern.«
»Super«, rief Sifakis aus und machte seinem ganzen Enthusiasmus Luft. »Wir müssen genau analysieren, wie viel sie im Augenblick wissen, und dann den Trojaner zur Desinformation nutzen. Das Wichtigste im Moment ist: Hast du in deinen Berichten bereits vermerkt, dass wir über Ws Handy möglicherweise wissen, wo er steckt?«
»Nein, ich sitze gerade an diesem Bericht.«
»Ausgezeichnet«, sagte Sifakis. »Was immer du tust, schick ihn nicht an die Direktion. Du musst ihn ihr in anderer Form zukommen lassen. Von jetzt an gehen nur noch gefälschte Berichte von dir an den Direktor.«
»Gut«, bestätigte Hjelm. »Die werden beinhalten, dass wir in Bezug auf W keine unmittelbaren Fortschritte machen. Aber wie können wir das noch weiter ausnutzen?«
»Wir müssen eine Falschmeldung entwerfen, die besagt, dass W irgendwo anders gesichtet wurde, und dann senden wir diese Desinformation genau zum richtigen Zeitpunkt. Um eine Einheit Legionäre an einen falschen Ort zu lotsen. Und die Bewachung Massicottes zu reduzieren.«
»Wir werden diese Meldung abschicken, wenn wir wissen, wo Massicotte sich befindet«, sagte Hjelm. »Gut. Wenn wir davon ausgehen, dass der Professor sich irgendwo in der Nähe von Nizza aufhält, könnte Paris infrage kommen. Wir müssen lediglich die nationale französische Opcop-Gruppe aktivieren und eine plausible Geschichte parat haben.«
»Phantastisch«, rief Sifakis aus. »Und jetzt legen wir los.«
Nachdem sich der blinkende Punkt auf dem elektronischen Whiteboard zwei Stunden lang nicht vom Fleck bewegt hatte, überschlugen sich die Ereignisse geradezu. Es war kurz vor zwanzig Uhr, und in dem Moment, als Paul Hjelm die Opcop-Gruppe um den großen Bildschirm versammelte, klopfte es an der Tür. Alle Blicke richteten sich dorthin. Herein kam eine zierliche Gestalt mit einer großen Aura. Ihr linker Arm wurde mit einem Dreieckstuch gehalten, und sie blieb einige Meter vor der Gruppe stehen.
»Was habt ihr denn?«, fragte Laima Balodis erstaunt. »Dachtet ihr wirklich, dass ich das hier verpassen will?«
Keiner brachte ein Wort heraus. Erst, als sie ihren Schreibtisch erreichte, brach der Applaus los. Der einfach nicht enden wollte, bis Balodis sichtlich ungerührt sagte: »Ich applaudiere gerne selbst, wenn der Fall gelöst ist. Aber nicht jetzt.«
»Wie geht es Miriam?«, fragte Paul Hjelm.
»Wie ihr ja wisst, ist die Operation gut verlaufen. Keine Knochensplitter im Gehirn. Eigentlich wollte sie mitkommen, weshalb ich handgreiflich werden und sie wieder zurück ins Krankenbett befördern musste. Aber sie lässt euch etwas ausrichten.«
»Lass mich raten«, sagte Hjelm. »›Glaubt ihr ernsthaft, dass ich vorhabe, hier liegen zu bleiben? Ich habe weiß Gott schon weitaus Schlimmeres erlebt.‹«
Laima Balodis lächelte kurz und erwiderte dann: »So ungefähr. Aber ich weiß nicht, ob Letzteres inzwischen noch zutrifft. Und ich selbst habe noch eine
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