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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Ereignissen.«
    Er verstummte und tauchte in die geheimen Winkel seines Computers ein. Nachdem er eine Weile herumgeklickt hatte, blickte er wieder auf und fuhr fort: »Es handelt sich um einen Politiker, der auf einer italienischen Insel ermordet aufgefunden wurde. Er kam aus Prag und saß im Europaparlament in einem Block mit dem eigentümlichen Namen ›Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke‹ und war seit sieben Jahren EU-Parlamentarier. Er hieß Roman Vacek und sah folgendermaßen aus.« Paul Hjelm klickte auf seinem Computer ein Foto an und zeigte es auf der Leinwand. Ein groß gewachsener Mann im Anzug mit Hornbrille und einem Vertrauen einflößenden breiten Lächeln war zu sehen.
    »Er hat offenbar einen interessanten Lebenslauf«, fuhr Hjelm fort. »1944 geboren, in Prag zum Arzt ausgebildet, in den Westen geflohen, aber nicht 68, während des Prager Frühlings, sondern erst später während einer Konferenz für Genetik in Liverpool im Frühjahr 1975. Lebte seitdem im Exil in den USA und war an der Johns Hopkins University in Baltimore tätig, bis die Mauer fiel, ja sogar noch länger, bis die ehemalige Tschechoslowakei in Tschechien und die Slowakei geteilt wurde. Danach wurde er in einer Partei mit dem Namen KSCˇM politisch aktiv und sattelte sukzessive zum Vollzeitpolitiker um.«
    »KSCˇM«, wiederholte Laima Balodis. »Ist das nicht ...?«
    »Doch«, antwortete Hjelm. »Eine der aktivsten europäischen kommunistischen Parteien nach dem Fall der Mauer, Komunistická strana Cˇech a Moravy, Kommunistische Partei in Böhmen und Mähren.«
    »Er ist also erst vor den Kommunisten geflohen«, konstatierte Jutta Beyer skeptisch, »und wurde dann selbst Kommunist?«
    »Es scheint so«, antwortete Hjelm, den Blick auf seinen Computerbildschirm geheftet. »Nannte sich auch ›Eurokommunist‹.«
    »Umso wichtiger erscheint die Tatsache«, befand Arto Söderstedt, »dass wir es jetzt mit einem weiteren toten Arzt in einer sensiblen europäischen Spitzenposition zu tun haben.«
    »Und am wichtigsten von allem ist«, fügte Hjelm hinzu, »dass es eilt. Die italienische Polizei hat den Tatort für uns abgeriegelt. Die nationalen Repräsentanten von Opcop sind bereits vor Ort, wie man mir sagte, und der Direktor von Europol hat uns einen Hubschrauber zur Verfügung gestellt. Er wird in etwa einer Viertelstunde hier eintreffen. Ich fliege hin und nehme zwei bis drei von euch mit.«
    »Und wohin?«, fragte Corine Bouhaddi.
    »Zum Tatort«, antwortete Hjelm. »Eine Insel vor der toskanischen Küste mit dem Namen Capraia. Du, Corine, sowie Jutta und Arto kommen mit. Der Rest von euch gleicht die Register von Roman Vacek, Udo Massicotte und Isli Vrapi miteinander ab. Versucht, Verbindungen zu finden. Vertieft die Suche, soweit ihr könnt. Angelos wird die Aufgaben verteilen und die Arbeit leiten. Inzwischen sind alle informiert, auch alle nationalen Repräsentanten. Los geht’s, diejenigen, die mich in die Inselwelt der Toskana begleiten, folgen mir bitte. Angelos, du übernimmst.«
    Bouhaddi war geradezu kindlich glücklich darüber, dass sie Hjelm, Beyer und Söderstedt folgen durfte. Die letzten Worte, die sie hörte, bevor sie die Kathedrale verließen, kamen von Angelos Sifakis: »Also, ihr habt gehört, worum es geht. Meeting hier vorn.«
    Vor der Tür versammelte Hjelm die drei um sich und sagte: »Draußen wartet ein Wagen, der uns zum Krankenhaus bringt. Hubschrauber heben besser nicht vom Europolgebäude ab, wir wollen nicht, dass die Medien davon Wind bekommen. Schließlich sind wir noch immer eine geheime Gruppe.«
    Neun Minuten später, um Viertel vor neun, hoben die vier von der Hubschrauberplattform des Bronovo-Krankenhauses ab und nahmen Kurs auf Südeuropa. Gut achthundert Kilometer durch den Luftraum von mindestens fünf Ländern würden sie in einer sauerstoffarmen Kapsel zurücklegen, mit der Folge, dass mehr als die Hälfte der Anwesenden bald flugkrank wurde. Da der Pilot – ein Zivilist und der Schweigepflicht unterworfen – die Schar auf fünf Personen erhöhte, waren es drei, denen während des Flugs schlecht wurde, der einen Zwischenhalt zum Tanken und einen ziemlich weiten Bogen um die Alpen herum miteinschloss.
    Paul Hjelm gehörte zu den Flugkranken, auch wenn er sich bemühte, es so gut wie möglich zu verbergen. Achtzehn Meter über Den Haag erbrach sich Arto Söderstedt über Jutta Beyer, die sich eine Minute später, in der sie immer blasser geworden war, schließlich

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