Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
widerwilligen und vom Leben gelangweilten Bediensteten entlockt werden mussten. Eine Sache wäre jetzt wirklich einen Test wert, dachte Sara Svenhagen. Welche Macht hatte eigentlich das Wort Europol? Erstaunliche, wie sich herausstellte. Denn es öffnete ihnen diverse Türen, sogar französische. Schließlich zeichnete sich tatsächlich eine Spur ab.
    Die Reiseroute von Didier Girault. Am Samstag, den 6. Oktober 2001, war er von Landvetter, Göteborg, nach Kopenhagen geflogen. Dann nach Marseille umgestiegen. Die letzten hundert Kilometer nach Avignon nahm er ein Taxi, das er mit einer Kreditkarte auf seinen Namen bezahlte. Also kontaktierten sie das Taxiunternehmen, bei dem er das Taxi vorbestellt hatte.
    Richtig, für zwei Personen. Stumm geballte Fäuste.
    Aber es war kein zweiter Name vermerkt, natürlich nicht, bislang gab es auch noch keine Übereinstimmung zwischen den Studenten- und den Passagierlisten, doch eines stand fest: Es wurden zwei Personen vom Flughafen Marseille nach Avignon befördert, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie beide bei Didier Giraults Mutter wohnen wollten, war hoch. Es gab keine Anzeichen dafür, dass Girault schwul gewesen wäre – im Gegenteil, an diversen vorherigen Universitäten hatte es Kontroversen wegen »unzulässigen Kontakts mit weiblichen Studenten« gegeben.
    Also handelte es sich bei dem zweiten Passagier mit hoher Wahrscheinlichkeit – um eine Frau. Eine junge Frau.
    Eine Studentin.
    »Ganz sicher ist sie diejenige, oder?«, fragte Bouhaddi, als sie für einen kurzen Augenblick wieder an die Oberfläche stiegen, um Luft zu holen.
    »Ja«, antwortete Svenhagen, während sie einatmete und danach wieder abtauchte.
    Didiers Giraults Mutter. Lebte sie überhaupt noch? Sie musste nicht unbedingt ebenfalls Girault heißen, aber es war wahrscheinlich. Also unternahmen sie mehrere Versuche bei diversen Madames Girault im vermuteten Alter in Avignon und Umgebung, aber das ergab nichts. Der Weg über die französischen Behörden würde einen zu großen bürokratischen Zeitaufwand bedeuten. Also versuchten sie es weiter selbst. Elf, zwölf, dreizehn Telefonate, bis sich am Ende auf Corine Bouhaddis Handy eine Frau mit einer zutreffenden Antwort meldete.
    »Didier ist tot.«
    Es war eine schrille, aber dünne Stimme. Bouhaddi sah eine vogelähnliche Frau vor sich, eine winzig kleine Französin, im Herbst ihres Lebens, nahezu ausgedörrt – wohl nicht zuletzt aufgrund des allzu frühen und rätselhaften Dahinscheidens ihres erfolgreichen Sohnes. Bouhaddi gelang es, ihre Frage sowohl mitfühlend als auch bedeutsam zu formulieren, woraufhin die Antwort dafür sorgte, dass die Glasglocke, unter der das Trio immer atemloser herumschwamm, mit neuem Sauerstoff versorgt wurde.
    »Eine Freundin, behauptete Didier. Ich hatte eigentlich nichts dagegen einzuwenden, das ist eben so eine französische Unsitte. Ich glaube nur, dass Angélique in Göteborg es nicht besonders gut gefunden hätte. Denn sie war nicht gerade eine Anne Sinclair, wenn man das so sagen kann. Eher eine streitbare Feministin.«
    Obwohl es mehr als zehn Sekunden dauerte, bis Bouhaddi Anne Sinclair als Ehefrau des Präsidentschaftskandidaten Dominique Strauss-Kahn einordnen konnte, gelang es ihr, unmittelbar weiterzufragen: »Angélique war also Didiers ...«
    »Ehefrau«, bestätigte Madame Girault.
    »Wie deutlich können Sie sich an diese Freundin erinnern?«
    »Sehr deutlich«, entgegnete Madame unmissverständlich. »Jung, blond und dennoch nicht eindeutig nordisch. Ich kann die dänischen von den schwedischen Blondinen unterscheiden, Norwegisch verstehe ich gar nicht, und Finnisch ist etwas ganz anderes. Aber sie war nichts dergleichen.«
    Bouhaddi ballte in einem kurzen Augenblick des Triumphs die Faust. Diese Frau war die perfekte Zeugin. Daher beschloss sie, diese Madame Girault nicht dem französischen Opcop-Zweig zu überlassen, sondern sich ihrer selbst anzunehmen.
    Allein ist man stark.
    »Und was war sie für ein Typ?«, fragte sie mit mühsam erzwungener Ruhe.
    »Ein slawischer, würde ich sagen«, antwortete Madame Girault. »Russin oder möglicherweise Tschechin.«
    Corine Bouhaddi bemühte sich, die Tatsache zu ignorieren, dass in diesem Augenblick ein lautes Klingeln von Felipe Navarros Computer ertönte. Sie bemühte sich außerdem, die Tatsache zu ignorieren, dass er aufsprang und sein Stuhl umkippte und Sara Svenhagen mit vier Schritten zu ihm hinstürzte. Bouhaddi fragte freundlich: »Glauben Sie,

Weitere Kostenlose Bücher