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Zorn - Tod und Regen

Zorn - Tod und Regen

Titel: Zorn - Tod und Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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Mann, der gebückt vor der Bar stand und seine Hosentaschen abklopfte. Er sah ihr einen Moment nach und wandte sich dann wieder seiner Suche zu.
    Die alte Frau in der Wohnung gegenüber schnarchte leise vor sich hin. Der Fernseher, ein riesiges Flachbildmodell, war an der Wand befestigt, darunter lag ein Kissen, auf dem ein alter, zerzauster Kater vor sich hin döste. Das Programm hatte gewechselt, jetzt liefen Werbeclips für Telefonsex.
    Mit einem zufriedenen Grunzen zog Stapic endlich den Schlüssel aus seiner Jacke. Er murmelte etwas auf Kroatisch, hielt den Schlüssel prüfend gegen das Licht einer Laterne und steckte ihn dann ins Schloss.
    Ruf! Misch! An!
, hauchte eine barbusige Blondine mit leichtem hessischen Akzent in der Wohnung gegenüber. Der Kater unter dem Fernseher zuckte kurz mit den Ohren.
    Stapic drehte den Schlüssel.
    Die alte Frau kratzte sich im Schlaf an der Nase.
    Eine weitere Drehung.
    Das Schloss rastete ein.
    Die Wucht der Explosion riss Mirko Stapic von den Füßen. Die Laterne vor der Bar flackerte auf und erlosch, in den Schränken der umliegenden Wohnungen klapperte das Geschirr, Glassplitter und kleine Gesteinsbrocken flogen quer über die Straße und zerbarsten am Haus gegenüber. Der Fernseher der alten Dame wurde durch die Erschütterung aus seiner Verankerung gerissen und begrub den Kater unter sich, der sofort tot war und schon deswegen gar nicht wusste, wie ihm geschah. Die alte Frau fuhr auf, sah das Tier mit zertrümmertem Schädel auf dem Teppich liegen und begann zu schreien, bevor sie richtig verstand, was eigentlich passiert war.
    Und während Claudius Zorn gar nicht weit entfernt wach lag und hörte, wie Malina im Schlaf leise seinen Namen flüsterte, wurde der kroatische Barbesitzer zwei Meter durch die Luft geschleudert und krachte dann mit voller Wucht auf das nasse Pflaster des Gehsteigs.
    Die Stille dröhnte, sonst rührte sich nichts.

TEIL DREI
    What have I become, my sweetest friend?
    Everyone I know goes away in the end.

Einundzwanzig
    »Du siehst prima aus, Chef.«
    »Wie?«
    »Erholt und ausgeruht. Hast du letzte Nacht gut geschlafen?«
    »Das geht dich gar nichts an«, knurrte Zorn und warf Schröder einen vorwurfsvollen Blick zu. Er war wütend, weil er erst von der Explosion erfahren hatte, als er gegen neun ins Präsidium gekommen war.
    »Wir haben mindestens sechs Stunden verloren, Schröder! Wieso hat es niemand für nötig gehalten, mich sofort zu unterrichten?«
    »Weil die Kollegen es zuerst für eine Gasexplosion hielten. Und weil sie nicht geahnt haben, dass es einen Zusammenhang mit den Mordfällen geben könnte.«
    Zorn brummte etwas von überbezahlten, unfähigen Beamten, die nichts anderes als ihre Pension im Kopf hätten. Eine Bemerkung, die Schröder geflissentlich überhörte.
    »Der Besitzer hat unglaubliches Glück gehabt, Chef. Abgesehen von ein paar Schürfwunden ist er so gut wie unverletzt.«
    »Das weiß ich. Erzähl mir lieber was Neues.«
    »Als Sprengsatz diente eine Handgranate, wahrscheinlich ein Modell aus der Schweiz, das auch die Bundeswehr einsetzt. Sie war in einem Papierkorb direkt neben dem Eingang versteckt.«
    »Ein Papierkorb?«
    »Ja, so ein schweres, dickes Betonding. Er ist wie durch ein Wunder ganz geblieben, deswegen ist die Druckwelle zum größten Teil nach oben abgeleitet worden.«
    »Wo ist Mirko Stapic jetzt?«
    »Zu Hause.«
    »Wir sollten mit ihm sprechen, oder?«
    »Ich habe ihn herbestellt, Chef. Er ist in einer Stunde hier.«
    »Gut. Vielleicht kann er uns weiterhelfen.«
    »Dieser Anschlag geschieht wirklich zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt. Immerhin ist der Barbesitzer einer der Letzten, die Philipp Sauer lebend gesehen haben. Auf der anderen Seite könnte es sich aber auch um einen stinknormalen Bandenkrieg handeln.«
    »Schutzgelderpressung?«
    »Warum nicht? Da fliegt öfter mal eine Bombe, Chef.«
    Ich muss Malina anrufen, überlegte Zorn. Sie weiß wahrscheinlich noch gar nicht, was passiert ist. Er dachte kurz an die vergangene Nacht, spürte, wie sein Puls stieg, und hatte plötzlich Probleme, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
    »Was ist mit dem … mit dem Zünder?«, fragte er.
    »Da haben wir ein gewisses Problem. Die Handgranate wurde per Funk ausgelöst, der Zünder war mit dem Türschloss gekoppelt. Da hat jemand hübsch was zusammengebastelt, es wird eine Weile dauern, bis wir wissen, welche Teile da verwendet wurden.«
    »Dann werden wir mal wieder abwarten müssen.« Zorn schob

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