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Zorn - Tod und Regen

Zorn - Tod und Regen

Titel: Zorn - Tod und Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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Schröder ernst. »Ich schwimme.«
    »Hahaha.«
    Dann klingelte Zorns Handy. Hannah Saborowski rief an.
    *
    Hannah hatte vorgeschlagen, dass sie sich in der Kantine treffen sollten. Doch da konnte Zorn nicht rauchen, und so hatten sie sich im
Basement
verabredet. Jetzt, um die Mittagszeit, herrschte hier Hochbetrieb, fast alle Tische waren besetzt, die Kellner rannten eilig hin und her, liefen ständig Gefahr, mit ihren vollbeladenen Tabletts umgestoßen zu werden. Der hintere Teil mit der Bar war geschlossen.
    Zorn saß mit Schröder an dem Tisch, an dem er sich vor ein paar Tagen mit Henning Mahler so fürchterlich betrunken hatte. Er war aufgeregt, Hannah hatte ihm am Telefon nicht erklärt, was genau sie gefunden hatte, und so brannte er darauf, zu erfahren, um was es sich wohl handeln könnte.
    Er war gerade dabei, Schröder zu erklären, dass Hannah den Safe vom Staatsanwalt geknackt habe, als diese mit gerötetem Gesicht hereinstürmte, Zorn einen Kuss auf die Wange gab und sich mit einem Seufzer an die Stirnseite des Tisches setzte.
    »So«, sagte sie grinsend, nickte Schröder zu und warf eine dünne, in Klarsichtfolie verpackte Mappe auf den Tisch. »Ich glaube, das könnte euch interessieren, Jungs.«
    In diesem Moment erschien die Kellnerin, eine stark geschminkte, rundliche Blondine, zückte ohne ein Wort zu sagen ihren Block und sah sie mit gehobenen Augenbrauen an, um die Bestellung aufzunehmen.
    »Wir essen später«, sagte Zorn und griff hastig nach der Mappe, doch Hannah legte eine Hand auf seinen Arm.
    »Ich habe Hunger«, erklärte sie und nahm die Speisekarte.
    »Aber ich nicht.« Zorn schnappte erneut nach der Folie. Vergeblich, denn ohne aufzublicken hatte Hannah die Mappe zu sich herangezogen, während sie weiter aufmerksam die Speisekarte studierte.
    »Jetzt bestimme ich«, beschied Hannah. »Ich will was essen.«
    Zorn schnappte nach Luft. »Sind wir hier im Kindergarten?«
    Die Kellnerin stand mit gezücktem Stift am Tisch und wartete, Hannah blätterte grinsend in der Karte.
    »Nudelsuppe«, sagte Schröder.
    »Was?«, stöhnte Zorn und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch.
    »Ich hätte gern eine Nudelsuppe«, wiederholte Schröder. »Und eine Cola.«
    Schweigend schrieb die Kellnerin mit.
    »Und ich«, Hannah legte die Speisekarte beiseite, »nehme den Eisbergsalat.«
    »Okay, das hätten wir.« Zorn beugte sich vor. »Könnte ich jetzt endlich –?«
    »Du isst auch was«, befahl Hannah.
    Die Augenbrauen der Kellnerin hoben sich einen weiteren Zentimeter.
    »Eisbein!«, bellte Zorn. »Und ein Bier.«
    Die Kellnerin wollte abtreten, doch Hannah hielt sie zurück: »Moment!«
    Zorn griff sich an den Kopf.
    »Der Herr Hauptkommissar nimmt auch den Salat. Und ein Wasser.« Hannah tätschelte Zorns Wange. »Du solltest auf deinen Bauch achten.«
    Jetzt war es an Schröder, die Augenbraue zu heben. Zorn biss sich auf die Unterlippe und schwieg.
    »Ist das alles?«, fragte die Kellnerin in breitem Sächsisch.
    »Ja«, erwiderte Hannah. »Das wär erst mal alles. Und jetzt können wir reden.«
    *
    Staatsanwalt Sauer betrat das Vorzimmer, warf seinen Mantel über den Haken, riss die Tür zu seinem Büro auf und blieb kurz stehen. »Einen Tee«, befahl er, ohne sich umzudrehen. »Und bestellen Sie mir bei Carazzi eine Pasta mit Muscheln und Scampi.«
    Als keine Antwort ertönte, drehte er sich um und sah, dass der Platz seiner Sekretärin leer war. »Blöde Kuh«, knurrte er, obwohl er wusste, dass sie in ihrer regulären Mittagspause sein musste. Schwungvoll steuerte er seinen Schreibtisch an.
    Er sah auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmte.
    Sauer war ein Mensch, der sich stets doppelt absicherte, und der Safe allein hätte ihm nie genügt, um sich zu schützen. Die vier afrikanischen Figuren vor dem Tresor standen auf den ersten Blick willkürlich aufgereiht da, doch wenn man genau hinsah, bemerkte man, dass sie schnurgerade ausgerichtet waren. Bis auf die dritte von links, eine aus dunklem Holz geschnitzte, sitzende Wassergottheit, die Sauer zehn Zentimeter nach hinten gestellt hatte. Wollte man den Safe öffnen, musste man sie beiseiteschieben. Und das hatte jemand getan, denn sie stand nicht an ihrem alten Platz.
    Die Putzfrau konnte es nicht gewesen sein, sie kam am Montag, heute war Donnerstag. Es gab nur eine Person, die in der letzten Stunde hier eingedrungen sein konnte: seine Sekretärin. Er brauchte dreißig Sekunden, um den Schlüssel zu holen und den Safe zu

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