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Zorn - Tod und Regen

Zorn - Tod und Regen

Titel: Zorn - Tod und Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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Bosch.«
    »Das könnte erklären, warum er die Ermittlungen verschleppt hat. Aber nicht, weshalb sie getötet wurde. Und erst recht nicht, warum er selbst ermordet wurde.«
    Zorn fühlte sich plötzlich unglaublich müde. »Wissen Sie, ich kann an nichts anderes mehr denken. Es macht mich wahnsinnig, dieses ständige Gefühl, etwas zu übersehen. Ich fürchte, dass das erst der Anfang war. Dass noch viel mehr passieren wird. All das Blut und … und diese beschissene Brutalität.«
    »Sie müssen sich keine Schuld geben.«
    »Tu ich nicht.«
    Das tue ich sehr wohl, dachte Zorn. Wer außer mir sollte schuld an Hannahs Verschwinden sein? Ich weiß nicht, was ich mache, wenn ihr etwas passiert.
    Keitel nahm seine Brille ab und betrachtete sie nachdenklich. »Ich denke, dass es durchaus Parallelen gibt. Die Morde ähneln sich in gewisser Weise.«
    »Inwiefern?«
    »Sie haben es selbst gesagt, wir haben es mit einer ungewöhnlichen Brutalität zu tun. Und ich sehe in beiden Fällen einen gewissen Hang zur Theatralik. Nehmen Sie die öffentliche Zurschaustellung der Leichen, Sauer auf dem Turm, Sigrun Bosch auf einer Bank. Das hat etwas von einer Inszenierung. Man schickt Ihnen ein Video, hinterlässt Zeichen auf der Leiche. Sucht den Kontakt zu Ihnen. Ich bin übrigens sicher, dass auch bei Philipp Sauer ein Hinweis hinterlassen wurde.«
    »Gefunden haben wir nichts.«
    »Suchen Sie weiter.«
    Plötzlich hatte Zorn eine Idee. Er ging zum Schreibtisch und wählte Schröders Nummer.
    »Schick eine Streife in die Kantstraße. Die sollen den Keller durchsuchen.«
    Schröder verstand sofort. »Ist unterwegs«, erwiderte er und legte auf.
    Wenn es eine Verbindung zwischen den Morden gab, konnte es immerhin sein, dass Hannah an dem gleichen Ort festgehalten wurde, wo Sigrun Bosch gestorben war. Die Chance war verschwindend gering. Aber es war immerhin eine.
    Zorn räusperte sich und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. »Denken Sie, dass es aufhört?«
    »Nein«, erwiderte Keitel. »Jedenfalls nicht sofort. Wie gesagt, es ist eine Inszenierung, und wer immer auch die Fäden zieht, hört erst auf, wenn der letzte Akt vorüber ist. Und das scheint mir noch lange nicht der Fall zu sein.«
    Zorn ging zum Schreibtisch, holte das braune Schulheft aus einer Schublade und reichte es dem Psychologen. »Die Aufzeichnungen von Sigrun Bosch. Es wäre nett, wenn Sie das durchlesen würden. Vielleicht finden Sie etwas, das ich übersehen habe.«
    »Gut.« Keitel stand auf und strich sein Jackett glatt. »Haben Sie mittlerweile einen Hinweis, wo Frau Saborowski sein könnte?«
    Zorn schüttelte den Kopf.
    »Ich hoffe, dass Sie sie bald finden.«
    »Ja«, erwiderte Zorn leise. »Das müssen wir, verdammt.«
    *
    Langsam bog der Streifenwagen in die Kantstraße ein. Wachtmeister Kusch hatte jetzt seit elf Stunden Dienst. Als der Funkspruch kam, war er auf dem Rückweg ins Präsidium gewesen und hatte in Gedanken bereits zu Hause mit einem Bier auf dem Balkon gesessen. Die Überstunden machten ihm nichts aus, er liebte seine Arbeit und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.
    »Wonach genau suchen wir?«, fragte der Junge auf dem Beifahrersitz, ein pickliger Polizeianwärter, der seine Mütze verwegen in den Nacken geschoben hatte.
    Kusch bremste und kam vor dem Abrisshaus zum Stehen.
    »Nach einer vermissten Frau.«
    »Hier?«
    »Ja, im Keller. Hast du deine Waffe geprüft?«
    »Logisch.« Der Junge griff aufgeregt zum Halfter. Eine leichte Röte breitete sich auf seinen blassen Wangen aus. »Soll ich sie bereithalten?« Das klang fast ein wenig hoffnungsvoll.
    »Bleib ruhig, Columbo«, erwiderte Kusch und stieg aus. »Du wirst sie schon nicht brauchen.«
    *
    »Du willst sicher wissen, was ich mit dir vorhabe.«
    Das will sie nicht. Nein, das will sie wirklich nicht.
    Der Strahl der Lampe wandert zitternd nach rechts, fällt auf einen grauen Koffer. Ein gewöhnliches Gepäckstück aus kräftigem Leinen, ungefähr anderthalb Meter lang und knapp halb so hoch. »Ein Mensch hat über zweihundert Knochen. Ich werde dir nicht alle brechen können. Aber die meisten.«
    Sie fängt wieder an zu frieren, innerhalb von Sekunden bildet sich ein dünner Schweißfilm auf ihrem Körper. Der Lichtstrahl wandert zurück zu ihrem Gesicht. Sie kneift die Augen zusammen. Spürt den salzigen Geschmack, als sie sich die Lippen blutig beißt.
    »Hier unten sind wir sicher, aber die Gegend ist sehr belebt.« Wieder erscheint der Koffer im Licht. »Ich muss dich

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