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Zorn - Tod und Regen

Zorn - Tod und Regen

Titel: Zorn - Tod und Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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»Ich tue alles, was Sie wollen. Ich habe Geld gespart. Ich kann …«
    Er kichert leise.
    »Ich werde dich jetzt eine Weile allein lassen.« Das Scharren eines Stuhls, der Lichtpunkt bewegt sich. »Ist dir kalt?«
    »Sehr.«
    »Hast du Durst?«
    »Ein bisschen.«
    »Es wird schlimmer werden, das verspreche ich dir.«
    *
    Draußen legte er das Nachtsichtgerät beiseite, setzte sich in einen bequemen Sessel und schaltete die Musik ein. Er liebte Mozart. Am meisten das Requiem, Mozarts letzte Arbeit, das Werk, das er nicht vollendet hatte. Ja, das war der einzige Komponist, dem es jemals gelungen war, menschlichen Schmerz in Töne zu wandeln. Die ersten Takte des
Lacrimosa
erklangen, als der Chor einsetzte, lehnte er sich zurück, schloss die Augen und dirigierte mit der linken Hand mit.
    Schon in seiner Kindheit hatte er gelernt, Angst zu verbreiten. Und Horror. Er kannte die leisen, subtilen Mittel, die eine gewisse Zeit brauchten, um den Willen eines Menschen zu brechen, dafür aber umso zuverlässiger wirkten. Aber auch die lauten, schnellen Methoden nutzte er, wenn die Zeit drängte. Oder wenn er Lust dazu hatte. Egal, wofür er sich entschied: Es endete stets mit dem Tod.
    Zum Reden gebracht hatte er schon viele Menschen. Wenn sie also etwas wusste, würde sie es ihm sagen, bald.
    *
    Am Montagmorgen war der Mord an Sauer tatsächlich das Titelthema in den Zeitungen. Die Leiche war am Samstag entdeckt worden, so hatten die Redaktionen das ganze Wochenende über Zeit gehabt, möglichst reißerische Überschriften und Kommentare zu verfassen. Ein Boulevardblatt titelte mit dem
SCHLÄCHTER VOM MARKTPLATZ
, selbst das sonst eher zurückhaltende
Tageblatt
zeigte in Ermangelung besserer Bilder das verschwommene Foto eines Blutflecks und fragte:
WANN SCHLÄGT ER WIEDER ZU
?
    Zorn, der jedes Interview verweigert hatte, saß zu Hause, trank Kaffee und war wütend. Jetzt war sogar von einem Serienmörder die Rede. In der Pressemitteilung hatte die Polizei sorgfältig vermieden, von einem Mord zu sprechen, und die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Natürlich waren Hunderte Hinweise eingegangen, keiner hatte sich bisher als hilfreich erwiesen.
    Drei Männer hatten angerufen und sich selbst der Tat bezichtigt. Der Älteste war einundachtzig, außerdem meldeten sich ein Rollstuhlfahrer und ein arbeitsloser Taxifahrer, der sich zur Tatzeit in der Ausnüchterungszelle aufgehalten hatte. Auch sie behaupteten steif und fest, den Mord begangen zu haben, und wurden nach einer kurzen Vernehmung nach Hause geschickt.
    Zorn hatte keine Lust, zur Arbeit zu gehen. Im Präsidium herrschte Chaos. Noch war kein Nachfolger für Sauer bestimmt, niemand wusste momentan genau, wer die Ermittlungen in diesem Fall leiten würde. Die einzelnen Abteilungen arbeiteten auf Hochtouren, aber es gab keinen, der die Ergebnisse koordinierte. Das würde sich im Laufe des Tages ändern, aber bis dahin wäre er am liebsten zu Hause geblieben und hätte die Zeit rauchend am Fenster verbracht. Was natürlich reines Wunschdenken war, wie er sich eingestehen musste, als sein Handy klingelte.
    »Wo bist du, Chef?«
    »Zu Hause.«
    Schröder ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. »Es gibt ein paar Dinge, die wir besprechen müssen, Chef.«
    »Wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Gibt’s was Neues in Bezug auf Sauer?«
    Der Gerichtsmediziner hatte den Todeszeitpunkt zwischen zwei und drei Uhr morgens angesetzt. Der Kirchturm war zweimal pro Woche für die Öffentlichkeit zugänglich, es würde eine Weile dauern, bis man die unzähligen Spuren ausgewertet und zugeordnet hatte.
    »Nein, Chef. Aber ich denke, du solltest trotzdem herkommen.«
    »Ich habe keine Lust auf dieses ganze Kompetenzgerangel. Ruf mich an, wenn klar ist, wer den Fall bearbeitet.«
    »Wir.«
    Toll, dachte Zorn. Das hat mir gerade noch gefehlt.
    »Wer sagt das?«
    »Anweisung vom Oberstaatsanwalt. Wir sollen das übernehmen. Vorläufig, sagt er.«
    Zorn stieß einen Fluch aus. »Wir können keine zwei Morde gleichzeitig bearbeiten, Schröder!«
    »Das solltest du dem Herrn Oberstaatsanwalt am besten selbst erklären.«
    »Verarschen kann ich mich alleine!«
    »Das weiß ich«, erwiderte Schröder höflich und fuhr dann unbeirrt fort: »Ich habe vorerst angewiesen, Sauers Büro und seine Wohnung zu durchsuchen.«
    »Okay.« Zorn überlegte kurz. »Ich bin in zwei Stunden da.«
    »Geht es nicht eher?«
    »Langsam fängst du wirklich an zu nerven, Schröder. Ich hab echt –«
    »Hör

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