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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Niedergeschlagen kehrte er zu seiner ältesten Schwester zurück. »Was soll ich nur tun?«
    »Mach dir keine Sorgen, Kleiner. Niemand hat dir verboten, zum Verlies zu gehen. Vater wird böse sein, aber er kann dich nicht bestrafen.«
    »Darum geht es nicht, Sheena. Ich habe James MacKinnion zugesichert, dass ich niemandem verraten würde, wer er ist.«
    Sie ärgerte sich, weil er ein Versprechen, das er einem MacKinnion gegeben hatte - mochte es auch der Laird selber sein - so wichtig nahm. »Dann hättest du mir nichts davon erzählen dürfen«, fuhr sie ihn an.
    »Aber du bist doch nicht irgendwer! Du hättest sicher den Mund gehalten.«
    »Nun - du siehst ja, was daraus geworden ist.« Sie freute sich, weil er sich so fest auf sie verließ. Trotzdem musste sie ihm klarmachen, dass er viel zu unvorsichtig gehandelt hatte.
    »Ich weiß.« Niall war den Tränen nahe. »Er wird mich hassen.«
    »Was ist nur los mir dir, Niall?« rief sie. »Du bist ein Fergusson. Er hasst uns doch ohnehin!« Sie wandte sich ab und senkte die Stimme. »Ich wünschte nur, du hättest das Geheimnis nicht ausgeplaudert. William wird diese Situation ausnutzen und Vater in seinem Sinne beeinflussen - und was dabei herauskommen könnte, wage ich mir gar nicht vorzustellen.«
    Niall fühlte sich elend. »Soll ich Vater belügen und behaupten, Margaret hätte sich verhört - oder es wäre nur ein Scherz gewesen?«
    Sheena schüttelte den Kopf. »Unmöglich! Vater wird den Gefangenen zweifellos zur Rede stellen - und was willst du tun, wenn James MacKinnion die Wahrheit zugibt? Warum hat er dich überhaupt zum Schweigen verpflichtet?«
    »Er schämt sich, weil er festgenommen wurde.«
    »Ach, die Männer und ihre Ehrbegriffe gehen über meinen Verstand! Er soll doch froh sein, dass er bald nach Hause reiten kann! Vater wird es nicht wagen, den Laird von MacKinnion festzuhalten.«
    Der Amtsmann des Fergusson-Clans kam zur Tür, um Niall mitzuteilen, dass er in der Halle erwartet wurde.
    »Kommst du mit, Sheena?« flehte der Junge.
    »Ja - wenn du versprichst, William nicht mit Vater allein zu lassen, nachdem ich wieder gegangen bin. Vater wird mich wegschicken, bevor sie Pläne schmieden, und ich will unbedingt wissen, wozu ihm unser werter Vetter rät. Deshalb muss t du dabeibleiben.«
    »Das werde ich tun - falls ich überhaupt zuhören darf.«
    Dugald Fergusson war noch erregter, als es Sheena erwartet hatte, und Williams Blick richtete sich auf sie, sobald sie die Halle betrat. Sein selbstgefälliges Lächeln verhieß nichts Gutes. Niall blieb vor seinem Vater stehen.
    »Es stimmt also, dass du unten beim Verlies warst?« fragte Dugald.
    »Ja.«
    »Du weißt, dass du dort nichts zu suchen hattest?«
    »Ja.«
    »Stimmt es, was du deiner Schwester erzählt hast? James MacKinnion ist unser Gefangener?«
    Niall zögerte einen Augenblick zu lange, und sein Vater verabreichte ihm eine schallende Ohrfeige. Sheena schnappte erschrocken nach Luft, stellte sich neben ihren
    Bruder und schrie Dugald wütend an: »Du hättest ihn nicht schlagen dürfen! Was hat er denn so Schlimmes verbrochen?«
    »Er wusste , wer in unserem Verlies sitzt, und hat es mir verschwiegen.«
    »Ich bin ganz sicher, dass er es dir gesagt hätte.«
    »Wann? Nachdem ich Lösegeld für einen Mann verlangt hätte, den ich für einen Pächter hielt? Heilige Maria!« brüllte Dugald. »Mein Sohn hat Geheimnisse vor mir - und meine Tochter verteidigt ihn auch noch!«
    »Wenn du hinuntergegangen wärst und mit dem Mann geredet hättest, wüßtest du längst, wer er ist!« stieß Sheena hervor.
    Dugald starrte sie erbost an, konnte ihr aber nicht widersprechen. Außerdem verschwendete er kostbare Zeit mit diesem Gezänk. Sein Gefangener hieß James MacKinnion - bei diesem Gedanken erschauerte er. Womöglich planten die Feinde bereits einen Überfall auf Tower Esk... »Ich muss ihn freilassen«, sagte er müde und hilflos.
    »Nur nichts überstürzen!« warnte William. »Unsere Leute haben den Mann verletzt und beschämt. Das wird er nicht auf sich sitzen lassen. Wahrscheinlich überlegt er schon in diesem Augenblick, wie er Rache üben soll, sobald er frei ist.«
    »Ich kann ihn unmöglich festhalten!«
    »Doch, das kannst du. Ein paar Tage Gefangenschaft werden ihm nicht schaden. Du würdest Zeit gewinnen, um geeignete Maßnahmen zu treffen und dich vor einem Vergeltungsangriff zu schützen.«
    »Hast du irgendwelche Vorschläge zu machen?«
    »Es gibt einen Weg, die Fehde ein für

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