Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
dir deinen künftigen Gatten anschauen?« erkundigte sich William kichernd.
    »Du weißt sehr gut, dass ich mich niemals in seine Nähe wagen würde.«
    »Nun, du wirst ihn ohnehin bald sehen - wenn du ihn heiratest.«
    »Du bist ein widerlicher Bastard, William MacAfee!« zischte das Mädchen. »Laß mich jetzt vorbei!«
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Was machst du hier unten?«
    »Ich konnte nicht schlafen, und deshalb ging ich spazieren.«
    »Hast du dich ein letztesmal mit MacDonough getroffen - bevor die Verlobung gelöst wird?«
    »Wenn es so wäre, würde ich's dir nicht auf die Nase binden. Kümmere dich doch um deinen eigenen Kram und laß mich endlich in Ruhe!«
    Das Licht entfernte sich, doch es dauerte einige Minuten, bis die Schritte des Mannes aufklangen und schließlich verhallten.
    »Deine Schwester mag ihren Vetter nicht, was?« bemerkte Jamie.
    »Ich auch nicht«, stieß Niall hervor. »Er war es, der meinem Vater vorschlug, sie mit Euch zu verheiraten - und das aus reiner Bosheit! Er wollte sie für sich selber haben, versteht Ihr? Und sie wies ihn ab. Und nun will er sie aus purer Rachsucht in Eure Arme treiben!«
    »Und was ist mit MacDonough? Dein Vetter meinte, sie könnte sich mit diesem Mann getroffen haben. Würde sie das tun?«
    »Niemals! Sie kennt ihren Verlobten so gut wie gar nicht. Aber er ist hier - seit heute abend.«
    Jamie lachte leise. »Du weißt sicher, dass ich ein Abkommen mit Sir Alasdair habe. Da er im Haus ist, wird man ihn für meine Flucht verantwortlich machen.«
    »Glaubt Ihr das?« fragte Niall hoffnungsvoll.
    »Natürlich. Dein Vater würde eher einen MacDonough verdächtigen als einen Fergusson.«
    »Aber der Laird von MacDonough weiß gar nicht, dass Ihr hier seid.«
    »Er könnte immerhin ein Gespräch belauscht haben. Kopf hoch, Junge! Nimm die Schuld nur auf dich, wenn es sich nicht vermeiden läßt.«
    Jamie griff nach dem Brett, und Niall führte ihn in den Hof hinauf. »Da drüben seht Ihr den Stall und das Torhaus«, wisperte er. »Jetzt müßten sie alle schon schlafen.«
    »Auch du solltest jetzt ins Bett gehen, Junge. Wenn Alarm gegeben wird, darfst du dich nicht außerhalb deines Zimmers blicken lassen. Damit würdest du Mißtrauen erregen. Doch wir wollen guten Mutes sein und lieber glauben, dass man meine Flucht erst morgen früh entdecken wird.«
    »Wir werden uns wohl kaum wiedersehen«, meinte Niall bedauernd.
    »Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls werde ich dich niemals vergessen, Niall Fergusson. Du bist ein tapferer Junge.«
    »Und Ihr seid ein wilder, niederträchtiger Kerl, MacKinnion«, erwiderte Niall grinsend. »Ich werde Euch auch nicht vergessen. Ihr wärt kein guter Schwager gewesen - aber Ihr seid ein großartiger Gegner.«
    »Oder vielleicht ein Freund...« Jamie zerzauste das rote Haar des Jungen. »Das habe ich ernst gemeint. So, und jetzt will ich gehen. Hoffentlich wirst du meinetwegen keinen Schaden erleiden.«
    »Nun, vielleicht habt Ihr recht, und man wird MacDonough verdächtigen. Das würde mir nichts ausmachen, denn meine Schwester will ihn ohnehin nicht heiraten.«
    Jamie lachte. »Ständig redest du von deiner Schwester, und ich weiß noch immer nicht, wie sie heißt.«
    »Wenn mein Vater Euch das verschwiegen hat, sollt Ihr es auch von mir nicht erfahren. Lebt wohl, MacKinnion, und alles Gute.«

8.

     
    Sheena erwachte später als sonst, was sie der mitternächtlichen Suche nach ihrem Bruder zuschrieb. Hastig zog sie sich an und rannte in sein Zimmer. Er lag immer noch im Bett. Sie musste ihn mehrmals an den Schultern rütteln, und auch dann öffnete er nur widerwillig die Augen.
    »Laß mich in Ruhe, Sheena!« jammerte er. »Ich habe kaum geschlafen.«
    »Ich möchte bloß wissen, warum!« entgegnete sie mit scharfer Stimme. »Wo warst du? Ich wollte heute nacht mit dir reden und ging in dein Zimmer - und da war dein Bett leer.«
    Er gab keine Antwort, weil er wieder eingeschlafen war. Ungeduldig und nicht allzu sanft schlug sie ihn auf die Kehrseite. »Wo warst du, Niall?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, Sheena«, erklärte er gähnend. »Und du würdest es auch gar nicht wissen wollen.«
    Sie runzelte die Stirn, dann rann ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Wenn er glaubte, dass sie es nicht wissen wollte, musste er wieder bei MacKinnion gewesen sein. »O Niall, womöglich hat man dich beobachtet«, flüsterte sie, aber er hörte nicht zu.
    Sie ließ ihn schlafen und ging in die Halle hinab. Eine

Weitere Kostenlose Bücher