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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihn! Er hätte triftigere Gründe gehabt als ich, MacKinnion freizulassen.«
    Alasdairs graue Augen schienen Sheena zu durchbohren. »Eine solche Verleumdung würdige ich keiner Antwort. Und ich werde auch keine Dirne heiraten, die ihren Verlobten solcher Missetaten zeiht und ihre eigene Familie verrät.«
    Als er mit hocherhobenem Haupt aus der Halle schritt, kreischte Margaret. »O Gott, er hat die Verlobung gelöst! Genau das wollte sie!«
    Sheena konnte nicht verhindern, dass Dugald eine gewisse Befriedigung in ihren Augen las. »Stimmt das, Sheena?« stieß er hervor.
    »Ich wollte ihn nicht heiraten, wie du sehr wohl weißt - aber ich hätte niemals zu so verwerflichen Mitteln gegriffen, um ihn loszuwerden«, verteidigte sie sich. »Und jetzt sag mir, warum du ihn gehen läßt, ohne ihn zu verhören!«
    »Glaubst du, ich hätte einem Verbündeten meines bedeutsamen Gefangenen erlaubt, sich frei im Haus zu bewegen?« entgegnete er in scharfem Ton. »MacDonoughs Zimmer war bewacht, und ich bin überzeugt, dass er es während der ganzen Nacht nicht verlassen hat.«
    Sheena schwieg bedrückt. Nun waren nur noch zwei Menschen übrig, die ein Motiv gehabt hätten, den Hochländer zu befreien - sie selbst und Niall. Aber Niall wurde nicht verdächtigt, und dabei wollte sie es belassen. Er hatte die Gesetze nur ihr zuliebe verletzt, und deshalb musste sie ihn vor Dugalds Zorn schützen. Ein Glück, dass er nicht hier war, denn er hätte sich sofort zu seinem Verrat bekannt...
    Dugald holte tief Atem. »Hast du es getan, Sheena?«
    »Es ist zu spät für diese Frage, Vater«, erwiderte sie mit halberstickter Stimme. »Du hast mich bereits für schuldig befunden. Das lese ich in deinen Augen. Dass du mir so etwas zutraust...«
    »Nun, jedenfalls kann sie es nicht leugnen!« mischte sich William hastig ein. »Man müßte diese Verräterin aufhängen!« Seine Gedanken überschlugen sich. Er wusste , dass er Dugald keine Zeit zum Überlegen geben durfte.
    »Ich werde meine Tochter nicht wegen eines Vergehens aufhängen, das sie aus reiner Verzweiflung verübt hat«, widersprach Dugald empört. »Sie glaubte, dass sie MacKinnion heiraten müßte, und nachdem ich ihr nichts dergleichen gesagt habe, kannst es nur du gewesen sein. Also hast du dich ebenso schuldig gemacht wie sie, und ich wäre dir dankbar, wenn du dich von nun an aus der Sache heraushalten würdest.«
    William war klug genug, um sich eine Antwort zu verkneifen.
    »Willst du einfach so tun, als wäre nichts gewesen, Vater?« rief Margaret erbost. »Du hast sie deinen anderen Töchtern immer vorgezogen. Nun siehst du, wie sie dir deine Liebe lohnt!«
    »Sie still, Mädchen.«
    »Nein - ich lasse mir nicht den Mund verbieten! Und ich bin nicht bereit, ihretwegen noch länger auf meine Hochzeit zu warten. Du hast mir untersagt, vor ihr zu heiraten, weil sie nicht beschämt werden sollte. Nun hat sie uns alle beschämt. Kein Mann wird sie nehmen, weil sie ihre Familie verraten hat und nicht zögern würde, auch ihren Gatten zu hintergehen. Man kann ihr nie wieder trauen!«
    »Du kannst heiraten, so wie es geplant ist, Margaret«, sagte Dugald müde und traurig. »Sie wird Tower Esk verlassen.«
    Sheena starrte ihren Vater an, ungläubig und entsetzt. Er wollte seine Lieblingstochter verbannen?
    Unglücklich wich er ihrem Blick aus. »Schau mich nicht so an, Sheena! Du verdienst nichts Besseres.«
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Wohin willst du mich schicken?« würgte sie mühsam hervor.
    »Zu deiner Tante, nach Aberdeen. Dort kannst du in Ruhe über das Unrecht nachdenken, das du deiner Familie zugefügt hast. Dafür ist ein Kloster genau der rechte Ort. Geh jetzt in dein Zimmer und bleib oben, bis man dich morgen früh in den Norden bringen wird.«
    Sheena rannte aus der Halle, so schnell sie konnte, um ihre Tränen zu verbergen. Glücklicherweise folgte ihr niemand. Bevor sie Nialls Tür öffnete, wischte sie sich die Augen aus.
    Er schlief immer noch. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, dann setzte sie sich auf den Bettrand. »Niall, du muss t aufwachen und mir zuhören. Wir haben nicht viel Zeit. Wenn man mich bei dir findet... Niall, bitte!«
    Ihre Stimme klang so ernst und eindringlich, dass er sofort die Augen öffnete und sich ruckartig aufsetzte. Ein Blick in ihr Gesicht genügte ihm, um zu wissen, was geschehen war. »Man hat schon Alarm geschlagen, nicht wahr? Sie wissen, dass er verschwunden ist.«
    »Ja, sie wissen es«, bestätigte sie und

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