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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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zügellose Leidenschaft vorbereitet, der sich Jamie für einen kurzen Augenblick hingab, und Sheena staunte über sich selbst. Sie hätte sich wehren und ihn wegstoßen können. Statt dessen bot sie ihm hilflos ihre Lippen, war die Gefangene eines Willens, der ihren eigenen brach.
    »Ihr solltet gründlich über alles nachdenken, was wir besprochen haben - und was hier geschehen ist, meine Liebe«, sagte er, während er sich zur Tür wandte. »Und Ihr werdet Euch nicht mehr in diesem Turm verstecken. Morgen früh möchte ich Euch in der Halle sehen. Gute Nacht, Sheena - hoffentlich träumt Ihr jetzt was Schöneres.«
    Sie hörte, wie er die Tür hinter sich Schloss , und Stille erfüllte das Zimmer. Welche Träume wünschte er ihr? Eine Fortsetzung des Alptraums, aus dem er sie geweckt und den sie ihm erzählt hatte? Oder vielleicht war sie gar nicht erwacht. Was sich im nächtlichen Dunkel ereignet hatte, erschien ihr so unwirklich. Sie wollte lieber glauben, dass sie immer noch schlief, dass James MacKinnion nicht hereingekommen war, dass er nichts gesagt und nichts getan hatte...

17.

     
    Am nächsten Morgen fuhr sie aus einem unruhigen Schlummer auf. Es klopfte, immer lauter und lauter. Ärgerlich über die Störung, die sie so unsanft geweckt hatte, sprang sie aus dem Bett und öffnete die Tür. Colens grinsendes Gesicht brachte sie noch mehr in Wut. »Müßt Ihr solchen Lärm machen?« fauchte sie.
    »Müßt Ihr mich so lange warten lassen?«
    »Ich habe geschlafen.«
    »So spät am Morgen?«
    »Es ist mir völlig gleichgültig, wie spät es ist. Jedenfalls gehe ich jetzt wieder ins Bett.«
    Colen schüttelte den Kopf. »Ihr habt den Befehl, in der Halle zu erscheinen, und das werdet Ihr auch tun.«
    Sheena hatte den Mund geöffnet, um herzhaft zu gähnen, doch jetzt schnappte sie statt dessen empört nach Luft. »Ich habe den Befehl? Wer wagt es, mir Befehle zu erteilen? Er?«
    Colen kicherte zufrieden. Sie war genauso wütend, wie er es erwartet hatte. »Er behauptet, er hätte Euch heute klar und deutlich gesagt, dass Ihr Euch nicht mehr hier oben verstekken dürft.«
    »Aber - ich hatte gehofft...« Sie verstummte. Was für eine Närrin war sie doch... Warum hatte sie sich eingebildet, man könnte etwas ungeschehen machen, indem man den kindischen Wunsch hegte, es wäre nur ein Traum gewesen? »Was hat er Euch sonst noch erzählt?«
    »Mehr, als er eigentlich zugeben wollte.«
    »Dann wisst Ihr also, dass er eine Probeehe mit mir führen will?«
    »Ja.«
    Er grinste wieder und Sheena runzelte die Stirn. »Was findet Ihr denn so komisch?«
    » Dass Ihr ihm einen Korb geben werdet. Er will Eure Antwort hören, und zwar jetzt. Mein Bruder ist furchtbar ungeduldig. Er erträgt es einfach nicht, auf etwas zu warten - schon gar nicht, wenn er am Erfolg seiner Pläne zweifeln muss .«
    »Ich soll mich entscheiden - jetzt gleich?« rief sie erschrok-ken. »Er sagte doch, dass ich darüber nachdenken soll.« Sie begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.« Was wird er tun, wenn ich ihn abweise?«
    »Er wird sich nicht geschlagen geben - ebensowenig wie ich. Ihr seid die erste, der er eine Probeehe vorschlägt, also meint er es ernst mit Euch, Sheena.«
    »Auf ein solches Verlöbnis lasse ich mich nicht ein, weil es nur den Interessen des Mannes zugute kommt.«
    »Trotzdem gilt es als ehrenwert, besonders im Hochland.«
    »Vielleicht - aber wie oft führt es zu einer richtigen Ehe? Ein Mann und eine Frau leben für einen vorher vereinbarten Zeitraum zusammen. Wenn diese Frist abgelaufen ist, darf sich der Mann in aller Öffentlichkeit von der Frau lossagen, und die beiden gehen wieder getrennte Wege.«
    »Sicher - aber im Leben des Mannes ändert sich nichts. Man wird kein schlechtes Wort über ihn hören, während die Frau keine Jungfrau mehr ist und in Verruf gerät, weil sie einen Fehlschlag erlitten hat. Und falls sie trotzdem das Interesse eines anderen Mannes erregen sollte, wird er gründlich nachdenken, bevor er sie nimmt.«
    Colen zuckte mit den Schultern. »So habe ich das noch nie gesehen. Immerhin ist die Tradition der zeitlich begrenzten Ehe älter als wir beide zusammen, und ich will jetzt nicht darüber streiten. Ich bin es nicht, der Euch einen solchen Vorschlag gemacht hat. Denn ich brauche nicht lange zu überlegen und zu erproben, ob wir miteinander glücklich sein können - das weiß ich schon jetzt. Es ist Jamie, mit dem Ihr Euch auseinandersetzen müßt, weil er sich nach dem tragischen Ende

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