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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nicht entschieden...« Nachdenklich lehnte er sich zurück. »Seltsam - ich hätte nie gedacht, dass du dich für dieselbe Frau interessieren könntest wie dein Bruder, Jamie.«
    »So etwas kommt in den besten Familien vor.« Jamies beiläufiger Tonfall klang ein wenig gezwungen.
    »Das stimmt«, bestätigte Gawain. »Und Jessie Martin? Ich hatte den Eindruck...«
    »Das ist vorbei«, erwiderte Jamie kurz angebunden.
    »Oh - weiß sie es schon?« »Du stellst zu viele Fragen, Gawain. Das alles geht dich nichts an.«
    Gawain grinste. In diesem Augenblick kam Jessie in die Halle. Sie wirkte sehr aufreizend in ihrem blauen Seidenkleid und lächelte Jamie, der einen ärgerlichen Fluch unterdrückte, strahlend an. Er hatte noch keine Zeit gefunden, um mit ihr zu sprechen, und jetzt saß Sheena neben ihm. Heilige Maria...
    »Bleibt hier, Sheena!« Er drückte ihre Hand, bevor er sie losließ. »Ich will mit Euch reden, wenn diese Sache erledigt ist.«
    Flehend sah sie ihn an. Sie ahnte, in welcher Beziehung diese Frau zu ihm stand. »Ich glaube zu wissen, was Ihr vorhabt, Sir Jamie, und ich bitte Euch, davon abzusehen - falls Ihr es meinetwegen tun wollt. Ihr würdet es bereuen.«
    Er gab keine Antwort und stand auf, um Jessie in den Weg zu treten und sie zum Kamin zu führen. Sheena seufzte tief auf. Jamies Geliebte war bildschön, und sie verdiente es nicht, so schnöde behandelt zu werden. Sheenas Schuldgefühle wuchsen, als sie erhobene Stimmen hörte.
    »Das kannst du nicht ernst meinen, Jamie! Dazu ist es doch noch viel zu früh!«
    »Nicht so laut, Jessie!«
    »Nein! Ich gehe nicht!«
    »Doch - heute noch!«
    »O Gott!« Sheena schlug die Hände vor Gesicht. »Warum ist er so grausam?«
    »Ihr solltet Euer Mitleid nicht an eine Schlampe verschwenden, Fräulein«, bemerkte Gawain.
    »Von Euch hätte ich mehr Zartgefühl erwartet«, entgegnete sie kühl.
    »Schaut mich nicht so anklagend an! Jessie Martin ist eine berechnende, hinterlistige Frau. Sie bekommt nur, was sie verdient.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Unser Jamie wollte nichts mit ihr zu tun haben«, erklärte Gawain. »Er durchschaute ihr Spiel und wusste von Anfang an, was sie bezweckte. Das weiß jeder, der Jessie kennt. Aber sie hat sich nun mal vorgenommen, ihn zu erobern, und ein Mann kann solchen Verlockungen nicht immer widerstehen.«
    »Ich will das lieber nicht hören.«
    »Nun, ich dachte, es würde Euch interessieren, da Ihr Jessies Platz einnehmen werdet.«
    Sheenas Augen verengten sich. »Er hat mich nicht gebeten, seine Geliebte zu werden!« fauchte sie.
    Gawain setzte pflichtschuldigst eine erschrockene Miene auf. »Oh, verzeiht mir. Ich nahm an - ich meine - Jamie hat geschworen, nie wieder zu heiraten, ohne seine Braut vorher zu erproben.«
    »Das habe ich bereits erfahren.«
    »Also hat er Euch eine befristete Ehe vorgeschlagen?« Als sie widerstrebend nickte, lachte er leise. »Das hätte ich nicht erwartet. Auf so was hat er sich noch nie eingelassen - weil ihm bis jetzt kein Mädchen begegnet ist, dem er sich verpflichten wollte.«
    »Für mich ist eine Probeehe keine Verpflichtung«, wandte sie mit scharfer Stimme ein, »sondern ein verwerflicher Brauch, der unmoralische Beziehungen fördert. Ich glaube nicht an...«
    Sheena verstummte, denn in diesem Augenblick griff eine Hand in ihr Haar und riß sie so heftig nach hinten, dass ihr Stuhl umstürzte. Unsanft landete sie auf dem Boden.
    Sie konnte sich nicht rühren. Der harte Aufprall hatte ihr die Luft aus den Lungen gepreßt. Sie starrte in das Gesicht ihrer Angreiferin, das sich über sie neigte, vor Wut verzerrt. Die häßliche Fratze verriet nichts von Jessie Martins Schönheit, die sie eben noch bewundert hatte. Eine Hand mit klauenartig gebogenen Fingern und langen Fingernägeln näherte sich Sheenas Wange, doch sie war wie gelähmt, konnte nicht einmal schreien, starrte nur diese Krallenfinger an, die sie schon fast berührten...
    Die Hand verschwand, Jessie taumelte nach hinten und hielt sich den schmerzenden Arm, den Jamies harte Finger verdreht hatten.
    »Hör auf!« brüllte er, während sein Vetter der immer noch leicht benommenen Sheena auf die Beine half. »Sonst werf ich dich auf der Stelle hinaus!«
    »Das ist mir gleichgültig!« kreischte Jessie. »Du willst mich loswerden - nur wegen dieser Dirne, die dein Bruder ins Haus gebracht hat - warum?«
    »Ich habe nicht die Absicht, dir das zu erklären, Jessie. Mit uns beiden ist es aus, sonst brauchst du nichts zu

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