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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hörte - nur grausige Geschichten von Vergewaltigungen, Mord und schlimmen Wunden. Überrascht es dich, dass ich dir nicht sagen konnte, wer ich bin dass ich glauben musste , du würdest mich umbringen, wenn du es wüßtest? Ich habe mich in dir getäuscht - nicht wahr?«
    Wütend starrte er sie an. Warum stellte sie diese Frage? Sah sie denn nicht, was für ein Mensch er war? »Vielleicht hast du dich geirrt - vielleicht auch nicht«, antwortete er sarkastisch.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und Jamie bereute seine schroffen Worte. Er hätte nicht gekränkt sein dürfen, weil sie Ailis Mackintosh erwähnt hatte. Sie war vertrauensselig genug gewesen, um ihm von ihren Gedanken zu erzählen. Und er war in Zorn geraten, obwohl er versichert hatte, das würde nicht geschehen.
    »O Sheena, ich bin ein Dummkopf. Verzeih, dass ich mich so albern benommen habe. Natürlich stimmen diese Gerüchte nicht. Ich habe mir niemals eine Frau genommen, die mich nicht wollte. Was die Wunden betrifft, die ich meinen Gegnern zufüge - das läßt sich manchmal nicht vermeiden. Und wenn die Leute behaupten, ich sei ein Mörder... Nun, ich leugne nicht, dass ich mehrere Männer im Kampf getötet habe. Einmal musste ich sogar einen Verwandten zum Tode verurteilen, der es nicht anders verdient hatte. Aber ich habe niemanden aus reiner Lust am Töten umgebracht. Es ist mir viel lieber, wenn kein Blut vergossen wird. Allerdings solltest du dich fragen, welcher Schotte im Laufe seines Lebens keinen einzigen Menschen umgebracht oder verletzt hat. Kann dein Vater behaupten, er hätte niemals gekämpft oder getötet? Wird dein Bruder niemals eine solche Schuld auf sich laden? Willst du mir Dinge vorwerfen, die ich nicht ändern kann? Dass ich tue, was ich tun muss ?«
    Er wartete, und er musste sehr lange warten. Endlich flüsterte Sheena: »Nein.«
    Jamie lächelte erleichtert. »Dann will ich dir zu deiner Beruhigung noch etwas sagen, mein Schatz. Duhastrecht-ichbin meiner ersten Frau kein einziges Mal zu nahe getreten. Die Hochzeit wurde von unseren Vätern beschlossen, und ich hatte Ailis Mackintosh nie zuvor gesehen. Niemand warnte mich-niemand sagte mir, was für ein verschüchtertes, schrulliges Mädchen sie war und wie sehr sie sich vor den Männern fürchtete. Nicht nur vor mir, Sheena - vor allen, auch vor ihrem Vater. Sie war schon tot, bevor ich in jener schrecklichen Nacht zu ihr ging. Später gestand ihre Dienerin, die arme junge Frau hätte sich schluchzend beklagt, weil sie zu dieser Ehe gezwungen worden wäre, und geschworen, lieber zu sterben, als sich von einem Mann berühren zu lassen. Offenbar glaubte Ailis' Vater nicht, dass sie sich tatsächlich umbringen würde. Er hatte mir nichts von ihrer Drohung erzählt und nahm sie auch nachher nicht zur Kenntnis. Er gab meiner Familie und mir die Schuld an ihrem Tod, und seither sind wir mit dem Mackintosh-Clan verfeindet.«
    »Deshalb hast du dir also gelobt, nie wieder ein Mädchen zu heiraten, das du vorher nicht erprobt hast?«
    »Kannst du mir das verdenken? Ailis' Selbstmord hat mich tief getroffen. Von jener Stunde an bin ich allen Mädchen aus dem Weg gegangen, die mich entsetzt anschauten. Wundert es dich, dass mich deine Angst so in Wut brachte? Ausgerechnet du hast mich gefürchtet - die Frau, die mich bezauberte, obwohl ich manchmal gegen meine Gefühle ankämpfte. Und dass du nur vor mir Angst hattest, nicht vor den Männern im allgemeinen, konnte mich keineswegs aufmuntern.«
    »Jetzt kennst du den Grund.«
    »Ja - ein sehr dummer Grund...«
    »Da war ich anderer Meinung.«
    Jamie grinste belustigt. »Obwohl du meine Küsse genossen hast?«
    »Das ist nicht wahr!« protestierte Sheena.
    »Was für eine unverbesserliche Lügnerin du bist!« neckte er sie. »Dann wollen wir mal sehen, ob du wenigstens jetzt zugeben wirst, wie sehr du meine Küsse genießt.«
    Seine Lippen berührten die ihren, und sie verbarg ihre Gefühle nicht. Zärtlich umarmten sie sich und verschwendeten noch immer keinen Gedanken an die wartenden Hochzeitsgäste.

30.

     
    Jamie Schloss die Tür seines Zimmers und legte besitzergreifend einen Arm um Sheenas Taille. Ihre Blicke trafen sich, sie erwiderte sein warmherziges Lächeln und lächelte noch immer, während sie den Flur hinabgingen.
    Sie war glücklich, zum erstenmal seit langer Zeit. Und Jamie? Er war in lautes Gelächter ausgebrochen, als sie ihr schönes Kleid wieder angezogen und verlegen versucht hatte, die Knitterfalten zu

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