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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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auf den Tisch und begann, aus vollem Halse mitzusingen: »Wie im Rausch der nächtlichen Stunden!«
    Er ist hackedicht, stellte Zorn verwundert fest. Von einer Minute auf die andere, wie macht er das? Aber er hat eine tolle Stimme.
    Die Erinnerung, sie wird nie vergehn!
    Der Kellner war sichtlich unangenehm berührt. »Wenn sich die Herren bitte nach draußen bemühen würden, dort steht bereits ein Taxi.«
    Zorn ließ sich die Rechnung geben und lotste den lauthals trällernden Schröder behutsam zum Ausgang. Draußen vor der Kneipe war es dunkel. Zorn atmete erleichtert auf: Von Roland Kaiser war hier nichts mehr zu hören. Das Taxi startete den Motor.
    »Chef.« Schröder stand schwankend da und hielt sich mit der gesunden Hand am Türgriff fest. »Du sollst eines wissen.«
    »Ja?«
    Er sah zu Zorn auf. Seine hellen Augen glänzten im Licht einer einzelnen Laterne. »Ich liebe dich. Egal, was noch passiert.«
    »Was sollte denn passieren?« Zorn lächelte.
    »Ich weiß es nicht.« Schröder sah zu Boden, schüttelte den Kopf, dann ließ er den Griff los und trat einen Schritt näher. Zorn hielt ihn an der Schulter fest, sonst wäre er gefallen. »Ich weiß es wirklich nicht, Chef. Es kann sein, dass du mich irgendwann jagen musst. Und wenn das passiert, musst du daran denken, dass ich dich liebe.«
    Zorn verstand kein Wort.
    Er verträgt so gut wie nichts, dachte er. Drei, vier Gläser Wein, und schon ist er hinüber und redet Unsinn. Was meint er damit: dass ich ihn irgendwann jagen muss? Egal, wahrscheinlich hab ich mich verhört. Und wer weiß, was in seinem benebelten Hirn vor sich geht?
    »Okay. Ich werde dran denken.« Er nahm Schröders Arm und bugsierte ihn behutsam ins Auto. »Schlaf gut, Schröder. Wir sehen uns morgen.«
    »Das werden wir.«
    »Und pass auf deine Hand auf.«
    Zorn sah dem davonfahrenden Taxi nach. Die Bremslichter leuchteten auf, kurz darauf verschwand es um die Ecke. Dann klingelte sein Handy wieder.
    *
alles ist vorbereitet, ihr könnt es nicht aufhalten, niemand kann das, selbst ich nicht – der stein rollt, man weicht ihm aus oder man wird unter ihm begraben
    *
    »Max? Bist du das? Scheiße, ich versteh kein Wort!«
    Das Telefonat dauerte nur ein paar Sekunden. Die Verbindung war miserabel, Zorn bekam nicht viel mehr als ein paar abgehackte Satzfetzen mit. Diese allerdings reichten aus, um seinen Puls in die Höhe zu treiben.
    »Herr Zorn? Hören Sie mich? «
    Das war Max Brandt, zweifellos. Mit schriller, vor Panik zitternder Stimme, nicht viel mehr als ein Flüstern.
    »Sie müssen mir helfen, Herr Kommissar! Er ist hinter mir her!«
    »Wo bist du?«
    Keine Antwort. Nur Rauschen.
    »Wo, Max?«
    »… Aussichtsturm. Er kommt hoch. Ich … versteckt … kommt … näher.«
    »Wer ist hinter dir her, verdammt?«
    Wieder keine Antwort. Nur keuchende, gequälte Atemzüge.
    »Helfen Sie mir!«
    Die pure Angst. Todesangst.
    »Wer kommt näher, Max?«
    Nichts.
    »Max?«
    Die Verbindung war tot.
    *
    Das Taxi bog auf die Einfahrt zur Hochstraße ein. Der Fahrer beschleunigte, Schröder saß auf dem Rücksitz und kämpfte gegen die Übelkeit. Die Lichter der entgegenkommenden Autos blendeten ihn. Er sah zur Seite, aus dem Fenster, suchte einen Punkt, an dem er sich festhalten konnte. Die Stadt raste vorbei, links der Markt, rechts das Stadtkrankenhaus, die alten Fachwerkbauten des historischen Waisenhauses, dann erreichten sie den Kreisverkehr am Bahnhof. Das Taxi ordnete sich rechts ein und fuhr in Richtung Süden.
    »Sind wir hier richtig?«, fragte der Fahrer über die Schulter.
    »Ich denke schon.«
    Nein, murmelte Schröder vor sich hin, ich bin nirgendwo richtig.
    Seine Hand schmerzte, der ungewohnte Alkohol vernebelte ihm den Kopf, aber es half nichts. Die Gedanken blieben, er konnte tun, was er wollte.
    »Haben Sie was gesagt?«, fragte der Fahrer.
    »Nein. « Schröder sah wieder aus dem Fenster. »Es ist nichts.«
    *
    »Scheiße!«, fluchte Zorn und steckte das Handy in die Hosentasche. Er stand auf dem Asphaltweg vor der Kneipe, dort gingen gerade die Lichter aus. Das Taxi mit Schröder war eben erst um die Ecke verschwunden und doch schien es, als seien Ewigkeiten vergangen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Kellner lehnte rauchend neben dem Eingang an der Wand, er musste die ganze Zeit zugesehen haben.
    Zorn brauchte zwei Sekunden, um einen Entschluss zu fassen.
    »Rufen Sie die Polizei, über den Notruf. Sagen Sie, Hauptkommissar Zorn ist im Stadtwald, am Aussichtsturm. Sie

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