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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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sollen eine Streife schicken. Nein, besser ein Einsatzkommando. Sagen Sie, es sei dringend.«
    Der Kellner starrte ihn verständnislos an und rührte sich nicht von der Stelle.
    Zorn verlor die Geduld.
    »Mach schon, du Suppenkasper!«
    Dann rannte er in den dunklen Wald.

Fünfzehn
    Nach zweihundert Metern begann das Seitenstechen. Zorn drosselte das Tempo und verfiel in einen lockeren Trab. Es hatte keinen Sinn, die ohnehin kaum vorhandene Ausdauerkraft bereits am Anfang aufzubrauchen und womöglich auf der Hälfte der Strecke geschwächt zusammenzubrechen. Im Laufen angelte er das Handy aus der Hose und drückte die Rückruftaste. Ohne Erfolg, hier im Wald hatte er keinen Empfang.
    Der schmale Asphaltweg glänzte im Mondlicht, links und rechts ragten die schwarzen Bäume in den Nachthimmel, weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Es war still, bis auf Zorns hektische Schritte und seinen Atem, der an das Rumpeln einer altersschwachen Dampflok erinnerte.
    Er hatte keine Ahnung, was ihn auf dem Turm erwartete, sicher war nur, dass Max Brandt in Gefahr war. Die Furcht und das Entsetzen in der Stimme des Jungen waren unverkennbar gewesen.
    Helfen Sie mir. Er ist hinter mir her.
    Jemand verfolgte Max, das war klar. Es ging ums nackte Überleben.
    Zorn dachte an die beiden Mordopfer und beschleunigte.
    Der Aussichtsturm war etwa zwei Kilometer von der Kneipe entfernt, tagsüber hätte Zorn keine Probleme gehabt, dorthin zu fin- den. Der Asphaltweg führte fast schnurgerade auf den Turm zu und endete auf einer Lichtung, von der mehrere Wege sternförmig abzweigten. Dort befand sich auch der überdachte Picknickplatz. Wenn er ihn erreicht hatte, war er direkt am Fuß des Bergs, auf dem der Turm stand.
    Bei Tageslicht nicht schwer zu finden. Jetzt bei Nacht war es nicht ganz so einfach. Seine einzige Orientierung war der Asphalt zu seinen Füßen. Solange er den Weg nicht verließ, konnte nichts schiefgehen.
    Eigentlich.
    Das Seitenstechen wurde schlimmer, es war wie ein Krampf, der seine Eingeweide zusammenzog. Die Lunge brannte, die Oberschenkel schmerzten, sein Mund war trocken, als wäre er mit Sägemehl gefüllt.
    Zorn spürte, wie seine Kräfte nachließen. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange lief er jetzt schon? Der Weg lag verschwommen vor ihm, es ging stetig bergab. Selbst bei Tag hätte er ohne Brille wenig erkannt. Die allerdings lag wohlverstaut im Volvo.
    Stimmte die Richtung? Müsste es nicht eigentlich bergauf gehen? War er vielleicht aus Versehen in einen der Seitenwege abgebogen und rannte in die Irre?
    Der Weg war schmaler, als er ihn in Erinnerung hatte. Eindeutig zu schmal, wie er jetzt feststellte. Abgestorbenes Laub und kleine Äste bedeckten den Boden, langsam bekam er Panik. Er hätte längst da sein müssen. Wie sollte das enden? Würde es eine weitere Leiche geben, weil der ehrenwerte Hauptkommissar Claudius Zorn zu spät kam? Weil er zu blöd gewesen war, sich in einem winzigen Waldstück zurechtzufinden?
    Selbst wenn ich auf dem richtigen Weg bin, werde ich es nicht schaffen, dachte Zorn und schnappte nach Luft. Ich werde vorher ohnmächtig zusammenbrechen.
    Er begann wie ein Betrunkener nach rechts und links zu torkeln, es ging nicht mehr. Jetzt wollte er aufgeben, Ruhe, das war das einzige, was er jetzt brauchte, er musste zu Atem kommen. Einen Moment nur, dann würde er weiterlaufen.
    Kurz bevor er schnaufend auf dem Weg zusammensank, sah er es. Da, direkt vor ihm, wurde es heller. Endlich, da war sie!
    Die Lichtung.
    Zorn schickte ein kurzes, ausnahmsweise ehrlich gemeintes Dankgebet zum Himmel. Die letzten Meter schaffte er mit Mühe und Not, schließlich stand er taumelnd auf der Lichtung, ihm wurde schwindlig, er drehte sich um die eigene Achse, was zur Folge hatte, dass er augenblicklich die Orientierung verlor. Er schüttelte den Kopf wie ein angezählter Kickboxer, stützte die Hände auf die Oberschenkel und versuchte, sich zu konzentrieren.
    Links von ihm war der Picknickplatz, geradeaus musste es nach seiner Berechnung zum Turm gehen. Oder?
    In der Mitte der Lichtung stand ein hölzerner Wegweiser, Pfeile zeigten in die Richtungen der verschiedenen Wanderziele. Er wankte näher und sah nach oben. Einer der Pfeile wies in Richtung Turm. Aber welcher? Wo um alles in der Welt war dieser verfickte Turm?
    Die Beschriftungen waren im Mondlicht deutlich zu erkennen. Jedenfalls für jemanden, der mit halbwegs gesunder Sehkraft ausgestattet war. Zorn (zur Erinnerung:

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