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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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gelben, spitzen zähnen, er kommt direkt auf sie zu, sein schatten jagt neben ihm über das geröll, er setzt zum sprung an, sie will schreien, jan lächelt …
    »keine angst, frieda.«
    … gleich wird sich der hund, es ist eine dogge, in ihren eingeweiden verbeißen, doch sie spürt nur ein leichtes kribbeln im bauch, das tier fliegt direkt durch sie hindurch, landet hinter ihr im staub, verschwindet hinter der kuppe, jetzt hört sie schritte, ein mann im grünen trainingsanzug hastet auf sie zu, er ist dem hund gefolgt, die sonne, nein, der mond spiegelt sich auf seiner glatze, sein gesicht ist gerötet, schweiß glänzt auf der stirn, sie sieht jeden einzelnen tropfen, er blickt sich um, ohne von ihr notiz zu nehmen, sie scheint unsichtbar für ihn zu sein, er öffnet den mund, sie weiß, was er gleich rufen wird, sie hat es schon einmal gehört …
    »du sollst endlich kacken, rocco!«
    … steine knirschen unter seinen turnschuhen, dann verschwindet auch er.
    sie kennt diesen mann, sie war mit jan am fluss spazieren, da haben sie ihn gesehen, es war dunkel, auch, dass sie angst hatte, weiß sie noch, aber sie weiß nicht, warum sie diese bilder sieht, das solbad, den mann, den hund.
    »ich verstehe nicht«, sagt sie zu jan.
    er kommt näher, aber seine beine bewegen sich nicht, es sieht ein bisschen albern aus, als rolle er auf schienen, er schließt die augen, als er sie wieder öffnet, strahlen seine pupillen in leuchtendem grün.
    »vielleicht ist es besser so, frieda.«
    blitze zucken über den himmel, der wind wird stärker, ihr mantel flattert, jan allerdings steht unbewegt, komisch denkt sie, der sturm durchpfeift ihn wie ein küchensieb, er ist nicht real, aber das bin ich auch nicht, ich bin hier, weil ich mich erinnern muss.
    »hast du hunger?«, fragt er, seine armbanduhr blitzt auf, er streckt ihr ein kleines paket aus weißem styropor entgegen.
    »was ist das?«
    »hühnchen mit mango.«
    »du willst mich ablenken«, sagt sie, »du willst nicht, dass ich dich finde.«
    jan kommt noch ein stück näher, ein flackern, er verschwindet für den bruchteil einer sekunde, dann ist er wieder da, als hätte man im fernsehen den sender gewechselt, jetzt trägt er keinen mantel mehr, sein hemd leuchtet weiß, sie bemerkt einen winzigen fleck auf dem kragen.
    »es ist besser, wenn du mich nicht findest, frieda.«
    seine augen haben die farbe gewechselt, ein glühendes rot, jetzt fürchtet sie sich, aber nur ein wenig, denn es ist jan, er liebt sie, niemals würde er ihr etwas tun.
    »das werde ich aber.«
    der fleck auf seinem kragen wird größer, breitet sich aus, über die brust, die arme, die farbe ist schwer zu erkennen, es könnte tinte sein, vielleicht auch blut, jan scheint keine notiz davon zu nehmen, sie wundert sich, weil er doch sonst so sorgfältig auf sein äußeres achtet.
    »ich muss mich nur erinnern, was du gesagt hast, wir waren spazieren, du und ich, dann hast du etwas erzählt, ich komm einfach nicht drauf, was es war.«
    seine antwort geht in einem donnergrollen unter, ein weiterer blitz, dann noch einer, der boden bebt, ein tiefer, gezackter riss tut sich auf, die erde bricht auseinander wie schmelzende eisschollen, jan verschwindet, sie hört seine stimme …
    »ich sehe nichts mehr.«
    … dann ist er wieder da, seine augen, weiß wie tischtennisbälle, keine pupillen mehr, er ruft, schreit, dass sie sich von ihm fernhalten soll, weit hinter ihm beben die mauern des solbades, die schornsteine schwanken, stürzen zu boden, rauch steigt auf, das gebäude fällt in sich zusammen wie ein kartenhaus, es sieht aus wie eine verlassene raumstation in einem fantasyfilm, oder eine mittelalterliche burg, nein, jetzt erinnert sie sich, was er gesagt hat, es sieht aus wie ein …

Zweiunddreißig
    »… Gefängnis«, murmelte Frieda Borck. »Es sieht aus wie ein Gefängnis.«
    Sie richtete sich auf, die Decke fiel neben dem Sofa zu Boden. Wie lange sie geschlafen hatte, wusste sie nicht, es musste Stunden her sein, dass Zorn gegangen war, draußen war es bereits dunkel. Die Straßenlaternen leuchteten, die Bäume vor dem Fenster warfen lange Schatten ins Zimmer.
    Sie kniff die Augen zusammen, riss sie anschließend weit auf, um die letzten Reste des Traumes abzuschütteln. Die Bilder verblassten bereits, aber etwas hatte sich in ihrem Kopf verhakt.
    Sie waren am Fluss spazierengegangen. Dort hatte sie Jan zu verstehen gegeben, dass sie mit ihm zusammenziehen wolle, etwas, das sie noch nie zuvor zu

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