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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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sagte Czernyk schließlich. »Bitte.«
    Schröder sah auf, dann nickte er und wies stumm auf den Stuhl gegenüber. Czernyk setzte sich.
    »Wie geht es Ihren Augen?«, begann Schröder.
    Czernyk runzelte die Stirn.
    »Wer hat Ihnen davon erzählt? Frieda?«
    Schröder nickte.
    »Das geht niemanden etwas an.«
    »Sie wissen, dass Frau Borck krank ist?«
    Jetzt war es an Czernyk zu nicken.
    »Sie wissen auch, warum?«, fragte Schröder.
    »Kommen Sie mir nicht mit diesem persönlichen Kram. Ich weiß, dass es ihr nicht gut geht, und ich weiß auch, dass es mit mir zu tun hat. Aber das ist allein ihre Sache. Und meine.«
    »Natürlich.« Schröder schlug die Akte zu und schob sie beiseite. »Ich habe mich aus einem anderen Grund nach Ihren Augen erkundigt.«
    »Der wäre?«
    »Haifischknorpel.«
    Czernyk lehnte sich zurück.
    »Würden Sie mir das bitte erklären?«
    »Aber gern.« Schröder legte die Fingerspitzen aneinander. »Spuren dieser Substanz befanden sich auf dem Schreibtisch von Meinolf Grünbein, später haben wir eine Dose mit dem gleichen Pulver bei Jeremias Staal gefunden. Das brachte uns natürlich auf den Gedanken, dass Staal es war, der in der Wohnung des Bankers gewesen ist.«
    »Das leuchtet ein«, erwiderte Czernyk geduldig. »Was hat das mit meinen Augen zu tun?«
    »Sie haben ein Glaukom?«
    »Das geht Sie nichts an, verdammt!«
    Es war das erste Mal, dass Czernyk die Stimme gehoben hatte. Sofort verschloss sich seine Miene wieder, versteinerte, als würde ein Vorhang sich senken.
    Schröder musterte ihn einen Moment lang.
    »Wir kriegen es sowieso raus«, sagte er leise.
    »Bei mir wurde ein Glaukom diagnostiziert, das ist richtig.«
    Czernyk klang wieder gelassen wie zuvor.
    »Jeremias Staal war im Besitz dieses Pulvers, weil er dachte, dass er Krebs hat«, erklärte Schröder in munterem Plauderton. »Haifischknorpel sollen dagegen helfen, das ist natürlich Humbug, aber manche Menschen greifen in ihrer Not zu allen Mitteln. Tja, und wissen Sie, was ich vorhin gelesen habe? Dieses Medikament«, Schröder malte mit den Händen ein paar Anführungszeichen in die Luft, »wird auch als Wundermittel gegen eine andere Krankheit angepriesen.«
    »Haarausfall?«
    Schröder schob eine Haarsträhne hinters Ohr.
    »Leider nein.«
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Grüner Star. Auch Glaukom genannt.«
    Hinter der verspiegelten Scheibe war ein Poltern zu hören, jemand schlug mit der flachen Hand gegen das Glas.
    Czernyk horchte auf.
    »Das war Zorn, oder?«
    »Die Putzfrau war’s nicht.« Schröder hob die Stimme. »Ich hatte bisher keine Gelegenheit, Hauptkommissar Zorn davon zu unterrichten. Egal, die Frage ist eigentlich, was Sie von der Sache halten, Kollege Czernyk.«
    » Ich? « Czernyk kratzte sich mit dem Zeigefinger an der Schläfe. »Ich habe noch nie von diesem Mittel gehört. Vielleicht sollte ich es probieren? Denken Sie, es würde mir helfen?«
    »Ich denke, dass Sie es schon benutzt haben. Und dass die Spuren in Grünbeins Wohnung nicht von Jeremias Staal, sondern von Ihnen sind.«
    Czernyk klatschte in die Hände.
    »Das ist eine interessante Theorie, wirklich. Sie sind nicht nur witzig, sondern auch verdammt clever. Ich habe mich schon oft gefragt, wieso Sie für andere den Kofferträger spielen, wo Sie doch mit Abstand der Fähigste in diesem Laden sind.«
    Der Spiegel bebte. Wieder wurde von der anderen Seite gegen die Scheibe geschlagen.
    »Das ging jetzt nicht gegen Sie, Kollege Zorn!«, rief Czernyk über die Schulter. Dann wandte er sich wieder an Schröder. »Wie gesagt: Es ist nur eine Theorie, vielleicht ein Indiz. Es reicht nicht für einen Haftbefehl, das wissen Sie so gut wie ich.«
    Schröder stützte den Kopf in die Hände und sah Czernyk an. Er wirkte ruhig, fast gleichgültig. In seinen Augen allerdings erschien ein leichtes Funkeln, wie bei einer schläfrigen Bulldogge, die einen fetten Knochen ins Visier nimmt.
    »Sie sind seit einer Weile nicht bei der Arbeit gewesen«, sagte er. »Ihre Kollegen machen sich Sorgen.«
    »Wirklich?«
    »Wundert Sie das?«
    »Ich bin krankgeschrieben«, seufzte Czernyk. »Ich dachte, das ist Ihnen bekannt.«
    »Davon weiß niemand.«
    »Nicht?« Czernyk hob die Augenbrauen. »Ich habe die Krankschreibung vor zwei Wochen abgeschickt. Das ist in der Tat merkwürdig, wahrscheinlich ist bei der Post etwas schiefgelaufen.«
    »Jaja, die Post.« Schröder lächelte mitfühlend. »So ein blöder Zufall aber auch.«
    Czernyk lehnte sich zurück und

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