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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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zuckten unter seiner Haut.
    »Aus demselben Grund haben Sie de Koops Anwalt getötet«, fuhr Zorn fort. »Er hat für den Freispruch gesorgt, das hat Sie wütend gemacht. Ich glaube, Sie haben Geschmack dran gefunden, kann das sein?«
    »Woran?«
    »Menschen zu töten.«
    Czernyk war Zorns Worten aufmerksam gefolgt, welche Wirkung sie auf ihn hatten, blieb verborgen. Sein Gesicht war das eines buddhistischen Mönches.
    »Es ging Ihnen um Strafe. Jahrelang haben Sie die Schweine verfolgt, im Dreck gewühlt, mit dem Abschaum gelebt. Sie haben selbst gesagt, dass es einen irgendwann einholt.«
    Das war vor ein paar Monaten gewesen, kurz, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Czernyk hatte Videos ausgewertet, dutzende Filme, auf denen Kinder vergewaltigt und misshandelt wurden. Zorn war dazu nicht in der Lage gewesen, schon damals hatte er sich gefragt, wie Czernyk damit zurechtkommen konnte.
    »Ich kann mich an dieses Gespräch erinnern«, nickte Czernyk. »Ich sagte Ihnen, dass man das alles verdrängen muss.«
    »Aber es funktioniert nicht mehr! Das Fass ist übergelaufen, und der Tropfen heißt Elias de Koop!«
    »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten«, Czernyk lächelte kurz, »aber an Ihren Metaphern müssen Sie noch ein bisschen arbeiten.«
    »Scheiß drauf.«
    Sie schwiegen einen Moment. Die Klimaanlage sprang an, rauschend erwachten die Ventilatoren in der Decke zum Leben.
    »Wir wissen, wie Sie die Leiche des Anwalts ins Präsidium gebracht haben«, sagte Zorn. »Sie wollten mir zeigen, wie cool Sie sind. Dass Sie mir überlegen sind, dem kleinen Provinzwürstchen.« Er hoffte, dass man ihm seine Wut nicht anmerkte. »Wenn Sie mir einen Schrecken einjagen wollten, ist Ihnen das gelungen. Ich habe mir fast in die Hosen gemacht.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Was haben Sie mit dem Richter gemacht?«, fragte Zorn. »Ist er tot? Wo haben Sie ihn verbuddelt? Und warum haben Sie Schröder die Nachricht geschickt? Die SMS, dass alles zusammenhängt? War Ihnen langweilig?«
    »Sind Sie fertig mit Ihrer«, Czernyk machte eine winzige Pause, » Geschichte?«
    »Nicht ganz.« Zorn holte tief Luft. »Es passt alles zusammen. Sicherlich, Sie haben keine Spuren hinterlassen, dazu sind Sie zu clever. Aber wir werden was finden. Was ich nicht verstehe: Warum haben Sie die Menschen auf dem Polizeiball vergiftet?«
    Czernyk zuckte die Achseln.
    »Das frage ich mich auch. Warum sollte ich so etwas tun?«
    »Sie waren dort.«
    »Sie ebenfalls, Zorn. Und Hunderte andere auch.«
    Die Tür öffnete sich lautlos, ein Beamter erschien und knallte einen Pappbecher vor Czernyk auf den Tisch. Die Hälfte des Kaffees schwappte über, im nächsten Moment war die Tür wieder zu.
    Czernyk nahm den Becher zwischen Daumen und Zeigefinger und prostete Zorn zu. »Für einen Kellner hat er ziemlich schlechte Manieren.« Er trank einen Schluck und rümpfte die Nase. »Denken Sie, er hat reingespuckt?«
    »Würde mich nicht wundern.«
    »Ich könnte Ihnen auch eine Geschichte erzählen.« Czernyk stellte den Becher ab. »Über Elias de Koop zum Beispiel. Dass er einer der schlimmsten Verbrecher ist, die jemals ihren Fuß auf diese Erde gesetzt haben. Ein gieriger Soziopath, ohne Moral, ohne Mitgefühl. Ich könnte Ihnen sagen, dass ich monatelang Beweise gegen ihn gesammelt habe, dass ich genau weiß, wie er arbeitet, weil ich ihm gefolgt bin. Ich hatte Unterlagen, die nicht vor Gericht zugelassen wurden. Ein Video, auf dem zu sehen ist, was er in Wirklichkeit tut, es wird nicht einmal in den Akten erwähnt. Weil er den Prozess manipuliert hat, den Richter bestochen hat, wahrscheinlich auch die Staatsanwaltschaft.« Czernyks Finger wischte über den Kaffeefleck, malte einen Kreis. »Wie gesagt, das könnte ich. Aber ich werde es nicht tun. De Koop wurde freigesprochen, es ist eine Geschichte, mehr nicht.« Er sah auf. »Genau wie Ihre.«
    »Und sie gefällt mir«, sagte Zorn. »Sie ist wirklich nett, Ihre kleine Geschichte. Sie liefert nämlich das Motiv für meine.« Er stand auf, stützte sich auf der Tischplatte ab und beugte sich zu Czernyk hinab. »Ich glaube Ihnen. Sagen Sie mir, was genau Sie gegen de Koop haben. Ich verspreche Ihnen, dass ich mich darum kümmern werde.«
    Czernyk beugte sich vor und schob das Mikrophon ans andere Tischende.
    »Ein nettes Angebot, danke.« Als er weitersprach, senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Das Problem ist, dass Sie dazu nicht in der Lage sind, Zorn. Sie sind einfach nicht

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