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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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antwortete: »Nein. Er ist dem Kerl auf der Spur. Irgendwas läuft, das war seiner Stimme anzuhören.«
    »Ja, den Eindruck habe ich auch«, bestätigte Weather.
    Sie nahmen alle einen Schluck Bier, und Shrake fragte: »Und was jetzt?«
    »Er wird den Kerl finden und töten. Selbst wenn er sich an die Vorschriften hält, wird er deswegen Ärger kriegen«, erklärte Weather. »Irgendjemand wird erwähnen, dass er und Marcy mal zusammen waren, Zeitungen und Fernsehen greifen das auf, anschließend mischen sich die Politiker ein, und die Staatsanwaltschaft gibt auch noch ihren Senf dazu … Lucas hat eine solche Wut im Bauch, dass er nicht vorsichtig genug sein wird. Ich habe Angst, dass er in seinem Zorn einfach auf den Typen zumarschiert und ihn umnietet.«
    Jenkins schüttelte den Kopf. »Er ist zu klug, um das öffentlich zu machen …«
    Weather fiel ihm ins Wort. »Es wäre fast besser, wenn er’s öffentlich tut. Wenn nur ihr dabei seid, werden die Spekulationen beginnen. Die Leute zimmern sich ihre eigenen Szenarien zusammen …«
    »Scheiße«, sagte Shrake. »Äh, Entschuldigung.«
    »Die Sache mit den Jones-Mädchen lässt ihm keine Ruhe, weil er das Gefühl hat, dass er nachlässig war«, erklärte Weather. »Seiner Ansicht nach hat es zu weiteren Mädchenmorden geführt, dass sie den Mann seinerzeit nicht erwischt haben. Und jetzt noch das mit Marcy … Er hält alles für seine Schuld.«
    »Das ist Unsinn«, knurrte Del. »Ich habe damals mit ihm an dem Fall gearbeitet, und er war der Einzige, der sich reingehängt hat. Quentin Daniel hat die Ermittlungen geleitet, Lucas hat ihm Feuer unterm Hintern gemacht. Daniel hat Lucas so schnell wie möglich in Zivil gesteckt. Lucas hat als Einziger einen Finger gerührt …«
    »Lucas sieht das nicht so«, wandte Weather ein. »Das weißt du. Er macht sich immer Vorwürfe, wenn etwas schiefgeht. Er glaubt, er müsste in der Lage sein, alles zu kontrollieren.«
    »Okay«, sagte Del.
    »Ich wollte euch bitten«, erklärte Weather, »ein Auge auf ihn zu haben. Dafür zu sorgen, dass er nicht dabei ist, wenn der Kerl gefasst wird. Ihn irgendwie aus der Schusslinie zu halten, damit er gar keine Gelegenheit bekommt, den Mann zu töten.«
    »Und der Typ kann seinen Lebensabend in Stillwater mit Damespielen verbringen?«, fragte Jenkins.
    »Nein. Meinetwegen soll ihn ruhig jemand ins Jenseits befördern«, entgegnete Weather. »Solange es nicht Lucas ist. Wenn jemand den Kerl erschießen muss, dann einer von euch. Am besten Jenkins oder Shrake, weil ihr nie mit Marcy gearbeitet habt … Dann, glaube ich, würde niemand weitere Fragen stellen, am allerwenigsten, wenn der Typ bewaffnet war.«
    »Was, wenn er keine Waffe hat?«, fragte Jenkins.
    »Die Möglichkeit ziehen wir lieber nicht in Betracht«, antwortete Weather. »Das Waffenszenario wäre auf jeden Fall besser.«
    Kurzes Schweigen, dann bemerkte Shrake: »Dazu fällt mir der Ausdruck ›Verschwörung‹ ein.«
    »Ich musste das mit euch besprechen«, meinte Weather. »Was mit dem Kerl passiert, ist mir letztlich egal. Dreißig Jahre in Stillwater sind auch okay. Ich mache mir nur Sorgen wegen Lucas.«
    »Oh, Mann«, sagte Del.
    »Du stimmst mir doch zu, oder?«, fragte Weather.
    Del nickte und sah Shrake und Jenkins an, die ebenfalls nickten.
    »Ich gehe auch davon aus, dass Lucas den Kerl ins Jenseits befördern will«, erklärte Shrake. »Darüber, wie das aussehen würde, habe ich allerdings nicht nachgedacht. Du hast recht, das würde eine Menge Staub aufwirbeln … wenn wir nichts unternehmen.«
    Jenkins, Shrake und Del waren längst weg, als Lucas den Wagen in die Auffahrt lenkte; ihre Bierflaschen lagen in der Recyclingtonne. Er betrat das Haus durch die Garage, schaltete das Licht in der Küche an, warf einen Blick in den Kühlschrank, fand darin ein Hähnchensandwich, das die Haushälterin für ihn hergerichtet hatte, und eine Flasche Leinie’s. Er nahm beides heraus und setzte sich zum Essen an den Frühstückstisch. Kurz darauf hörte er nackte Füße die Treppe herunterkommen, und Letty streckte den Kopf zur Küche herein.
    »Hey.«
    »Du bist noch auf?«, fragte Lucas.
    »Ja. Mom operiert morgen früh, also ist sie um zehn ins Bett. Sei leise, wenn du raufgehst.«
    »Okay. Weißt du, was sie macht?«
    »Eine Rhinoplastik und anschließend eine Hauttransplantation wegen Verbrennungen«, antwortete Letty.
    Er kaute eine Weile. »Was ist?«
    »Mom glaubt, dass du eine Spur hast. Weißt du, wer sie

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