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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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immer noch nichts Handfestes. Lucas fand zwei Aktenboxen mit Fotos und Delores Schmidt Bilder auf den Computern – auf vielen war Darrell Hanson zu sehen. Manche der Fotos ähnelten dem Phantombild, das mit Hilfe von Kelly Barker erstellt worden war, andere nicht.
    Kurz nach sechs Uhr kam Hanson mit seinem weißen Van nach Hause. Shrake empfing ihn an der Tür. Lucas’ Atmung beschleunigte sich, seine Pupillen weiteten sich. Am liebsten hätte er sich auf ihn gestürzt …
    »Sieht er aus wie der Gesuchte?«, fragte Jenkins, der Schulter an Schulter mit Lucas an der hinteren Tür stand.
    »Ja«, antwortete Lucas.
    Hanson bekam einen Schreikrampf, als er das Chaos sah. Lucas beobachtete ihn, wie er mit Del und Shrake redete. Hanson war klein, dunkelhaarig, hatte eine breite Brust, ein teigiges Gesicht und dichtes schwarzes Haar. Del gelang es nicht ganz, ihn zu beruhigen: Hanson rief seinen Anwalt an, der nur wenige Minuten entfernt wohnte, und kaum eine halbe Stunde später betrat dieser, ein fleischiger Mann mit sandfarbenen Haaren, bereits das Haus.
    Hanson zeigte ihm den Durchsuchungsbefehl, worauf der Anwalt ihm sagte, er solle sich hinsetzen und den Mund halten, und Lucas aufforderte, alle Fragen ihm zu stellen, nicht Hanson.
    »In Ordnung«, antwortete Lucas.
    »Ich möchte wissen, was los ist«, knurrte Hanson.
    Der Anwalt legte einen Finger an die Lippen.
    »Ich könnte eine kurze Rede halten, in der keine Fragen vorkommen«, erklärte Lucas.
    Der Anwalt kratzte sich am Hals und wandte sich Hanson zu: »Wenn du die hören möchtest, ist das okay. Aber sag selber nichts.«
    In dem Moment trat Del ein und winkte Lucas zu sich. Lucas folgte ihm in die Küche, wo Hanson und der Anwalt sie nicht hören konnten.
    »Möglicherweise gibt es ein Problem«, teilte Del ihm mit.
    »Ja?«
    »Ich hab mir gerade den Van angesehen«, sagte Del. »Er ist tatsächlich weiß, aber auf beiden Seiten und hinten sind große rote Rosen. Er arbeitet für eine Blumenfarm, einen Blumengroßhandel oder so was. Die Leute in Bloomington haben nichts von Rosen erwähnt. Das wäre doch das Erste, was einem auffällt.«
    »Mist … Ich glaube trotzdem, dass er der Richtige ist.«
    »Ich habe ein ungutes Gefühl«, erwiderte Del. »Ich glaube, wir sind gerade dabei, es zu vermasseln.«
    »Ich halte jetzt meine Rede«, sagte Lucas.
    Lucas erklärte, sie hätten allen Grund zu der Annahme, dass Hansons Vater ermordet worden sei. Die Spuren wiesen auf jemanden, der ihn gut kenne. Dieselbe Person stehe im Verdacht, eine Beamtin der Polizei von Minneapolis und zwei weitere Menschen getötet zu haben, und die Beschreibung passe auf Hanson. »Das lässt sich anhand eines DNS-Tests klären. Wir haben eine Blutprobe des Schützen, deren Auswertung heute Nachmittag abgeschlossen sein müsste. Im Moment haben wir keine Genehmigung, Mr Hanson DNS zu entnehmen, wenn er sie uns nicht freiwillig überlassen möchte, aber zu einem späteren Zeitpunkt bekommen wir die mit Sicherheit.«
    »Nein«, sagte der Anwalt.
    »Moment«, fiel Hanson ihm ins Wort. »Würde die Probe mich von dem Verdacht befreien?«
    »Ja«, antwortete Lucas.
    »Ich rate dir davon ab, Darrell«, sagte der Anwalt.
    »Jim, ich kenne mich aus mit DNS«, entgegnete Hanson. »Sie wird mich von dem Verdacht befreien. Es ist nicht mein Blut. Sie müssen mir nicht mal welches abnehmen.«
    »Darrell, wir sollten uns ausführlich unterhalten, bevor wir irgendetwas freiwillig machen«, sagte der Anwalt. »Wir brauchen einen Strafrechtler, der sich mit so etwas besser auskennt als ich.«
    »Ich finde, du machst das gut«, entgegnete Hanson und wandte sich Lucas zu. »Vor zwei Jahren bin ich für das zivile Unternehmen Wetland Restorations aus Caplan, Missouri, in den Irak gegangen, um die Einheimischen bei der Renaturierung von Marschland im Süden zu beraten. Vor unserer Abreise haben sie DNS-Proben von uns allen genommen, für den Fall, dass wir in die Luft gejagt werden. Die Probe von mir ist in den Akten bei Wetland.«
    Als die blond getönte Carol Hanson, eine Frau jenseits der vierzig, das Haus mit einer Einkaufstüte von Macy’s betrat, war sie genauso entsetzt wie zuvor ihr Mann, brüllte die Polizisten an und begann anschließend zu weinen.
    Während Del und Shrake sie zu beruhigen versuchten, ging Lucas hinaus und rief den Leiter des DNS-Labors vom SKA an, um ihn über die Probe bei Wetland zu informieren.
    Der Mann vom Labor versprach, wegen der Probe herumzutelefonieren. »Wir haben

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