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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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haben.«
    »Ganz offen.«
    »Den kann man sowieso nicht hinters Licht führen. Da wird er bloß sauer.«
    Sie fuhren zurück zum SKA, um die nötigen Formulare zu holen, und anschließend rief Lucas bei Paulson an, um sicher zu sein, dass der Richter da war. Man teilte ihm mit, dass er am Vormittag nicht viel zu tun habe. Also vereinbarte Lucas einen Termin, und er und Del machten sich auf den Weg nach Minneapolis.
    Paulsons Amtszimmer befand sich im siebzehnten Stock des Hennepin County Courthouse. Als sein Schriftführer Lucas und Del in sein Büro führte, saß Paulson mit den Füßen auf dem Schreibtisch da und zupfte an einer E-Gitarre. Er nickte in Richtung der beiden Gästestühle, zupfte noch ein paar Mal an den Saiten und legte die Gitarre dann weg.
    »Ich hätte ein Rolling Stone werden können«, erklärte er. Er war groß, hatte nach hinten gekämmte Haare, eine lange Nase und ein schmallippiges Lächeln und erinnerte eher an einen Country-Sänger als an einen Rolling Stone.
    »Und wenn Sie gleichzeitig Richter gewesen wären, hätten Sie sich selber wegen Drogenmissbrauchs hinter Gitter schicken können«, frotzelte Del.
    »Wie geht’s, Del?«, fragte Paulson und fügte an Lucas gewandt hinzu: »Es steht schlecht, stimmt’s?«
    »Ja. Wir sind da, um Sie zu einem Durchsuchungsbefehl um Rat zu fragen; es geht um den Mord an Marcy.«
    »Hmm«, brummte Paulson und nahm die Füße vom Tisch. »Ich bin ganz Ohr.«
    Lucas erklärte ihm, was sie herausgefunden hatten und wonach sie suchen würden, sobald sie den Durchsuchungsbefehl hätten, und warum sie ihn noch nicht offiziell beantragen wollten. »Wir wissen, dass die Beweise dürftig sind, glauben aber, dass sie in ihrer Gesamtheit genügen sollten. Wenn Sie nicht der Meinung sind, wollen wir den Antrag nicht offiziell stellen.«
    »Sie sind zu mir gekommen, weil Sie wissen, dass die Beweislage dürftig ist und Marcy und ich eine Weile zusammen waren.«
    »Das spielt eine Rolle, ja«, gab Lucas zu. »Ich mache Ihnen nichts vor, Dwayne: Wir glauben, dass wir ausreichend Material haben, sind uns aber bewusst, dass es knapp werden könnte.«
    »Lassen Sie mich überlegen«, sagte Paulson und drehte sich mit dem Schreibtischstuhl von ihnen weg. Sie betrachteten die kleine kahle Stelle an seinem Hinterkopf eine Minute lang, dann zwei, bis er sich ihnen schließlich wieder zuwandte. »Der Mann ist einfach in dieses Haus in Bloomington marschiert und hat das Feuer ohne Vorwarnung eröffnet?«
    »Ja.«
    »Er ist also eine Gefahr für sich selbst und die Allgemeinheit?«
    »Genau«, sagte Del.
    »Ohne diese Feststellung würde ich Ihnen den Beschluss nicht geben. Vermerken Sie das in Ihrem Antrag, dann kriegen Sie ihn von mir.«
    Lucas holte die Formulare aus der Tasche. »Ich habe Platz gelassen für ergänzende Bemerkungen«, erklärte er.
    Sie verließen das Büro mit dem Durchsuchungsbefehl.
    »Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer werde ich«, sagte Lucas. »Es gibt keinen einzelnen großen Hinweis auf ihn, aber viele kleine. Und als planender Mensch hinterlässt er keine deutlichen Spuren.«
    Im SKA rief Lucas den Leiter John Simon an und informierte ihn über sein Vorhaben. Simon besaß so gut wie keinen Einfluss auf die Einheit von Lucas und hegte Ressentiments, hatte sich jedoch damit arrangiert.
    »Gehen Sie die Sache besonnen an. Ich will keine Toten«, ermahnte er ihn.

ZWEIUNDZWANZIG
    Lucas, Del, Jenkins, Shrake, Norman Johnson und Delores Schmidt von der Spurensicherung betraten Hansons Haus kurz nach drei Uhr nachmittags.
    Es wirkte bewohnt, und es roch nach gutem Essen. Allein im Erdgeschoss befanden sich zwei Dutzend gesunde Pflanzen, weitere auf der Treppe und im ersten Stock in den Schlafzimmern. Der Kühlschrank war voller frischer Lebensmittel, und in der Doppelgarage, die auf die Straße hinter dem Haus ging, stand kein Auto.
    »Ich hatte gehofft, dass wir eine Geländemaschine finden würden«, bemerkte Lucas.
    Sie stellten das Haus auf den Kopf, fingen in den Schlafzimmern und im Keller an, den die Leute gern als Versteck nutzten. Schmidt, eine Computerspezialistin, sah sich den PC im Arbeitszimmer und den Laptop in der Küche genauer an. Mit spezieller Software gelang es ihr, innerhalb weniger Minuten die Passwörter zu knacken, so dass sie die Daten auf beiden Geräten überprüfen konnte.
    »Suchen Sie nach Pornos«, wies Lucas sie an. »Nach Bilddateien.«
    Es ging langsam voran: Zwei Stunden nach ihrem Eintreffen hatten sie

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