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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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rasch durchs Haus. Del blieb einmal kurz stehen, um in Waschmaschine und Trockner zu schauen. Beide waren leer.
    »Er war ein paar Tage da«, sagte Lucas.
    Im Bad entdeckten sie einen Kulturbeutel mit Rasierapparat, dazu Rasierschaum, Zahnbürste und -pasta sowie antiseptische Salbe, Gesichtscreme, eine Tube Preparation H, eine kleine Schere für Nasenhaare und Pflaster.
    »Das könnte ein Hinweis sein«, bemerkte Del. »Hatte er oben im Norden einen zweiten Kulturbeutel?«
    »Nein«, antwortete Lucas. »Das Bad war leer. Kein Koffer, aber das hat nicht unbedingt etwas zu bedeuten, wenn er Kleidung an beiden Orten hatte.«
    »Warum nicht auch zwei Kulturbeutel?«, fragte Wright.
    »Weil man dann nie weiß, was drin ist«, antwortete Lucas. »Ich mache das bei meiner Hütte auch so: Die Kleidung lasse ich dort, aber den Kulturbeutel nehme ich immer mit. Und die Schuhe …«
    Am Fußende des Betts standen abgewetzte, schmutzige Sportschuhe. »Die Angelschuhe«, erklärte Lucas.
    »Als Verteidiger würde ich jetzt sagen, dass du dir was zurechtzimmerst«, bemerkte Del.
    In der Küche lag eine Stange Marlboros auf der Arbeitsfläche, aus der eine Schachtel fehlte. »Siehst du«, sagte Lucas. »Er hatte vor zurückzukommen. Ein Päckchen Zigaretten kostet sechs Dollar; die Stange hätte er bestimmt nicht dagelassen.«
    »Stimmt«, pflichtete Del ihm bei.
    »Allmählich beginnen Sie, mich zu überzeugen«, meinte Wright.
    Im Wagen sagte Del: »Es ist fast zu schön, um wahr zu sein.«
    »Sehen wir uns Darrells Haus an«, schlug Lucas vor.
    Darrell Hanson wohnte in einem gut erhaltenen zweistöckigen Gebäude im viktorianischen Stil. Ein Mann im weißen Maleroverall, der auf einer Trittleiter stand, strich gerade den Dachvorsprung blaugrün.
    Sie parkten in einer schmalen Einbahnstraße zwei Häuser von dem Hansons entfernt. Lucas sah sich um. »Zur richtigen Tageszeit … die Seitentür.«
    »Du spielst doch nicht etwa mit dem Gedanken reinzugehen?«, fragte Del. »Schlechte Idee. Hier wimmelt’s von Alarmanlagen – wahrscheinlich werden wir gerade von einer Videokamera aufgenommen.«
    »Man müsste von hinten rein …«
    »Noch schlechter.«
    Lucas holte tief Luft und stieß sie wieder aus. »Ich würde es mir gern ansehen und könnte mir vorstellen, dass wir von Dwayne Paulson einen richterlichen Beschluss kriegen, wenn er meint, dass wir genug Hinweise auf Hanson haben.«
    »Vielleicht reicht’s. Vielleicht. Eine wacklige Fotoidentifikation, der weiße Van …«
    »In dem Antrag müsste bei der Fotoidentifikation das Wörtchen ›wahrscheinlich‹ stehen. Das konnte ich Kelly Barker entlocken.«
    »Grenzwertig.«
    »Hör auf mit den Spitzfindigkeiten«, brummte Lucas. »Wir wissen, dass Darrells Vater das Licht beim Verlassen des Hauses an- und die Zigaretten dagelassen hat. Wir wissen weiterhin, dass Hansons Tod, falls er vorgetäuscht war, von jemandem vorgetäuscht wurde, der die Hütte, die Geländemaschine und die Gewohnheiten des alten Mannes kannte. Der wusste, dass es dort ein Motorrad gab, das er nehmen konnte. Wenn Hanson also ermordet wurde, dann höchstwahrscheinlich von einem Bekannten.«
    »Die Theorie mit dem Lehrer scheint sich zerschlagen zu haben.«
    »Er hat das richtige Alter …«, sagte Lucas.
    »Ja, wahrscheinlich ist er der Richtige. Ich sage nur, dass viele der Punkte vor Gericht nicht viel Gewicht hätten. Und warum willst du zu Paulson? Wir könnten doch einfach Carsonet bitten.«
    »Weil Paulson und Marcy eine Weile zusammen waren.«
    »Ah, das könnte tatsächlich helfen«, pflichtete Del ihm bei. »Trotzdem haben wir keine handfesten Beweise.«
    »Und mit einem richterlichen Beschluss legen wir uns fest.«
    Kurzes Schweigen.
    »Wenn du dich ohne Beschluss umsehen willst, solltest du mit mir reden«, sagte Del schließlich. »Ich will nicht, dass du das allein machst.«
    »Wenn sie uns erwischen, kriegen sie gleich zwei«, wandte Lucas ein.
    »Also gehen wir zu Paulson.«
    »Ich habe Angst, dass er nein sagt.«
    »Dann können wir uns das Haus immer noch auf eigene Faust vornehmen«, meinte Del.
    Lucas dachte über Dels Vorschlag nach. Wenn er sich ohne Beschluss Zugang zu dem Haus verschaffte, konnte er sich nur kurz darin aufhalten. Und wenn er erwischt wurde, war seine Karriere ruiniert, und er landete möglicherweise sogar im Gefängnis. In dem Viertel gab es jede Menge Alarmanlagen …
    »Gut«, sagte Lucas schließlich. »Gehen wir zu Paulson und erklären ihm, was wir

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