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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Wut fing er an zu zittern, und sein Gesicht wurde leuchtend rot, doch er blieb dabei: »NEIN: ICH HAB SIE NIE GESEHEN.«
    Die Schlüssel an dem Bund, behauptete er, habe er gesammelt: »Wenn ich Schlüssel finde, stecke ich sie an den Bund. Den lasse ich in der Nacht klimpern. Das höre ich gern, es klingt wie Glocken. Wer weiß, wann ich sie mal brauchen kann? Vielleicht kann ich einen verkaufen.«
    Sie bearbeiteten ihn zwei Stunden lang, dann holte Daniel einen anderen Beamten, der sich weiter mit Scrape beschäftigen sollte, und er, Sloan, Hanson und Lucas gingen in Daniels Büro und schlossen die Tür.
    »Ich glaube nicht, dass er es war«, sagte Sloan. »Aber ich wär mir sicherer, wenn er nicht so schräg wäre. Haltet ihr es für möglich, dass er es getan hat und sich nicht mehr daran erinnert?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Hanson. »Er bringt die Dinge durcheinander, aber er vergisst nichts.«
    Daniel sah Lucas an, der mit den Schultern zuckte. »Er schien aufrichtig verwirrt zu sein, als Sloan ihn das erste Mal nach den Mädchen gefragt hat – für mich sah das aus, als wüsste er gar nicht, wovon er redet. Ich schätze ihn nicht clever genug ein, sich so zu verstellen. Außerdem geht mir die Sache mit den Fingerabdrücken auf den Pornofotos nicht aus dem Kopf. Wollen wir das überprüfen?«
    »Ja«, antwortete Daniel. »Wir haben also nichts in der Hand. Er ist aufgrund eines Gerüchts hier, das ein Typ in die Welt gesetzt hat, den wir nicht finden können und den Davenport für einen Gauner mit falscher Adresse und Kreditkarte hält. Wir können Scrape nicht mal wegen des Messers festhalten, weil es in seinem Zimmer war und er keine Gelegenheit hatte, jemanden damit zu bedrohen.«
    »Haben Sie sonst noch was in seinen Kisten gefunden?«, fragte Lucas.
    Daniel schüttelte den Kopf. »Ich hab vor zwanzig Minuten mit Lester gesprochen. Sie haben das Flussufer ungefähr einen Kilometer weit durchkämmt, in beide Richtungen, ohne was zu entdecken.«
    »Sollen wir ihn freilassen?«
    »Ja, wenn Sloan ihm nicht etwas entlockt«, antwortete Daniel und sah Sloan an. »Bearbeiten Sie ihn noch eine Stunde. Gehen Sie alles ein weiteres Mal durch, und wenn das nichts ergibt, lassen Sie ihn frei. Dann sollen ihn zwei Beamte beobachten. Wenn er die Mädchen entführt hat, wird er einen Fehler machen, und zwar bald.«
    »Was, wenn er einfach abhaut?«, wollte Hanson wissen.
    »Das lassen wir nicht zu. Sobald er versucht, in einen Bus zu steigen oder die Stadt per Anhalter zu verlassen, schnappen wir ihn uns wieder«, antwortete Daniel. »Er fährt nirgendwohin.«
    »In LA würden wir nicht mehr an ihn rankommen«, sagte Sloan.
    Hanson nahm den Hörer von Daniels Telefon in die Hand, wählte eine Nummer, lauschte, nannte seinen Namen und fragte: »Habt ihr irgendwelche Nachfragen über Festnahmen im Fall der vermissten Mädchen? Hm. Nein, bei uns auch nichts. Haltet mich auf dem Laufenden.« Er legte auf und sagte zu den anderen: »Die Zeitungsleute haben noch nicht Wind davon bekommen, dass er bei uns ist. Noch nicht.«
    »Also lassen wir ihn in einer Stunde frei und beobachten ihn«, erklärte Daniel. »Wir postieren jemanden vor und hinter dem Haus, überwachen jede seiner Bewegungen.«
    »Und ich?«, erkundigte sich Lucas. »Soll ich ihm folgen?«
    »Nein«, antwortete Daniel. »Gehen Sie nach Hause und legen Sie sich aufs Ohr. Wir sind hier fertig. Schätze, wir sehen uns wieder.«
    Lucas verließ Daniels Büro ein wenig enttäuscht. Er hatte geglaubt, mit Scrape einen Schritt weitergekommen zu sein, aber nun hatten sie, laut Aussage von Daniel, »nichts in der Hand«. Er ging zum Jeep hinaus, blieb einen Moment darin sitzen und dachte über den Mann nach, der das Gerücht über Scrape in die Welt gesetzt hatte. Und nahm sich vor, Fell zu finden.
    Obwohl die Wirkung des Dexedrine allmählich nachließ, war Lucas noch zu aufgekratzt zum Schlafen. Statt nach Hause fuhr er zu Kenny’s Bar und suchte den Geschäftsführer Kenny Katz auf, der in seinem Büro im Hinterzimmer an einer altmodischen mechanischen Rechenmaschine saß. Nach einem Blick auf Lucas’ Dienstmarke deutete er auf einen Stuhl, und Lucas erzählte ihm von John Fell und Scrape.
    »John kommt gewöhnlich gegen sechs oder sieben und bleibt ungefähr eine Stunde«, erklärte Katz. »Er ist vor drei bis vier Wochen aufgetaucht und war seitdem praktisch jeden zweiten Abend da. Trotzdem würde ich ihn nicht als Stammgast bezeichnen … Er passt

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