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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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entfernt. Da könnte ein Zusammenhang bestehen.«
    »Zwanzig Minuten«, sagte Lucas. »Ich fahr kurz zu Walgreens, um Wick zu kaufen.«
    Er schlüpfte in eine alte Jeans und hohe Wanderstiefel sowie ein T-Shirt mit Flecken unter den Achseln und zog ein dickes Angelhemd an, das noch so neu war, dass es sich steif anfühlte.
    Vor dem Dreck in dem Container hatte er keine Angst, sondern vor Aids. Die Krankheit griff in den Städten um sich, und in den Zeitungen stand, sie werde hauptsächlich durch schwulen Sex und Blut-zu-Blut-Kontakt mit benutzten Junkie-Spritzen übertragen.
    Und solche Spritzen landeten oft in Müllcontainern.
    Fünf Minuten nach Sloans Anruf saß Lucas wieder im Jeep, fuhr zu Walgreens, wo er die dicksten gelben Küchenhandschuhe kaufte, die er finden konnte, und Wick VapoRub.
    Tom’s Pizza war ein heruntergekommener kleiner Pizzaladen, der sich durch seine niedrigen Preise und seine saftigen Schmeißfliegen auszeichnete. Die Fliegen ähnelten sehr den Zutaten von Tom’s Pizzen; manche Gäste behaupteten, dass sie dem Käse-Pilz-Belag ein gewisses Etwas verliehen.
    Lucas stellte den Wagen an der Seite des Gebäudes ab und ging mit der Tüte, in der sich Handschuhe, Wick VapoRub sowie das dicke Hemd befanden, nach hinten zu Sloan, Hanson, Lester und Jack Lacey, dem Inhaber von Tom’s, die von der Straße aus zu dem Müllcontainer hochschauten. Das helle Licht eines Bewegungsmelders auf dem Dach erhellte halb den Container, neben dem eine Trittleiter stand.
    Lucas begrüßte die anderen mit einem »Hey«, worauf Sloan sagte: »Du hast was bei mir gut.«
    Lucas nickte und machte den Fehler, den Kopf in Richtung Container zu halten. Als der Gestank daraus ihm in die Nase stieg, wandte er sich würgend ab. »Igitt. Wann ist das Ding das letzte Mal geleert worden?«
    »Letzte Woche«, antwortete Lacey. »Morgen wieder. Letzte Woche war’s heiß.«
    »Vielleicht sollten sie auf zweimal die Woche umstellen«, schlug Lucas vor. »Das ist ja widerlich.«
    »Bloß im Sommer …«
    »Schluss mit dem Geplänkel«, mischte sich Lester ein. »An die Arbeit.«
    Lucas sah seufzend den Container an, schlüpfte in das dicke Angelhemd und schmierte sich etwas Wick VapoRub in die Nasenlöcher.
    »Echt professionell«, spottete Sloan.
    »In dem Ding werd ich mir die Klamotten ruinieren«, prophezeite Lucas.
    »Stellen Sie’s der Dienststelle in Rechnung«, schlug Lester vor. »Ich werde es abzeichnen.«
    »Wird gemacht.«
    Lucas kletterte die Leiter hoch und schaute in den Container – der Anblick war fast so schlimm wie der Geruch. Schimmeliger Käse, schimmeliges Fleisch, schimmeliger Teig, schimmeliges Fett, schimmelige Pappe und dazu Fliegen. Lucas hatte sich immer schon gefragt, wohin die Fliegen in der Nacht verschwanden; jetzt wusste er es. Er sah zwei zylindrische Kartons, in denen sich einmal Tomatensauce befunden hatte, und eine Ratte mit winzigen schwarzen Knopfaugen, beide von dem Bewegungsmelderlicht beleuchtet.
    Die Ratte floh in den hintersten Winkel und über den Rand des Containers ins Freie.
    »Mann, was für ein Riesenvieh«, rief Lester aus.
    »Vorsicht, es könnte beißen«, warnte Hanson. »Am Ende hat’s Tollwut.« Er zückte die Pistole.
    »Nicht schießen«, ermahnte ihn Sloan. »Ein Querschläger …«
    »Erinnert mich dran, dass ich meine Alte hier mal auf ’ne Pizza einlade«, sagte Lester.
    »Hey, drinnen gibt’s keine Ratten«, erwiderte Lacey.
    Als die Aufregung sich gelegt und Hanson die Pistole wieder eingesteckt hatte, stöhnte Lucas: »Oh, Mann«, setzte sich auf den Rand des Containers, drehte sich nach innen und ließ sich hineingleiten. Die Pappschachteln – es handelte sich hauptsächlich um Pappschachteln – waren durchweicht und rutschig. Lucas kam es vor, als würde er auf Moos treten.
    Er atmete durch den Mund, und weil er die Nase voller Wick hatte, roch er kaum etwas anderes.
    »Achtung«, rief er und begann, Kartons über den Rand zu werfen. Vorsichtig, um nicht in eine Spritze zu fassen. Zwei Minuten später waren seine Handschuhe und die Beine bis zu den Knien voll mit schimmeligem Käse und Tomatensauce, und eine weitere Ratte huschte in eine Ecke.
    Er hatte fünf oder sechs Minuten herumgewühlt, als ein Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht in die Straße einbog.
    Lester rief den Männern darin zu: »Schaltet das verdammte Licht aus!«
    Sie taten ihm den Gefallen, und ein Streifenpolizist rief zurück: »Wir haben einen Funkruf erhalten … Was ist hier

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