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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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irgendwie nicht hierher.«
    »Warum nicht?«
    Katz zögerte kurz. »Keine Ahnung. Er ist schräg, kommt rein, genehmigt sich ein paar Drinks, redet mit den Leuten. Aber seine Blödelei wirkt unnatürlich. Er hört sich an, als hätte er einen Kurs gemacht, und erzählt die ganze Zeit Witze, die wie aus einem Witzbuch klingen. Man hat nicht den Eindruck, dass er sie von Kumpels kennt.«
    »Hm. Haben Sie den Penner je im Kenny’s gesehen? Den Typ mit dem Basketball?«
    »Klar. Der war hier hin und wieder auf dem Klo. Ich hab ihn nicht dazu ermutigt, aber früh am Abend, wenn noch nicht so viele Gäste da sind … Was soll man machen?«
    »Ist er in letzter Zeit da gewesen?«
    »Vor ungefähr zwei Wochen. Da hat er erzählt, er hätte irgendwo ein Zimmer und brauche unser Klo nicht mehr«, antwortete Katz. »Und er hat sich bedankt. Das hat mich überrascht. Ich hab ›Bitte, gern geschehen‹ zu ihm gesagt, und das scheint ihn gefreut zu haben.«
    »Glauben Sie, er hat die Mädchen entführt?«
    »Keine Ahnung. Echt nicht.«
    »John Fell hat uns auf ihn gebracht.«
    Katz schüttelte den Kopf, so dass seine Backen wackelten. »Das verstehe ich nicht. Wie kommt er auf ihn? Er sieht nicht aus wie jemand, der mit Pennern redet.«
    »Fell ist Kunde in dem Massagesalon gegenüber … und die Mädchen kommen manchmal her …«
    »Nicht zum Anschaffen«, erklärte Katz. »Die Bar ist für die Leute im Viertel. Die Mädchen wissen, dass so was hier nichts zu suchen hat.«
    »Aber sie trinken was«, sagte Lucas. »Setzen sie sich zu Fell? Kommen sie seinetwegen?«
    »Nein. Aber ein Typ, der regelmäßig zu Nutten geht, bei dem stimmt etwas nicht. Wissen Sie, was ich meine?«
    Lucas nickte. »Ich glaub schon.«
    »Ich meine, wenn man extrem hässlich ist oder behindert und auf normalem Weg keine Frau kriegen kann, dann okay. Irgendwie muss man ja Dampf ablassen. Doch bei John ist körperlich alles in Ordnung, jedenfalls, soweit ich das beurteilen kann. Okay, er ist nicht der Schlankste, aber heutzutage sind viele Männer dick. Wenn was nicht mit ihm stimmt, dann hier oben.« Katz tippte sich gegen die Schläfe.
    »Sie sagen, er kommt immer so gegen sechs oder sieben?«
    »Meistens, ja«, antwortete Katz. »Wollen Sie ihn sehen?«
    »Ich würde mich gern mit ihm unterhalten. Wir gehen allen Spuren nach, die wir haben.«
    »Glauben Sie, Sie finden die Mädchen?«
    »Meine erfahreneren Kollegen sind nicht der Ansicht«, antwortete Lucas. »Aber ich bin noch zu neu im Geschäft und zu dumm, um einfach aufzugeben.«
    Lucas setzte sich wieder in seinen Jeep. Die Sonne stand hoch am Himmel, es war heiß, und er wusste nicht, was er tun sollte. Am Ende fuhr er nach Hause, schaltete die Klimaanlage ein und ließ sich in dem sicheren Wissen, dass er nicht würde schlafen können, aufs Bett fallen.
    Eine halbe Stunde lang kreisten seine Gedanken, er suchte nach Hinweisen, Dingen, die er tun konnte. Viel hatte er nicht, letztlich nur den Faden mit Scrape. Aber dieser Faden war kurz, und die Sache mit Fell führte vielleicht in eine Sackgasse … Es musste eine Möglichkeit geben, an Fell heranzukommen, doch leider fehlte Lucas die Routine.
    Der Anruf überraschte ihn, holte ihn aus dem Schlaf, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er richtete sich desorientiert auf und suchte nach dem Telefon.
    Als er es gefunden hatte und ranging, hörte er Sloans Stimme am anderen Ende. »Das könnte dich interessieren: Wir haben einen Hinweis bekommen, dass der gute Scrape eine Schachtel in einen Müllcontainer hinter Tom’s Pizza an der Lyndale geworfen hat, gestern bei Einbruch der Dunkelheit. Hast du Lust, ein bisschen rumzuwühlen?«
    »O nein«, stöhnte Lucas. Das hatte er auf Streife schon ein paar Mal gemacht. »Ich meine, ich wär ja gern mit von der Partie …«
    »Daniel braucht jemanden, der das erledigt«, teilte Sloan ihm mit. »Das ist normalerweise Aufgabe der jungen Beamten.«
    »Wen gäb’s da außer mir noch?«, fragte Lucas.
    »Mich«, antwortete Sloan.
    Lucas konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Und was wär dir das wert?«
    »Nun mach schon, Mann. Ich hab was Schickes an und keine Zeit zum Umziehen. Du bist zu Hause und könntest dich einfach in was Altes schmeißen.«
    »Okay, okay«, sagte Lucas. »Ich hoffe, es ist nicht umsonst.«
    »Bring eine Taschenlampe mit«, empfahl ihm Sloan. »Warst du nicht dabei, als der Veteran die Bluse gefunden hat?«
    »Doch.«
    »Tom’s Pizza ist ungefähr zwei Häuserblocks von der Straße

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