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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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S-c-r-a-p-e. Er müsste aktenkundig sein. Meine Quelle behauptet, er wäre ein paar Mal wegen des Besitzes von Marihuana festgenommen worden. Angeblich trägt er ein Messer bei sich, ist paranoid und schizophren und hat üble Halluzinationen. Nimmt seine Medikamente nicht.«
    Daniel notierte die Adresse und sagte: »Fünfzehn Minuten.«
    Diesmal waren es tatsächlich nur fünfzehn Minuten. Daniel und zwei Detectives kamen in zwei Zivilwagen, Daniel allein, das zweite Auto gelenkt von Sloan, dem Detective, mit dem Lucas in der Nacht zuvor zusammengearbeitet hatte. Der dritte Mann war ein altgedienter Kollege namens Hanson, der einen grauen Filzhut mit Krempe trug wie die Männer vor Kennedy.
    »Hast du Schiss gehabt, allein reinzugehen?«, fragte Sloan Lucas.
    »Ich wollte den Ruhm mit euch teilen«, antwortete Lucas.
    »Clever«, lobte ihn Daniel.
    Sie standen einen Block von dem Haus weg, zwischen der Schnauze von Sloans Wagen und dem Kofferraum von Daniels. »Haben Sie irgendwas beobachtet?«, fragte Hanson Lucas.
    »Nein. Keine Menschenseele, die reingegangen oder rausgekommen wäre, seit ich da bin. Er ist in Apartment F. Der Mann, der ihm das Zimmer besorgt hat, sagt, es ist ganz hinten im Erdgeschoss.«
    »Woher haben Sie die Information?«, wollte Daniel wissen.
    »Ich habe eine Liste der Quellen«, antwortete Lucas. »Die gebe ich Ihnen, sobald wir im Revier sind. Die meisten Informationen stammen von einer Sozialarbeiterin.«
    »Es wird gemunkelt, dass Sie die Archivarin der Star Tribune bumsen«, bemerkte Hanson.
    Lucas schüttelte den Kopf. »Gott, wie ich dieses Wort hasse.«
    »Dann hast du dir den falschen Job ausgesucht«, stellte Sloan fest.
    »Ich meine das Wort ›Archivarin‹«, erwiderte Lucas.
    Alle lachten nervös, weil ihnen vor dem Betreten des Hauses graute, wo sie vielleicht die Jones-Mädchen finden würden, tot oder lebendig.
    Nach einer Weile sagte Daniel: »Was soll’s.« Dann sah er Lucas an. »Haben Sie Schuhe mit Stahlkappen an?«
    »Nein, warum?«
    »Könnte sein, dass ich Sie bitte, die Tür einzutreten. Ich leide nämlich unter Plantarfasziitis. Machen wir uns auf den Weg.«
    Sie gingen, jeweils zu zweit nebeneinander, die Straße entlang und sahen dabei so sehr nach Polizisten aus, dass sich ein vorbeikommender Radfahrer nach ihnen umdrehte. Als sie sich unmittelbar gegenüber vom Eingang des Hauses befanden, überquerten sie die Straße und stiegen die Stufen zur Veranda hinauf. Lucas warf einen Blick auf den Briefkasten von Apartment F, auf dem kein Name stand. Er öffnete ihn: keine Post.
    Daniel ging der Gruppe voran in den kleinen Eingangsbereich mit Treppe nach oben und den Flur nach hinten; es roch nach gekochtem Kohl oder Broccoli. Zu beiden Seiten führten Türen zu den vorderen Apartments, das eine mit A, das andere mit B markiert. Lucas signalisierte den anderen, dass sie warten sollten, während er sich vorsichtig über den knarrenden Holzfußboden bewegte. Auf halber Höhe des Gangs fand er gegenüberliegend die Apartments C und D, am Ende E und F.
    Er schlich auf Zehenspitzen zurück und informierte die anderen: »Am Ende des Flurs, auf der rechten Seite.«
    Nun schlichen alle über knarrende Bodendielen, bis sie vor F standen, und Lucas flüsterte: »Klopfen oder gleich eintreten?«
    »Glauben Sie, Sie schaffen es mit einem Tritt?«
    Lucas begutachtete die Tür. Manche Türen ließen sich im Handumdrehen öffnen, andere hingegen widerstanden sogar Vorschlaghämmern. Diese sah mit ihrem modernen Schloss aus, als könnte sie Probleme bereiten. Also schüttelte Lucas den Kopf und murmelte: »Keine Ahnung.«
    Sloan verkündete: »Ich klopfe.«
    Lucas registrierte, dass er wie Hanson eine Waffe in der Hand hielt. Er selbst hatte die seine zu Hause gelassen. Zwei Waffen reichten. Sloan schaute die anderen drei an, bevor er klopfte und rief: »Mr Scrape? Päckchen für Sie. Mr Scrape?«
    Eine Weile hörten sie nichts, dann das Geräusch von nackten oder strumpfsockigen Füßen, die sich der Tür näherten.
    »Vorsicht«, warnte Lucas die anderen.
    Sie stellten sich hinter ihn, und als Scrape die Tür öffnete – er sah genau so aus, wie Alice Prose ihn beschrieben hatte –, trat Lucas dagegen, so fest er konnte. Sie schlug Scrape ins Gesicht, so dass der Mann vor Schmerz, Angst und Verwirrung aufschreiend zu Boden ging. Lucas und Hanson hielten ihn fest. Hansons Mütze rutschte ihm vom Kopf und kullerte in einem Halbkreis über den nackten Boden.
    Scrape war etwa eins

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