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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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würde am Fluss bleiben. Da ist er immer, bis auf die Zeiten, wenn er mal so was wie dieses Apartment ergattert. Eine Höhle ist ein sicheres, trockenes Versteck, in dem man sich manchmal sogar waschen kann. Scrape legt Wert auf Sauberkeit.«
    »Hm. Wo sind diese Höhlen und Abwassertunnel?«
    »Überall am Fluss. Am besten suchen Sie sich Leute, die dort leben«, riet sie ihm. »Fragen Sie die. Sie wissen Bescheid.«
    »Und wenn sie nicht mit mir reden wollen?«
    Sie blickte zum Seitenfenster hinaus. »Ich verrate Ihnen das alles nur ungern.«
    »Warum? Die Mädchen …«
    »Das mit den Mädchen ist schrecklich; nur deswegen spreche ich überhaupt mit Ihnen. Wenn einer der Obdachlosen das merkt … Das schadet meiner Arbeit und könnte mich sogar in Schwierigkeiten bringen. Die meisten von ihnen sind harmlos, aber ein paar haben wirklich nicht alle Tassen im Schrank. Ich weiß nicht, was sie tun werden, wenn sie spitzkriegen, dass ich mit der Polizei zusammenarbeite.«
    »Okay, das kann ich verstehen.« Lucas wartete kurz, bevor er hinzufügte: »Sie waren gerade dabei, mir etwas zu sagen, das Sie mir eigentlich nicht verraten wollten.«
    Sie wandte sich ihm zu. »Sie hassen das Gefängnis, weil sie dort nicht gut zurechtkommen. Wäre ich auf Informationen über jemanden aus, würde ich ihnen damit drohen. ›Na, wie würden euch ein paar Wochen Knast gefallen?‹ So was in der Art.«
    »Gut«, sagte Lucas. »Und das Flussufer …«
    »Ich würde bei der Hennepin Avenue anfangen und mich nach Süden vorarbeiten. Wie gesagt, er ist nicht dumm: Ich glaube nicht, dass er zu der Stelle zurückkehren würde, wo er zuvor war.«
    »Danke. Wo soll ich Sie rauslassen?«
    Sie öffnete die Tür. »Danke. Ich nehme lieber den Bus.«
    Zehn Minuten später stand Lucas am Ufer des Mississippi. Als er den Blick schweifen ließ, wurde ihm klar, dass seine Idee, es allein abzusuchen, absurd und der Fluss als Versteck ideal war.
    Genau das teilte er Daniel im Revier mit.
    »Es gibt jede Menge Brücken mit Gehwegen unter der Autoebene, wo Leute leben könnten. Für eine Suche bräuchten wir zwanzig Leute, und die würde mindestens zwei Tage dauern. Dazu müssten wir Kollegen aus St. Paul anfordern …«
    »Das muss ich mit dem Polizeichef besprechen«, sagte Daniel. »Leider sitzt uns die Star Tribune im Nacken. Die Reporter wissen, dass was passiert ist, dass wir jemanden verhaftet und dann haben laufen lassen. Die Kacke ist am Dampfen.«
    »Ich könnte mich allein auf den Weg machen …« Lucas gähnte.
    »Nein, nein. Die Sache mit dem Fluss ist kompliziert. Leute vom Sicherheitsdienst der Bahn überprüfen die Gleise, aber das Flussufer ist sehr lang.«
    »Vielleicht sollten Sie eine Pressekonferenz einberufen«, schlug Lucas vor. »Sich Sendezeit im Fernsehen sichern. Wir haben ein ziemlich gutes Foto von Scrape, das könnten die zeigen. Je mehr Augen, desto besser.«
    Daniel überlegte. »Gute Idee. Ich rede mit dem Polizeichef. Und Sie fahren nach Hause und schlafen eine Runde. Sie sind jetzt zwei Tage auf den Beinen.«
    »Kein Problem.«
    »Sie haben gute Arbeit geleistet, aber jetzt übernehmen wir.«
    Lucas sah sich schon in Uniform mit Kollegen das Flussufer absuchen. »Ich will nicht aufhören. Wir müssen über die Möglichkeit nachdenken, dass Scrape gar nicht der Täter ist. Weil die Mädchen in einem Fahrzeug entführt wurden. Ich suche nach einem Mann, und mein Gefühl sagt mir …«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Darum kümmern wir uns. Wenn wir Scrape finden …«
    Lucas beugte sich vor. »Boss, ich nehme mir ein paar Tage Urlaub und arbeite gratis. Sie müssen mir nur den Rücken stärken.«
    Daniel schürzte die Lippen und runzelte die Stirn. »Na schön. Aber vergessen Sie das mit dem Urlaub. Ich behalte Sie noch drei Tage in meinem Team. Del ermittelt nach wie vor in der Smith-Sache; besprechen Sie alles mit ihm, und versuchen Sie zu zweit mehr über diesen Smith und den Typen rauszufinden, dem Sie auf der Spur sind. Mich würde auch interessieren, wer das ist und was er vorhat.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte Lucas.
    »Hey, Moment noch«, rief Daniel ihm nach. »Del macht die Spätschicht. Schlafen Sie eine Runde. Sie sehen echt scheiße aus.«
    Lucas rief Del an, der nach dem achten oder neunten Mal Klingeln ranging.
    »Ich bin’s, Davenport. Bist du wach?«
    »Herrgott, es ist noch nicht mal Mittag«, stöhnte Del. »Was willst du?«
    »Wir sollen zusammen nach dem mysteriösen Unbekannten suchen«,

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