Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Städten«, bemerkte Del.
    »Ganz schön langer Weg in die Arbeit …«
    Als sie einem Mann begegneten, der seinen Hund spazieren führte, hielten sie an und fragten ihn nach dem Laden. Er sagte ihnen, er befinde sich am County 19. Sie fuhren zurück. Dunkel, niemand da.
    »Ist irgendwie anders als im Film«, bemerkte Lucas, als sie sich an den Kofferraum des Wagens lehnten. »Ich spiele wieder mit dem Gedanken, mich der Juristerei zuzuwenden.«
    »O Mann …«
    Fünf Minuten später gesellte sich der Deputy zu ihnen, stellte sich als Ron Howard vor und erklärte, er habe keine Ahnung, wem das Letter Man gehöre, wisse aber, wen man fragen könne: jemanden aus dem Stadtrat, der jeden im Ort kenne. Sie folgten Howard zu einem älteren Haus, auf dessen Veranda Licht brannte. Als er klopfte, kam ein grauhaariger Mann an die Tür.
    »Hey, Ron, was gibt’s?«, fragte er den Deputy.
    »Dave … das sind Kollegen von der Polizei in Minneapolis. Sie wollen mit dem Inhaber des Letter Man reden.«
    »Rob Packard … Was hat er angestellt?«
    Kleine Motten umflatterten die Lampe auf der Veranda. Der Stadtrat griff durch die Tür ins Innere und schaltete das Licht aus.
    »Soweit wir wissen, nichts«, antwortete Del. »Wir suchen nach jemandem, den er möglicherweise kennt, entweder als Kunden oder als Angestellten.«
    »Er hat nicht viel Personal«, teilte der Stadtrat ihnen mit. »Seine Frau und seine Tochter und zwei Mädchen.«
    »Wohnt Packard in der Gegend?«
    »Ja, nördlich von hier. Warten Sie, ich hole das Telefonbuch.«
    Als sie die Adresse hatten, fuhr der Deputy ihnen voraus, acht Häuserblocks in nördlicher Richtung, zu einem Viertel mit neuen Vorortbungalows. Da Licht hinter einem Fenster brannte, stiegen sie aus und klopften.
    Rob Packard, der klein, schlank und um die fünfzig war, Jeans und ein Sweatshirt der University of Minnesota mit abgeschnittenen Ärmeln trug, war definitiv nicht John Fell und kannte diesen auch nicht. Genauso wenig wie seine Frau. Doch seine Tochter Kate behauptete, die Beschreibung, die sie ihr gaben, sage ihr etwas.
    »So ein Typ war drei oder vier Mal im Laden, hat ein paar Shirts gekauft und mich gefragt, wie man welche machen lässt«, erzählte sie.
    »Katie bedient vorne und kümmert sich ums Design«, erklärte ihr Vater.
    »Ich glaube, er arbeitet hier in der Gegend«, sagte Katie. »Er hat mich angebaggert, aber ich war nicht interessiert.«
    »Warum nicht?«, fragte Lucas. Als er sie musterte – sie war Mitte zwanzig, zierlich, weißblond und hatte kleine Brüste –, musste er unwillkürlich an die Jones-Mädchen denken.
    »Er war … Keine Ahnung. Einfach nicht meine Kragenweite«, antwortete sie.
    »Hat er Ihnen Angst gemacht?«, erkundigte sich Del.
    »Er hat mich nicht angerührt. Aber, na ja …«
    »Hat er Witze erzählt?«, wollte Lucas wissen.
    »Jedes Mal. Echt dämliche.«
    »Das ist er«, sagte Lucas zu Del. Und zu Katie: »War er dick?«
    »Ja, irgendwie schon … wie Alfred Hitchcock in jungen Jahren.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er arbeitet?«, fragte Del.
    »Nein. Ich weiß, dass er einen schwarzen Van fährt, wie ein Klempner oder ein Monteur … Aber ich halte ihn nicht für einen Klempner oder einen Monteur. Er redet nicht so.«
    »Ein Lehrer vielleicht?«, hakte Lucas nach.
    Sie überlegte einen Moment. »Könnte sein, ja.«
    »Was für Shirts wollte er?«
    »Welche mit einem Aufdruck für ’ne Rockband mit einem doofen Namen, den ich vergessen habe.« Sie dachte kurz nach. »Doch: ›Baby Blue‹ oder ›Baby Blues‹.«
    »Nie gehört«, sagte Lucas.
    »Ich auch nicht. Das zweite Mal war er wieder wegen den Band-Shirts da, und das nächste Mal hat er sich wegen Restposten erkundigt. Wir haben immer welche auf Lager, die wir billig anbieten. Auf einem stand ›Wyman Bogenschützen‹. In einer Zielscheibe, ein Jagdpfeil unter dem Text.«
    »Er ist Bogenschütze?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat das Ding aus dem Korb mit den Sonderangeboten gezogen.«
    Lucas fragte sie nach dem Letter-Man-Shirt, das er getragen hatte.
    »Das sind Muster. Die verkaufen wir für vier Dollar das Stück. Ich erinnere mich nicht, dass er eins genommen hat, aber wer weiß. Jedenfalls hat er Shirts gekauft.«
    Im Ort hatte sie ihn nie gesehen, und sie wusste nicht, aus welcher Richtung er gekommen war.
    »Um welche Uhrzeit war er bei Ihnen?«, fragte Lucas. »Immer um die gleiche?«
    »Am Nachmittag«, antwortete sie. »Jedes Mal zwischen zwei und drei. Da ist am

Weitere Kostenlose Bücher