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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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wenigsten los.«
    »Vielleicht arbeitet er in einer Fabrik«, sagte Lucas zu Del. »In der zweiten Schicht.«
    »Hatten Sie das Gefühl, dass er Sie beobachtet?«, fragte Del Kate.
    Sie schüttelte den Kopf. »Außerhalb des Ladens hab ich ihn nie gesehen. Er kam rein und ist wieder verschwunden. Ich hatte den Eindruck, dass er an mir interessiert ist, aber ich habe ihm einen Korb gegeben.«
    »Auf der Straße ist Ihnen nie ein schwarzer Van aufgefallen?«
    »Jetzt machen Sie mir Angst«, meldete sich ihr Vater zu Wort.
    »Könnte ich nicht sagen. Hier fahren überall Vans rum. Die fallen einem gar nicht mehr auf«, antwortete Kate.
    Recht viel mehr konnten sie den Packards nicht entlocken. Sie kannten drei oder vier Fabriken in der Gegend, in denen elektronische Geräte zusammengebaut wurden und die meist bald wieder verschwanden. Kate hatte Fell mindestens vier oder fünf Monate lang nicht gesehen.
    Auf dem Weg zurück in die Twin Cities verkündete Lucas: »Ich fahre morgen noch mal her und schaue mir diese Fabriken eine nach der anderen an. Wenn die eine Stechuhr haben, kriegen wir ihn, auch wenn er nicht mehr dort arbeitet.«
    Doch am Ende kam es anders.

ACHT
    Während der Fahrt stellten sie Mutmaßungen über John Fell an.
    »Er taugt als Verdächtiger mindestens genauso gut wie Scrape«, sagte Lucas. »Jemand braucht einen Sündenbock. Wer eignet sich da besser als ein Verrückter wie Scrape, der sich nicht wehren kann? So wie er aussieht, glaubt ihm niemand. Der Typ verfolgt also Scrape und die Mädchen und besorgt sich Sachen von Scrape, zum Beispiel die Schachtel aus dem Müllcontainer, und dann gibt er der Polizei relevante Hinweise.«
    »Klingt mir zu sehr nach einem Filmszenario«, erwiderte Del.
    »Stimmt«, musste Lucas zugeben.
    »Meines Wissens geht so was im richtigen Leben nicht auf.«
    Lucas schaute durchs Fenster in die Dunkelheit hinaus, die nur von ein paar Lichtern im Westen erhellt wurde. »Vermutlich.«
    Del hatte eine Liste mit acht Leuten und den zugehörigen Adressen, bei denen wegen der Sache mit Smith noch Befragungen anstanden. Trotz der späten Stunde brannte in vieren der Häuser Licht, doch sie erhielten keine brauchbaren Informationen. Auf dem Weg zum Wagen fragte Del Lucas: »Weißt du, wie das perfekte Verbrechen aussieht?«
    »Schätze, das wirst du mir gleich verraten.«
    »Du gehst auf jemanden zu, den du kaum kennst und von dem du nur das Crack in seiner Tasche willst. Du siehst dich um, es schaut niemand her. Du zückst deine Pistole und erschießt ihn. Dann schnappst du dir das Crack und verschwindest. Ein Crackdealer mehr oder weniger – das interessiert niemanden. Was heißt, dass keine eingehende Untersuchung stattfindet. Zwei Leute laufen eine Woche lang mit Notizbuch rum, und das war’s dann. Es gibt ungefähr eine Million potenzielle Verdächtige und keine echte Verbindung zwischen Killer und Mordopfer, und eine Stunde nach dem Mord sind die Beweismittel schon in Rauch aufgegangen.«
    »Jemand könnte das Ganze beobachtet haben …«
    »Eher nicht. Und wenn, hat er weggeschaut. Smith wäre niemandem aufgefallen. Drogendealer trifft’s immer wieder mal. Weil sie Schwachstellen haben und den Mord wert sind. Wer so einen Mord begeht, hat nicht viel zu verlieren und keinen Grips. Also macht er sich darüber keine Gedanken, redet nicht drüber, plant ihn nicht. Er sieht sein Opfer auf der Straße, holt die Waffe raus, erschießt den Typen und fertig.«
    »Gut und schön, aber wann hast du das letzte Mal einen toten schwarzen Crackdealer in einer Straße hinter Häusern gefunden, in denen ausschließlich Weiße wohnen?«, fragte Lucas.
    Del hob den Zeigefinger. »Aus diesem Grund gefällt mir deine Theorie. Möglicherweise existiert unser Crack-Freak-Killer überhaupt nicht, und wir suchen nach dem Falschen.«
    »Den Mann, der die Mädchen entführt hat, gibt es auf jeden Fall«, sagte Lucas.
    »Es sei denn, Scrape ist der Täter«, wandte Del ein.
    »Scrape.«
    »Ja, Scrape. Es bleibt dabei: Wir vergeuden unsere Zeit«, stellte Del fest. »Wir können den Smith-Mord nur ins Viertel zurückverfolgen, wenn wir einen Augenzeugen auftreiben, und selbst dann müssten wir das Geständnis vermutlich aus ihm rausprügeln. Weil es a) keine Verbindung gibt, der man nachgehen könnte, und es b) allen scheißegal ist. Ein Crackmord unterliegt keinerlei Logik. Er geschieht ausschließlich deshalb, weil jemand Nachschub braucht.«
    »Klingt überzeugend«, erklärte Lucas. »Aber du

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