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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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erreichten, klingelte Marcy, und Kelly Barker öffnete.
    »Officer Sherrill? Kommen Sie rein – entschuldigen Sie bitte die Unordnung, aber seit dem Fund der Mädchen hatten wir keine Sekunde Ruhe.«
    Ihr Mann begrüßte sie mit einem Lächeln und wirkte genauso eifrig wie seine Frau. Marcy, der der Geruch von Kaffee und Kuchen in die Nase stieg, ging Buster voran ins Haus.
    Auf den Kuchen freute sie sich schon.
    Der Killer konnte es selbst kaum glauben, dass er es tun würde, aber er war bereits dabei. Er parkte den Wagen hinter dem Haus der Barkers, stieg aus und blickte sich um – jede Menge Lichter, keine Menschen, weil die alle trotz des schönen Wetters beim Abendessen oder Fernsehen drinnen saßen.
    Gegenüber von den Barkers entdeckte er einen leeren Wagen, der vorher nicht dort gestanden hatte. Dies wäre die letzte Gelegenheit zum Umkehren gewesen …
    Stattdessen legte er die Hand auf die Glock in seiner Jackentasche, vergewisserte sich, dass sie entsichert war, überquerte schnellen Schrittes den Rasen, schob sich durch eine kümmerliche Hecke und ging seitlich am Haus der Barkers vorbei zur Tür.
    Schaute auf die Straße, sah niemanden, der ihn beobachtet hätte, klingelte. Hörte leises Murmeln und dann Schritte, die sich der Tür näherten. Kurz darauf wurde diese von einem Mann um die dreißig im JCPenney-Anzug geöffnet …
    Der Killer drückte dreimal ab, bap-bap-bap , und der Mann ging zu Boden. Der Killer betrat das Haus, sah drei Personen vor Schreck wie erstarrt auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzen, und dann bewegten sich die dunkelhaarige Frau und der ziemlich dicke Mann, die Waffen zu haben schienen. Der Killer gab kurz hintereinander zehn Schüsse ab, nahm wahr, wie die Leute umfielen, spürte etwas an seiner Seite und lief davon …
    Er dachte nichts, hörte nichts, rannte nur noch.
    Marcy hatte einen Teller mit Kuchen in der Hand – er schmeckte ausgezeichnet –, als es an der Tür klingelte.
    Todd Barker stand auf. »Ich geh schon, das ist bestimmt Jim.«
    »Jim wohnt hier in der Straße«, erklärte Kelly Barker. »Er wollte alle Fernsehsendungen für uns aufnehmen …«
    Todd Barker öffnete die Tür, drei Schüsse ertönten, und er ging zu Boden. Ein dicker Mann mit schwarzem Bart und Pistole tauchte auf, Marcy griff nach ihrer Waffe und spürte, wie Buster eine Bewegung machte …
    Dann war für Marcy Sherrill urplötzlich alles vorbei; unvermittelt herrschte Dunkelheit.
    Kein Davenport mit seinen schicken Anzügen, kein Rick und kein heißer Künstler, keine Mittagessen mit Kollegen, keine Cowboy-Orthopäden und keine Politik mehr; nichts mehr.
    Der fünfte Schuss des Killers traf Marcy Sherrill unter dem Kinn, drang durch Kehle und Rückgrat, und sie starb, ohne es zu merken, ohne sich verabschieden oder Bedauern empfinden zu können, mit dem Geschmack von Kuchen auf der Zunge …
    Nichts mehr, nie mehr.

SECHZEHN
    Lucas trat das Gaspedal des Lexus durch, raste die Rice Street entlang, überfuhr eine rote Ampel an der Arlington. Berg, der mit Handschellen gefesselt auf dem Rücksitz saß, rief: »Hey, immer mit der Ruhe.«
    Del hielt sich an dem Handgriff über seinem Kopf fest und überlegte laut: »Was jetzt wohl wieder los ist?«
    »Keine Ahnung, warum sie es mir nicht verraten wollten«, sagte Lucas.
    Es war nicht mehr weit bis zur Maryland. »Was ist in der Maryland?«, fragte Del.
    »Wieder keine Ahnung.«
    Shrake und Jenkins besaßen viele wertvolle Qualitäten, aber Zurückhaltung gehörte nicht dazu. Wenn sie so aufgeregt Blaulicht und Sirene forderten, bedeutete das, dass etwas Übles im Gange war.
    Del legte die Füße aufs Armaturenbrett, holte seine Pistole aus dem Holster und überprüfte sie.
    Vom Rücksitz brüllte Berg: »Was ist los?«
    »Schnauze, Arschloch«, knurrte Del.
    In drei Blocks Entfernung sahen sie den Crown Vic von Jenkins über die Kreuzung schlittern und auf einen Parkplatz einbiegen.
    Zehn Sekunden später erreichten sie Jenkins und Shrake, die sie bereits vor dem Crown Vic erwarteten.
    Del steckte seine Waffe zurück ins Holster.
    Als Lucas und Del ausstiegen, deutete Jenkins durchs hintere Fenster des Lexus auf Berg und fragte: »Wer ist das?«
    »Was läuft hier?«, erkundigte sich Lucas.
    »Wer ist das?«, wiederholte Jenkins.
    »Wir bringen ihn wegen eines tätlichen Angriffs aufs Revier.«
    »Hol ihn raus«, sagte Jenkins zu Shrake, und an Lucas gewandt fügte er hinzu: »Wir machen das schon.«
    Shrake ging um den Wagen herum und öffnete die

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