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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hatte ein Serienmörder, den die Zeitungen schlicht »Maddog« nannten, in der Umgebung der Twin Cities auf besonders brutale Weise Frauen ermordet. Der Fall war aufgrund einer Pistole gelöst worden, die jemand aus der Asservatenkammer der Polizei entwendet hatte, zu der Lucas Zugang gehabt hatte.
    Lucas war vorübergehend von der internen Ermittlungsstelle beobachtet worden, weil man ihn verdächtigte, der Killer zu sein. Die Sache hatte sich schnell geklärt, weil einer der Morde in dieser Beobachtungsphase geschah.
    Lucas war ziemlich sauer gewesen, bis der Chef ihm die Umstände erklärt hatte – die fehlende Pistole, der Profiler, der gemutmaßt hatte, dass der Killer ein attraktiver, charmanter, vermutlich gut gekleideter Mann sei, auf den die Frauen flögen … eine Beschreibung, die auf Lucas passte.
    Konnte der Jones-Killer bei der Polizei sein? Buster Hill hatte gesagt, dass der Schütze im Haus der Barkers eine Glock verwendet habe, eine unauffällige Waffe, die häufig von Polizisten im Gebiet der Twin Cities benutzt wurde.
    Lucas kannte durchaus Cops, die Mörder waren, wenn auch nur wenige.
    Der Gedanke, dass möglicherweise ein Kollege der Mörder war, behagte ihm nicht. Angesichts des Alters, das Fell haben musste, konnte er fast nur Streifenpolizist sein, und Lucas hatte damals alle jungen Streifenpolizisten gekannt. Er erinnerte sich an keinen, zu dem sowohl die Persönlichkeit als auch das äußere Erscheinungsbild von Fell passten …
    Darüber würde er in der Nacht weiter nachdenken.
    Oder drüber schlafen.
    Er machte praktisch kein Auge zu, weil er die ganze Zeit an Marcy denken musste. Weather stand wie immer als Erste auf. Sobald sie aus dem Bad kam, wälzte er sich aus dem Bett.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragte sie.
    »Mir gehen so viele Dinge durch den Kopf. Ich muss überprüfen, ob das Bild an die Fernsehsender gegangen ist. Außerdem möchte ich mich in Minneapolis umsehen.«
    »Viel Glück«, sagte sie. »Und sei vorsichtig.«

ACHTZEHN
    Die vielen Menschen im Haus, der Lärm, die Schüsse und der Anblick des Polizisten mit der Waffe verwirrten den Killer. In seinem Gehirn liefen keine greifbaren Gedanken mehr ab; er bewegte sich auf der reinen Instinktebene, schoss einfach, so schnell er konnte, voller Angst und heiligem Zorn.
    Er sah, wie ein oder zwei Leute zu Boden gingen, das Mündungsfeuer einer Pistole, und als er sich abwandte, spürte er etwas unter seiner Achsel. Er konnte sich nicht erklären, was es war. Es fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit einem spitzen Stein getroffen … Dann war er aus dem Haus heraus, steckte die Pistole in die Hosentasche, lief durch den Nachbargarten, zwischen Häusern hindurch auf die Straße und stieg in den Van.
    Mit wild pochendem Herzen ließ er das Viertel hinter sich und fuhr zur I-494. Als er an seinem Arm kratzte, war seine Hand voller Blut, und ihm wurde bewusst, dass er angeschossen worden war oder sich irgendwie sonst verletzt hatte.
    Er bekam Panik. Wenn er eines nicht ertragen konnte, war es der Anblick seines eigenen Blutes. Weil er hektisch nach der Wunde suchte, begann er in Schlangenlinien zu fahren, aber er durfte nicht riskieren, dass die Highway Patrol ihn wegen Trunkenheit am Steuer aufhielt.
    Der Killer nahm die nächste Ausfahrt, lenkte den Wagen zu einem Einkaufszentrum, blieb vor einem Best Buy stehen und begutachtete seinen Arm. Viel Blut. Er drückte daran herum, stellte fest, dass dem Arm nichts fehlte. Er war nicht dort getroffen worden, sondern an der Seite, knapp unterhalb der Achsel.
    Der Killer schaute sich kurz um, bevor er vorsichtig das Hemd hochzog und die Wunde entdeckte. Sie sah fast wie ein Schnitt aus, war tief und ausgefranst.
    Nicht allzu schlimm, dachte er, aber sie blutete.
    Sein Blick fiel auf einen stummen Zeitungsverkäufer vor einem Bagel-Shop. Er nahm Kleingeld aus seiner Parkkasse, sah sich noch einmal um, stieg aus, ging zu dem Automaten und kaufte sich eine Star Tribune .
    Irgendwo hatte er einmal gelesen, dass die inneren Seiten einer Zeitung fast steril waren, weil sie bei großer Hitze aus stark säurehaltigem Holzschliff hergestellt wurden und nicht mehr in menschliche Hände gelangten. Er konnte nur hoffen, dass das stimmte. Der Killer ging mit der Zeitung zurück zum Van, stieg ein, zog die Sportseiten heraus und stopfte sie sich unter die Achsel.
    Er musste nach Hause …
    Der Bart störte ihn. Ob die Bullen wohl eine Suchmeldung nach einem weißen Van und einem Mann mit

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