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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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allen Frühsendungen.«
    Lucas und Del gingen auf die Intensivstation, wo Buster Hill in halb aufrechter Position im Bett lag. Zwei Detectives aus Minneapolis, die bei ihm saßen, begrüßten Lucas und Del mit einem Nicken.
    »Hab mir schon gedacht, dass Sie vorbeischauen würden«, sagte der ältere der beiden, ein Polizist namens Les Mac-Bride, und wandte sich Buster Hill zu: »Davenport und Capslock vom SKA.«
    »Marcy hat mir von Ihnen erzählt«, sagte Hill zu Lucas und Del. »Gott, das ist der schrecklichste Tag meines Lebens. Sie war so eine tolle Frau.«
    »Wie geht es Ihnen?«, erkundigte sich Lucas.
    »Ich habe Schmerzen«, antwortete Hill. »Aber die Sache mit Marcy beschäftigt mich mehr.«
    »Sieht so aus, als hätten Sie alles richtig gemacht«, stellte Lucas fest. »Sie haben dafür gesorgt, dass es eine eindeutige Spur von dem Kerl gibt.«
    »Ich hätte den Mistkerl umbringen sollen. Vielleicht tue ich das noch«, sagte er.
    Seine Version der Dinge unterschied sich kaum von der, die sie von Kelly Barker gehört hatten. Er hatte nicht gesehen, wie Marcy getroffen worden war. Sobald die ersten Schüsse zu hören gewesen seien, erzählte er, habe er nach seiner Waffe gegriffen. Marcys Waffe habe sich in ihrer Handtasche befunden. Sie habe die Hand ausgestreckt, aber er wisse nicht, ob sie noch Gelegenheit hatte, die Waffe herauszuholen. Er sei gleich von einer der ersten Kugeln getroffen worden und habe erst gemerkt, dass es Marcy erwischt hatte, als der Schütze verschwunden war und er um Hilfe rief.
    »Sie hat nicht reagiert. Da bin ich zu ihr gerobbt und habe gesehen, dass sie tot ist.«
    Der Schütze, sagte er, habe das Magazin seiner Glock leergeschossen und sich dann umgedreht, um wegzurennen. Da hatte Hill ihn seiner Ansicht nach getroffen. »Ich lag auf dem Rücken und hatte die Waffe über dem Kopf ausgestreckt. Schlechter Schuss, eigentlich am Ziel vorbei, aber er ist reingelaufen. Ich glaube, ich könnte ihn an der Seite oder am linken Arm über dem Ellbogen erwischt haben. Die Kugel ist höchstwahrscheinlich auf keine Knochen getroffen, weil sich der Arm kaum bewegt hat. Ich denke, es ist nur eine Fleischwunde.«
    »Es gab nicht viel Blut«, sagte MacBride. »Ein Fleck am Anfang, danach nur noch Tröpfchen.«
    »Kein Problem«, erwiderte Lucas. »Heutzutage kann man DNS aus so gut wie nichts gewinnen.« Und an Hill gewandt fügte er hinzu: »Sie haben ›Glock‹ gesagt. Sind Sie sich sicher?«
    »Ja, ziemlich. Die Waffe war mattgrau, sah eher wie Plastik, nicht so sehr wie Metall aus.«
    »Hatten Sie das Gefühl, dass er weiß, was er tut?«
    Hill schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat einfach das Magazin leergeschossen, die Waffe hat geflattert. Er ist kein geübter Schütze. Leider hat er … Sie wissen schon.«
    Hill war das Ganze vorgekommen, als hätte ihn ein Wagen angefahren. In der einen Sekunde hatte er sich noch mit Kelly Barker unterhalten, in der nächsten hatte er schon mit einer Schussverletzung auf dem Boden gelegen.
    »Sie haben sich verdammt gut geschlagen«, sagte Del.
    Lucas nickte. »Stimmt. Wir sind stolz auf Sie.«
    »Danke … Wenn ich bloß …«
    Auf dem Weg zurück nach St. Paul sagte Lucas: »Obwohl Fell kein geübter Schütze ist, hat er Marcy tödlich getroffen.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Del: »Was machen wir jetzt?«
    »Die Kollegen von Minneapolis werden sich in Details verlieren und alles verderben. Ich würde den Kerl gern vor ihnen erwischen.«
    »Wenn du ihn umbringst, ist die Kacke am Dampfen«, bemerkte Del. »In Minneapolis gibt es eine ganze Reihe Leute, die deine Methoden nicht gutheißen. Und wissen, dass du mal mit Marcy zusammen warst.«
    »Ich lass mir was einfallen«, versprach Lucas. »Vierzig Tage und vierzig Nächte, hat sie immer gesagt.«
    Del schnaubte. »Die diskreteste Romanze war das damals nicht gerade. Es wird gemunkelt, dass du sie auf deinem Schreibtisch im Revier gevögelt hast.«
    »Lächerlich«, entgegnete Lucas.
    »Willst du behaupten, dass das nicht stimmt?«
    »Natürlich stimmt es nicht.« Lucas blickte kurz zum Fenster hinaus. »Auf dem Schreibtisch hat’s nicht so richtig geklappt, also haben wir uns auf den Boden gelegt.«
    Sie mussten beide lachen.
    »Mein Gott. Sie hat wirklich alles richtig gemacht: gesund gegessen, Sport getrieben, nie geraucht, kaum getrunken … Warum sind wir noch da, und sie ist tot?«
    Beim Bau seines Hauses hatte Lucas sich einen Arbeitsraum zum Nachdenken eingerichtet. Das Zimmer war nicht

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