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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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schützt einen von seinen Patienten, irgendeinen Billy Soundso. Ich möchte, dass Sie das für mich klären. Ach, und werfen Sie mal ein Auge auf einen gewissen Dr. Richter. Der Name stand auf Mandy Gills Rezeptverordnung.«
    Bernard biss sich auf die Lippe. »Geht nicht. Außerdem bin ich ziemlich im Stress.«
    »Das war keine Bitte.«
    Bernard atmete geräuschvoll aus. »Verdammt, was soll das heißen?«
    »Dass Sie mir noch was schuldig sind«, erinnerte ihn Striker.
    Bernard warf die Zigarette auf den Boden und trat sie mit dem Absatz aus. »Na schön. Morgen. Vielleicht.«
    Striker kannte Hamiltons passiv-aggressive Art, sich zu drücken. Er schüttelte kalt lächelnd den Kopf.
    »Von wegen vielleicht«, bestimmte er. »Ich ruf Sie morgen an.
    »Äh … meinetwegen.«
    »Wenn Sie nichts für mich haben, mach ich Sie zur Schnecke, Mann.«
    »Ich schau mal nach«, meinte Hamilton erkennbar gereizt.
    »Sie sind ein Goldschatz«, ätzte Striker.
    Felicia giggelte los, als Bernards Miene sich verdunkelte.
    »Ihre albernen Kommentare können Sie sich sparen. Ich frier mir hier die Eier ab. Dafür werd ich nicht bezahlt.« Bernard Hamilton schnellte herum, dass ihm der Pferdeschwanz über die Schultern peitschte, und stürmte die Straße hinunter zu seinem Wagen.
    Striker beobachtete, wie der Mann in einen funkelnagelneuen Audi stieg. Die Scheinwerfer blendeten auf, und Hamilton brauste mit röhrendem Motor die Straße hinunter. Plötzlich vibrierte Strikers Handy in der Brusttasche. Er hatte eine Nachricht auf der Mailbox. Er scrollte sich durch die eingegangenen Anrufe und las den Namen:
    Larisa Logan.
    Die Kollegin von der Opferhilfe.
    Er stöhnte unwillkürlich.
    Felicia blickte zu ihm und lächelte. »Los, ruf sie zurück und erklär ihr, dass du im Moment nicht über Amanda sprechen magst.«
    Striker erwiderte ihren Blick. »Du kennst Larisa nicht – die ist wie ein Pitbullterrier. Wenn die sich einmal irgendwo festgebissen hat, lässt die nicht mehr locker.«
    »Verklicker ihr einfach, dass jetzt kein guter Zeitpunkt ist.«
    »Dann hält sie garantiert dagegen, dass dies genau der richtige Zeitpunkt ist.«
    Felicia kicherte. »Sie scheint echt hartnäckig zu sein, das geb ich zu.«
    »Und anhänglich wie eine Klette – wie Frauen eben so sein können.«
    Bevor Felicia antworten konnte, aktivierte Striker die Mailbox und gab sein Passwort ein. Kaum tippte er auf Play, hörte er auch schon Larisas Stimme. Sie klang ganz anders als sonst: schrill, schnell und überstürzt:
    »Jacob, ich bin’s, Larisa … Hören Sie, ich hab Sie eben in den Nachrichten gesehen … Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen. Über Mandy Gill. Über das, was da passiert ist. Sie hat sich nicht selbst umgebracht, Jacob. Sie wurde umgebracht. Und ich kann es beweisen.«

25
    Die Nachricht schockierte Striker, und er tippte Larisas Handynummer ein. Niemand meldete sich. Er versuchte es mehrmals und ließ endlos lange klingeln, aber ohne Erfolg. Schließlich bat er über Polizeifunk um die Festnetznummer von Larisa Logan, die er ebenfalls wählte. Auch ohne Erfolg.
    »So ein Mist«, knurrte er.
    Felicia nickte. »Komm, lass uns hinfahren.«
    »Ganz meine Meinung.« Er trat aufs Gas.
    Larisa Logan lebte in Burnaby, etwas außerhalb der Innenstadt von Vancouver. Von Strikers und Felicias Standort auf der Granville Street aus dauerte die Fahrt für gewöhnlich zwanzig Minuten.
    Striker schaffte es in zehn.
    Der kleine Bungalow auf der Nordseite der Parker Street mutete in der winterlichen Dunkelheit einsam und verlassen an. Ein kahler Kirschbaum stand im Vorgarten, seine langen, dünnen Äste ragten wie arthritische Finger in den nächtlichen Himmel. Das Haus war hell erleuchtet, aber niemand war zu sehen.
    Striker parkte und schwang sich aus dem Wagen. Felicia folgte seinem Beispiel.
    »Da drin bewegt sich null«, bemerkte sie.
    »Ich seh auch nichts.«
    Während er sprach, umschloss Striker unwillkürlich den Griff seiner Dienstwaffe und zog kurz daran, um sicherzugehen, dass sie locker im Holster steckte. Dann schlich er zum Haus.
    Die Eingangstreppe war spiegelglatt, und er hielt sich sicherheitshalber mit einer Hand am Geländer fest, die andere lag auf dem Pistolengriff. Die Eingangstür war nur angelehnt. Zwar nur einen Spalt breit, aber sie war definitiv offen.
    Er machte Felicia darauf aufmerksam.
    »Halt dich bereit.«
    Sie zog ihre Pistole und ging auf der rechten Seite des Türrahmens in Deckung, abseits der direkten Schusslinie;

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