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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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war immerhin Winter, es war dunkel, und die Straßen waren eisglatt. Der Unfall passierte gegen elf Uhr abends, und sie hatte eine lange Schicht hinter sich.«
    »Ist sie am Steuer eingeschlafen?«
    »Das weiß niemand – sie selbst auch nicht. Totaler Blackout. Nach dem Unfall konnte sie sich an nichts mehr erinnern. Wer weiß, vielleicht war sie zu dem Zeitpunkt schon psychisch angeknackst.«
    »Da wette ich mit dir. Lass mal sehen.«
    Striker schnappte sich die Unterlagen. Der Sprachstil war grausam nüchtern, und er fühlte sich, als würde er spontan in einen wahren Albtraum katapultiert. Es stand alles drin: die Aussagen der Polizisten, die Berichte der Sanitäter, medizinische Diagnosen sowie am Schluss die Stellungnahme eines Dr. Richter, Assistent des Polizeipsychologen.
    Mapleview-Klinik.
    »Schau an«, sagte Striker. »Dr. Richter. Das ist doch der Arzt, der Mandy Gill das fragliche Rezept ausstellte. Die Mitteilung, die Larisa hinterließ, ist anscheinend doch nicht aus der Luft gegriffen. Gut möglich, dass sie Mandy tatsächlich kannte. Die Verbindung ist hier.«
    Felicia zuckte die Achseln. »Das überrascht mich nicht wirklich. Unsere Polizeipsychiater und -psychologen werden mit allen möglichen psychischen Krankheitsbildern konfrontiert. Mandy Gill und Larisa Logan litten unter Depressionen. Sie könnten sich bei den Therapiesitzungen in der Klinik kennen gelernt haben.«
    Striker nickte. »Findest du das nicht merkwürdig? So viele Zufälle? Wir wissen, dass Mandy Gill von Dr. Richter im Mapleview Rezepte bekam. Und jetzt erfahren wir, dass Larisa ebenfalls von Dr. Richter untersucht worden war.«
    »Finde ich nicht«, antwortete Felicia. »Eher das Gegenteil – es macht total Sinn. Sie hatten beide psychische Probleme, weswegen sie ins Mapleview gingen; ebendiese psychischen Probleme sorgten dafür, dass sie bei der Polizei auffällig wurden.«
    Striker schwieg und dachte nach.
    »Die Mitteilung von Larisa«, begann er schließlich. »Sie sagte, sie wisse, dass Mandy ermordet worden sei.«
    »Nochmal: Die Mitteilung wurde gesendet, nachdem wir im Fernsehen waren; vermutlich hat sie uns gesehen, richtig? Genau wie du das von der Mitteilung dieses Verrückten – von diesem ›Natter‹ – gesagt hast. Er sah uns nach dem Vorfall im Fernsehen und reagierte dann. Das ist Standard.«
    Das klang logisch, Felicia hatte Recht. Und er fragte sich mit einem Mal: Trübte seine Verbindung zu Larisa etwa sein Urteilsvermögen?
    »Lies dir den Bericht der Polizeipsychologen und der Psychotherapeuten durch«, fuhr Felicia fort. »Da steht drin, dass Larisa Wahnvorstellungen hatte und entsprechende Medikamente bekam. Sind alle aufgelistet.« Sie fasste seinen Arm. »Ich weiß, dass dir diese Vorstellung absolut nicht behagt, Jacob, aber Larisa ist nicht mehr die junge Frau, die du gekannt hast. Der Tod ihrer Familie war offenbar zu viel für sie. Sie hatte einen Zusammenbruch. Die Frau ist krank .«
    Striker nickte. »Das bestreite ich auch nicht. Aber dass sie krank ist, heißt nicht zwangsläufig, dass sie nicht irgendetwas weiß. Möglichlicherweise tatsächlich etwas über die näheren Umstände von Mandys Tod – und dann müssen wir es auch wissen. Lies dir alles genauestens durch. Vielleicht findest du irgendwelche Decknamen oder Freunde und Bekannte von ihr erwähnt. Eventuell lässt sich da eine Verbindung herstellen. Wir müssen jedem noch so kleinen Hinweis nachgehen.«
    Felicia stöhnte gequält auf, als wäre sie es restlos leid, dieselben Berichte immer wieder durchzugehen, machte sich jedoch erneut an die Arbeit. In der Zwischenzeit wählte Striker Dr. Richters Telefonnummer, die auf dem Briefbogen stand. Es klingelte einmal, dann meldete sich eine freundliche Computerstimme mit dem Standardspruch: Der gewählte Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar …
    Striker wartete auf den Signalton, dann hinterließ er eine Nachricht, nannte Namen und Diensthandynummer und dass er wegen einer Patientin anrief. Es sei dringend. Kaum hatte er den Anruf beendet, hob Felicia den Kopf von den Berichten und machte Hmm .
    » Hmm ? Was heißt das?« Striker suchte ihren Blick.
    »Es gab eine aktuelle CAD -Anfrage, es ging wohl um Larisas Haus, heute Morgen.«
    »Heute Morgen oder gestern Morgen?«
    » Heute Morgen. Die Anfrage kam von Wagen 87. Bernard Hamilton. Sie haben nicht nur die angefragt, sondern sind auch zu ihr gefahren.«
    »Sie waren bei ihr zu Hause?«
    »Ja, so steht es jedenfalls hier – vor

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