Zornesblind
Ort.« Felicia scrollte durch die Angaben. »Der Bericht ist ein Witz. Null Information. Nur der Zeitpunkt der Ankunft und der Abfahrt.«
»Was war das für ein Anruf?«
»Kurzer Check, ob alles okay ist.«
»Steht da wirklich, dass sie vor Ort gewesen sind? Mit GPS ?«
»Ja, die Zeit wurde registriert.«
Striker runzelte die Stirn. Das war der zweite CAD -Anruf von Wagen 87 für Larisa Logan. In nur zwei Tagen. Es störte ihn, hauptsächlich deswegen, weil er Bernard Hamilton nicht traute. Wenn der zweimal in zwei Tagen zu Larisa gefahren war – noch dazu heute Morgen ganz früh –, dann gab es dafür einen triftigen Grund.
Er überlegte, ob er Bernard anrufen und direkt danach fragen sollte, aber der Mann war eine falsche Schlange. Besser, sie ermittelten erst mal weiter und knöpften sich den Typen später vor. Persönlich, nicht am Telefon. Ein direktes Gespräch von Angesicht zu Angesicht war bestimmt konstruktiver.
Zumal die nonverbale Kommunikation nicht zu unterschätzen war.
»Wohin?«, fragte Felicia.
Striker trat aufs Gas. »Burnaby«, gab er zurück. »Wir fahren noch mal zu Larisa. Ich werd das blöde Gefühl nicht los, dass wir in dem Haus was übersehen haben.
33
»Dieser Bernard Hamilton wird mir immer unsympathischer«, knurrte Striker, als sie Burnaby erreichten. »Und ich hab den Typen noch nie leiden können, das sagt schon alles.«
»Was ist, wenn er bloß Larisas Privatsphäre schützen will?«, gab Felicia zu bedenken.
Striker schoss ihr einen vernichtenden Blick zu. »Das glaubst du doch selbst nicht, Feleesh. Bernard Hamilton denkt bloß an seine Karriere, an sonst gar nichts, kapiert? Wir versuchen, die Frau zu retten, und was macht er? Er unterstützt uns nicht einmal dabei. Im Gegenteil: Er wirft uns noch Knüppel zwischen die Beine.«
Er fuhr die Willingdon hoch, bog dann in östliche Richtung auf die Parker Street und parkte vor Larisas Haus. Der kleine Bungalow sah im Hellen ganz anders aus. Die Wände waren nicht grau, sondern dunkelblau gestrichen, der ehemals cremeweiße Stuck stellenweise abgeplatzt und schmuddelig braun. Vor dem Frontfenster waren die Vorhänge zugezogen.
Das fiel Striker sofort auf.
»Waren die von Wagen 87 im Haus?«, fragte er.
Felicia scrollte sich durch den Computerbericht. »Hier steht, nein.«
»Dann war sie zwischendurch zu Hause.«
Er stieg aus dem Wagen und hätte sich fast lang hingelegt auf dem spiegelglatten Asphalt. Mit Felicia im Schlepptau stakste er vorsichtig die betonierte Auffahrt zu dem überdachten Eingang hoch, wo er unschlüssig stehen blieb.
Die Tür war nicht verschlossen, sondern stand einen Spalt breit offen, genau wie am Abend zuvor. Dabei hatte er gestern Abend eigenhändig dafür gesorgt, dass alles zugesperrt war.
»Halt dich bereit«, raunte er Felicia zu.
Als sie nickte und ihm von links Deckung gab, klopfte Striker dreimal fest auf die Tür.
»Larisa?«, rief er. »Hier ist Detective Striker vom Vancouver Police Department. Ich bin’s, Jacob. Sind Sie zu Hause?«
Als niemand antwortete, drückte er mit einer Schulter vorsichtig die Tür auf und spähte ins Innere. In dem Moment erfasste eine Windböe das Holz, und die Tür flog ganz auf. Das Bild, das sich ihm dann bot, versetzte ihm einen mittleren Schock.
Es war das reinste Chaos. Das Haus sah aus, als wäre es systematisch auseinandergenommen worden. Irgendjemand hatte sämtliche Mäntel von den Bügeln heruntergezerrt und vor die Garderobe geworfen, die Taschen nach außen gestülpt. In der Küche waren die Schubfächer aus den Schränken herausgerissen worden, der Inhalt war auf den Küchenfliesen verstreut. Und im Wohnzimmer waren Sofapolster und -rücken aufgeschlitzt worden.
»Irgendjemand ist hier gewesen«, konstatierte Striker. Er zog seine Pistole und glitt in die Halle, Felicia folgte seinem Beispiel. Nach drei Schritten blieb er stehen.
»Bring dich auf der Rückseite vom Haus in Stellung«, raunte er.
»Draußen?«
»Ja. Falls hier jemand im Haus ist, wird er versuchen zu fliehen.«
Felicia blieb unschlüssig stehen. »Wir sollten eine weitere Einheit anfordern, Jacob. Und vielleicht einen Hund.«
»Dafür haben wir keine Zeit.«
»Aber …«
»Ich schaff das allein, Feleesh. Übernimm du die rückwärtige Seite.«
»Nein«, sagte sie bestimmt. »Ich bleib hier und geb dir Deckung. Zur Sicherheit.«
Er gab ihr zunächst keine Antwort. Als er merkte, dass sie wild entschlossen war, nickte er kurz.
»Okay, dann also
Weitere Kostenlose Bücher