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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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denken, puderte ich mein Gesicht mit Bräunungspuder, legte unsicher etwas Rouge auf. Und auch Lippenstift, aber meine Hand konnte den Umrissen des Mundes nicht folgen, deshalb wischte ich ihn wieder ab. Dann hörte ich Geräusche im rechten Ohr. Der Kameramann musste den Kopfhörer unbemerkt eingesteckt haben. Ich dachte an den Krümel Ohrenschmalz in meinem Ohr und erschauderte.
    » Gut, dass du da bist, Rachel«, sagte die Stimme des Regisseurs. Und ich fragte mich, wie ich jetzt noch entkommen sollte. » Wir haben noch dreißig Sekunden, bevor wir dich aufschalten. Sag mal was wegen der Lautstärke.«
    Ich sah mich verzweifelt nach Jake um, aber der sprach auf der anderen Seite des Raums mit Hilary Benson und DCI Gunn. » Rachel, bitte etwas Ton.« Die Stimme des Regisseurs war jetzt lauter. Stinksauer. » Du bist gleich dran.«
    Ich war vor der Kamera, in dieser surrealen und albtraumhaften Situation gefangen. Ich konnte nicht weglaufen, also musste ich die kommenden fünf Minuten irgendwie überstehen.
    Fünf Minuten, fünf Minuten, tu einfach deine Arbeit, dann ist’s vorbei.
    Ich versuchte, meine Zunge dazu zu bringen, Worte zu bilden, aber sie war spröde und wie verbrannt und bewegte sich klickend in meinem ausgedörrten Mund. Meine Lippen klebten an den Zähnen. Ich zog die Wasserflasche aus meiner Umhängetasche und nahm einen großen Schluck. Wasser lief mir aus den Mundwinkeln, ohne in die Haut einzudringen. » Ich rede ungefähr so laut«, sagte ich dann, während ich mir den Mund abwischte. Und dann sprach ich deinen Namen aus. Langsam, jede Silbe ein einzelnes Wort. » Clara O’Connor wurde zuletzt gesehen, als sie …« Ich starrte in das Objektiv, um mich zu konzentrieren. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, welche Fragen sie mir stellen würden. Meine Atmung war flach, und ich versuchte, sie zu regulieren. Ich stellte mir Auslandskorrespondenten vor, die im Kugelhagel aus Kriegsgebieten berichteten. Fragte mich, wie sie weitermachten, wenn alles um sie herum einstürzte.
    Wenn sie’s können, kannst du’s auch.
    » Großartig«, sagte der Regisseur und riss mich aus meinen Gedanken. » Hast du einen Gast bei dir?«
    Ich erinnerte mich daran, was Jake gesagt hatte. » Jake versucht, DCI Gunn vor die Kamera zu bekommen«, sagte ich und überlegte, was ich ihn fragen konnte, um mehr zu erfahren, als er schon gesagt hatte.
    » Okay, dann schwimmen wir einfach mit dem Strom. Du redest mit Charlie Gregson im Studio. Wir sind in zehn Sekunden bei dir.«
    Ich wollte nicht mit dem Studio reden, vor allem nicht mit Charlie Gregson, einem verbitterten, in Ungnade gefallenen, abgetakelten Moderator, dessen lange Fragen nur dazu dienten, ihn gut aussehen zu lassen und den Reporter zu blamieren. Aber mir blieb keine andere Wahl. Im nächsten Augenblick hatte ich Charlies Stimme im Ohr.
    » Die Polizei in Sussex ist ernsthaft um die Sicherheit einer achtundzwanzigjährigen Künstlerin besorgt, die seit drei Tagen vermisst wird. Kriminalbeamte halten es für möglich, dass sie entführt wurde. Wir geben jetzt live zu unserer Korrespondentin Rachel Walsh in Brighton. Rachel, was hat die Polizei heute Morgen gesagt?«
    Der darauf folgende Augenblick war mit toter, bleierner Stille angefüllt. Wie lang war sie? Kurz genug, um für eine Verzögerung bei der Satellitenübertragung gehalten zu werden? Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich war zu sehr damit beschäftigt, die Realitäten in meinem Kopf voneinander zu trennen und mir zu überlegen, was ich sagen durfte. Meine Version der Ereignisse, in der du Grippe hattest und nicht aus dem Haus gehen konntest, musste weggesperrt werden. Reden musste ich über die alternative Version, in der du nach dem Besuch der Cantina Latina verschwunden warst. Die amtliche Version.
    Erst dann kamen die Worte, und ich sagte deinen Namen, als hätte ich dich nie gekannt. In diesen wenigen Minuten auf Sendung waren du und ich Fremde, Clara.
    Ich erklärte allen, die zusahen, weshalb die Polizei wegen deines untypischen Verhaltens besorgt war. Ich benutzte alle journalistischen Klischees. Als mein Satz zu Ende war, wartete ich in der Hoffnung, es werde keine weiteren Fragen geben. Aber es gab welche. Du wurdest dazu benutzt, Sendezeit zu füllen, Clara.
    » Wie steht’s mit Zeugen, Rachel? Sie ist am Freitagabend verschwunden. Die Polizei hofft doch vermutlich, dass jemand sie beim Verlassen der Bar gesehen hat?«
    Ich öffnete wieder den Mund. Noch immer trocken.
    In

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