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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Jess ungläubig. »Ist das wahr?«
    »Ein einziges Mal«, antwortete ich und ignorierte ihren Gesichtsausdruck, der so viel besagte wie: Halleluja, ein Wunder ist geschehen! »Worauf willst du überhaupt hinaus, Lissa?«
    »Ich will darauf hinaus, dass du jedem anderen Kerl mit diesen Eigenschaften und Verhaltensweisen umgehend den Laufpass gegeben hättest. Aber bei Dexter hast du alles mitgemacht.«
    »Stimmt gar nicht.«
    »Doch.« Sie schüttete mehr Smarties in ihre Handfläche. »Und warum warst du bereit, diese Kleinigkeiten bei ihm großzügig zu übersehen?«
    »Sag jetzt bloß nicht, weil ich ihn geliebt habe.« Ich warf ihr einen drohenden Blick zu.
    »Nein«, antwortete sie. »Aber du hättest ihn lieben können.«
    »Unwahrscheinlich«, meinte ich.
    »Sehr unwahrscheinlich«, pflichtete Jess mir bei. »Obwohl   – du hast ihn in deinem Auto essen lassen. Also ist vermutlich alles möglich.«
    »Mit ihm zusammen warst du anders«, sagte Lissa zu mir. »Du hattest etwas an dir, etwas Neues, das ich noch nie an dir erlebt hab. Vielleicht war das ja Liebe.«
    »Oder Lust«, meinte Jess.
    »Möglich.« Ich stützte mich auf meinen Handflächen ab. »Aber ich habe nie mit ihm geschlafen.«
    Jess zog die Augenbrauen hoch. »Nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Damals, als er das erste Mal Gitarre für mich gespielt hatte und angefangen hatte
Wiegenlied
zu singen   – in dieser Nacht wäre ich dazu bereit gewesen. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon einige Wochen zusammen. Aber als wir fast so weit waren, war er derjenige, der sich behutsam zurückzog. Nahm meine Hände, legte sie auf seine Brust, vergrub sein Gesicht an meinem Hals. Ein subtiles Signal, aber sehr deutlich. Noch nicht. Nicht jetzt. Ich hatte mich gefragt, worauf er wartete, aber nie einen guten Zeitpunkt gefunden, ihn deswegen anzusprechen. Und jetzt würde ich es wohl nie mehr erfahren.
    Lissa schnipste mit den Fingern, als hätte sie soeben das Uran entdeckt. »Das ist der Beweis. Genau das.«
    »Beweis wofür?«, fragte ich.
    »Mit jedem anderen Jungen hättest du geschlafen. Gar keine Frage.«
    »Vorsicht.« Ich hob mahnend den Finger. »Ich habe mich verändert.«
    »Aber du hättest es getan.« Die neue Lissa war wirklich hartnäckig. »Du kanntest ihn gut genug, du mochtest ihn, ihr hattet schon einige Zeit miteinander verbracht. Aber du hast es nicht gemacht. Warum?«
    »Ich weiß nicht. Sag du’s mir.«
    »Weil es dir was bedeutet hätte«, sagte sie bestimmt. »Es war einfach mehr. Mehr als nur: ein Typ für eine Nacht, das war’s, bin wieder weg. Das ist ein Teil der Veränderung, die ich meine. Es hätte etwas bedeutet. Und davor hattest du Angst.«
    Ich warf einen Blick zu Jess, doch sie kratzte sich am Knie. Offenbar wollte sie in diese Diskussion nicht reingezogen werden. Egal   – was wusste Lissa schon? In je nem Moment hatte Dexter sich zurückgezogen, nicht ich. Andererseits hatte ich damals auch nicht versucht noch weiter zu gehen. Und es hatte noch andere Gelegenheiten gegeben. Trotzdem hatte es nichts zu bedeuten. Gar nichts.
    »Siehst du?«, sagte Lissa, die sehr zufrieden mit sich wirkte. »Dir fehlen die Worte.«
    »Quatsch«, erwiderte ich. »Das ist der größte Blöd sinn , den ich je gehört habe.«
    »Remy, du bist der Liebe noch nie so nah gekommen wie mit Dexter«, meinte sie ruhig. »Wirklicher Liebe. Und in allerletzter Sekunde hast du gekniffen. Aber du warst nah dran, sehr nah. Du hättest ihn fast geliebt.«
    »Niemals«, antwortete ich. »Auf gar keinen Fall. Unmöglich.«
    ***
    Als ich später nach Hause fuhr, fiel mir auf, dass ich keinen Schlüssel hatte. Ironie des Schicksals. Ich hatte ihnmeiner Mutter gegeben und nicht daran gedacht, ihn mir wieder zurückzuholen. Glücklicherweise war Chris zu Hause. Deshalb klopfte ich an das Fenster in der Küche. Er kreischte auf wie ein Schulmädchen und sprang etwa einen Meter hoch. Für den Anblick hatte es sich wenigstens gelohnt, im Dunkeln durch den Garten zu stolpern und sich mühsam einen Pfad durch die Dornenbüsche vor unserem Küchenfenster zu bahnen.
    »Hi«, sagte er lässig, als er mir die Hintertür öffnete und wieder vollkommen cool tat. Als hätten wir nicht beide gerade mitgekriegt, wie schreckhaft er war. »Wo ist dein Hausschlüssel?«
    »Hier irgendwo.« Ich hielt die Tür fest, bevor sie zuknallen konnte. »Mom und Don haben sich heute Abend ausgesperrt.« Ich erzählte ihm, was passiert war, in allen Einzelheiten. Er nickte, verdrehte

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