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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Kunststoffteller in diversen Farben, Besteck mit transparenten Griffen, Gabeln im Metallic-Look. Ich nahm einen Viererpack Saftgläser, die mit rosafarbenen Flamingos verziert waren, in die Hand: eindeutig schweinehässlich.
    Und dachte an das gelbe Haus, wo das gesamte Geschirr aus einem Porzellanteller, einigen zusammengewürfelten Messern und Gabeln, ein paar Werbegeschenk-Kaffeebechern und den Pappbehältern bestand,die Ted aus dem Container für beschädigte Lieferungen hinterm
Mayor’s Market
herausfischte. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich gehört, wie jemand die Frage stellte: »Gibst du mir mal
den
Löffel?« Im Gegensatz zu: »Gibst du mir mal
einen
Löffel?« Und nun lag auf einmal ein vollständiges Besteck vor mir, dazu als Supersonderangebot. Ein wahrer Plastikschatz mit blauen Griffen, die ganze Pracht für sagenhafte sechs Dollar neunundneunzig. Ich nahm das Set und legte es in den Einkaufswagen ohne auch nur einen Augenblick lang darüber nachzudenken.
    Doch zehn Sekunden später traf es mich wie ein Schlag: Was tat ich da? Kaufte Besteck für einen Jungen? Für meinen Freund? Als hätten Aliens mich einer Gehirnwäsche unterzogen. Ich war schon wie mein Bruder. Welcher Typ Frau kaufte Haushaltswaren für einen Kerl, mit dem sie gerade mal einen knappen Monat zusammen war? Doch nur diese abartigen Tussen, die es drauf anlegten, zu heiraten und Kinder zu produzieren! Ich schüttelte mich bei dem Gedanken und warf das Besteck-Set so schnell wieder zurück, dass es gegen einen Stapel Teller mit herziger Delfindeko krachte, und zwar laut genug, um Lissa aufzuscheuchen und sie von den Nachttischlampen abzulenken.
    Ganz ruhig, befahl ich mir. Atmete tief durch, musste allerdings prompt würgen und husten, weil es in
Linen Etc.
entsetzlich nach Duftkerzen stank.
    »Remy?«, fragte Lissa, die eine grüne Lampe in der Hand hielt. »Alles in Ordnung?«
    Ich nickte. Sie stöberte weiter. Anscheinend ging es wenigstens ihr etwas besser, denn die Lampe passte zum Papierkorb. Immerhin.
    Mechanisch schob ich den Einkaufswagen zwischen Gästehandtüchern sowie Döschen, Kästchen, Schäch telchen aller Art hindurch   – fast in die Duftkerzen hinein, wo der Gestank schier unerträglich wurde. Dabei sagte ich mir immer wieder, dass nicht alles auf diesem Planeten eine Besonders Bedeutsame Bedeutung hat, die über das, was es ist, hinausgeht. Himmel! Es war nur ein Besteck. Im Sonderangebot. Kein Verlobungsring! Mir das klar zu machen beruhigte meine Nerven etwas, auch wenn meine rationale Gehirnhälfte einfach nicht den Mund halten konnte und penetrant darauf hinwies, dass ich bei früheren »festen Freunden« (und ich hatte seit Beginn der Highschool ungefähr   ... sagen wir mal: fünfzehn so genannte feste Freunde gehabt) niemals den Impuls verspürt hatte, was Richtiges zu schenken. Ich meine etwas, das Bestand hat. Das höchste der Gefühle war eine Runde Cola bei
Quik Zip
auf meine Kosten. Für Geburtstage und an Weihnachten beschränkte ich mich auf die üblichen Standardgeschenke: T-Shirts und CDs, irgendwelchen Krempel, der in absehbarer Zeit kaputt oder nicht mehr in Mode sein würde. Ganz im Unterschied zu einem Besteck aus transparentem Kunststoff. Denn das würde wahrscheinlich noch die finale nukleare Katastrophe überstehen und anschließend die Kakerlaken freudig als einzige Mitüberlebende begrüßen. Außerdem: Wenn man mal genauer über die tiefere Bedeutung von Geschenken nachdachte, kam man unweigerlich drauf, dass Geschirr für Essen steht, Essen für Nahrung und Nahrung für Leben. Was wiederum hieß, dass ich, wenn ich Dexter auch nur eine einzige Gabel schenkte, im Prinzip für ihn sorgen wollte, und zwar bis in alle Ewigkeit, Amen. Würg!
    Auf dem Weg zur Kasse kamen Lissa und ich noch einmal an dem Tisch mit den Sonderangeboten vorbei. Sie nahm einen Wecker im Retrolook in die Hand. »Der sieht richtig cool aus«, meinte sie. »Und guck mal, die Teller und das Besteck. Vielleicht sollte ich so was kaufen. Falls wir mal bei uns im Zimmer essen wollen.«
    »Vielleicht.« Ich zuckte die Achseln und beachtete den Tisch nicht weiter. Als wäre er ein Exfreund.
    »Aber wenn ich das Besteck dann doch nie benutze?«, fuhr sie fort. Am Ton ihrer Stimme hörte ich, dass es wieder mal so weit war: Lissa kam in ihren berühmten Ich-kann-mich-einfach-nicht-entscheiden-Zustand. Und das konnte dauern. »Es kostet zwar nur sieben Dollar. Und ist wirklich ganz hübsch. Aber wahrscheinlich habe

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