Zu cool für dich
Stadt vor viel mehr Leuten. Bei
Spinnerbait
lief es genauso.«
»
Spinnerbait
ist das Letzte«, sagte John Miller. Und alle drei nickten. Zumindest darüber schienen sie sich einig zu sein.
»Aber
Spinnerbait
steht unter Vertrag«, meinte Dexter. »Und sie haben eine Platte auf dem Markt.«
»Spinnerbait?«
, fragte ich.
»Eine Band, die in den Clubs in und um Williamsburg auftrat, als wir auch in der Szene spielten«, antwortete Dexter. »College-Ärsche. Aber sie haben einen echt guten Gitarristen ...«
»So toll ist er auch wieder nicht«, motzte Ted. »Total überschätzt.«
»... und ein paar coole Originalkompositionen im Repertoire. Letztes Jahr wurden sie von einer Plattenfirma unter Vertrag genommen.« Seufzend blickte Dexter Richtung Decke. »
Spinnerbait
ist das Letzte.«
»
Spinnerbait
ist echt das Letzte«, wiederholte John Miller. Sogar Ted nickte bekräftigend.
»Okay, holt Lucas her.« Dexter klatschte in die Hän de . »Außerplanmäßiges Band -Meeting.«
»Band -Meeting!«, brüllte Ted, als wären die anderen Bandmitglieder sonst wo, nur nicht im Umkreis von einemMeter um ihn versammelt. »Ich springe schnell unter die Dusche. Wir treffen uns in zwanzig Minuten in der Küche.«
Dexter schnappte sich das schnurlose Telefon, das auf dem Fernseher lag, und wählte energisch eine Nummer. Als er mit dem Hörer am Ohr das Zimmer verließ, hör te ich, wie er darum bat, mit Lucas sprechen zu dürfen, und dann sagte: »Rate mal, was Ted heute bei der Arbeit organisiert hat.« Kurze Pause, in der Lucas anscheinend eine Theorie äußerte, denn Dexter fuhr fort: »Nein, keine Mandarinen ...«
John Miller setzte sich aufs Sofa, schlug ein Bein übers andere und lehnte sich zurück, so dass sein Kopf mit einem dumpfen Knall gegen die Wand stieß. Chloe warf mir mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick zu, bevor sie sich eine Zigarette anzündete. Das abgebrannte Streichholz warf sie in einen Aschenbecher, der von Mandarinenschalen überquoll.
»Okay, was ist es?«, fragte ich schließlich. »Was ist deine Neuigkeit?«
»Das bringt jetzt überhaupt nichts mehr. Die Luft ist raus«, grummelte er. Ich fand ja sowieso, dass er mit seinen roten Haaren und Sommersprossen aussah wie ein kleiner Junge in einem Werbespot für Erdnussbutter. Die Tatsache, dass er schmollte, verstärkte diesen Eindruck allerdings noch.
»Dann eben nicht.« Ich schnappte mir die Fernbedienung und stellte die Glotze an. Ich hatte bestimmt nicht vor nachzubohren, wenn er nicht reden wollte.
»Meine Neuigkeit ist«, sagte er, wobei er den Kopf wieder von der Wand hob, »dass sie heute Abend ins
Bendo
kommen will.«
»Echt, das hat sie dir versprochen?«
»Ja. Endlich. Ich lade sie ja auch erst seit ein paar Wochen täglich ein.« Er kratzte sich am Ohr. »Und dass sie endlich Ja gesagt hat, ist echt groß. Allmählich hatte ich schon geglaubt, dass ich bei ihr nie weiterkommen würde.«
Ich gab Chloe rasch die notwendige Info: »John Miller ist in seine Chefin verknallt.«
Chloe atmete hörbar aus. »Bei
Jump Java
?«
John Miller seufzte abgrundtief. »Sie ist nicht meine Chefin. Eher eine Kollegin. Fast schon eine Freundin.«
Chloe sah mich an: »Wir reden über Scarlett Thomas?«
Ich nickte. John Miller riss die Augen auf. »Kennst du sie?«, fragte er Chloe.
»Flüchtig.« Sie zuckte die Achseln. »Remy kennt sie besser. Scarlett und Chris waren mal zusammen, oder? Aber das ist ewig her.«
Ich schluckte und konzentrierte mich aufs Zappen. Ich hatte natürlich gewusst, dass John Miller auf Scarlett stand, und zwar von Anfang an. Zuerst war es nur neugieriges Interesse, doch mit der Zeit hatte er sie angeschmachtet wie ein kleiner Hund. Nicht nur ich – alle, die in den diversen Läden von
Mayor’s Village
beschäftigt waren, hatten genau mitverfolgen können, wie aus Interesse Schwärmerei wurde. Inzwischen war er so in sie verknallt (und zwar hoffnungslos), dass es schon lächerlich war. Scarlett, die Managerin von
Jump Java
, hatte John Miller nur deshalb eingestellt, weil sie Lola einen Gefallen schuldete; es hing irgendwie mit ihrem letzten Besuch im
Joie Salon
und einer besonders gelungenen Haarfarbe zusammen. Ich hatte bewusst denMund gehalten, wenn John Miller in höchsten Tönen von Scarlett schwärmte, so dass er gar nicht mitkriegte, dass ich sie besser als nur flüchtig kannte. Bis jetzt.
Obwohl ich so tat, als wäre ich völlig fasziniert von einem Fernsehbericht über Schäden in
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