Zu feindlichen Ufern - [3]
seine Position dort zu halten.«
»Geben Sie das Dienstsignal durch«, trug Hayden seinem Midshipman auf. »Wir wollen das Schiff nicht vertreiben.«
Hayden hatte den letzten Satz kaum zu Ende gesprochen, als der Kutter rasch über Stag ging und in Richtung der Küstenfelsen segelte, da die Besatzung offenbar fürchtete, die Raisonnable sei ein französisches Schiff.
Doch sowie die Signalflaggen wehten, änderte der Kutter seinen Kurs wieder und näherte sich den Briten. Hayden gab den Befehl zum Beidrehen, sodass die Raisonnable auf den Kutter warten konnte, der sehr schnell leewärts aufschloss. Die Crew brachte das Schiff an den Wind, die Vorsegel wurden backgebrasst. Mr Barthe hatte recht gehabt, es war die britische Expedition .
»Ich habe Nachrichten für Lord Howe«, rief Hayden hinunter zu dem Leutnant, der das Kommando hatte. »Mein Befehl lautet, diese Nachrichten so schnell wie möglich zu überbringen.«
»Sie haben ihn um einen Tag verpasst, Kapitän«, rief der Leutnant zurück. »Von Admiral Montagu wissen wir, dass ein französisches Geschwader Brest verlassen hat, um den Konvoi aus Amerika zu treffen – fünf Linienschiffe und zwei Fregatten, Sir. Lord Howe ist daraufhin in Admiral Montagus Richtung gesegelt. Das französische Geschwader soll zwischen dem 45. und 48. Breitengrad sein, Sir.«
»Demnach ist Lord Howe nach Süden gesegelt?«
»Ja, Sir. Mit der gesamten Kanalflotte. Erst gestern.«
»Und was ist mit dem Rest der Flotte von Brest?«
»Viele Schiffe haben Brest am 16. Mai verlassen, Sir, so lauten die Berichte. Wir kennen die Richtung nicht, aber Lord Howe glaubt, auch diese Schiffe sind auf der Suche nach dem Konvoi ausgelaufen.«
Hayden wandte sich an Barthe. »Was für ein Pech, wir haben Lord Howe um einen Tag verpasst. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als nach Süden zu segeln. Vertrauen wir auf unsere scharfen Augen, mit etwas Glück schaffen wir es.«
»Aye, Kapitän, und hoffen wir, dass Lord Howe sich nicht durch weitere Umstände dazu veranlasst sah, seinen Kurs nochmals zu ändern.«
Hayden wandte sich noch einmal an den Kommandanten des Kutters. »Wir folgen Lord Howe nach Süden. Wenn Seine Lordschaft zurückkehrt, wir jedoch nicht in seiner Flotte sind, so müssen Sie ihm mitteilen, dass wir mit wichtigen Informationen der Admiralität unterwegs sind.«
»Verstanden, Kapitän. Ihnen viel Glück, Sir.«
»Ihnen auch, Leutnant.«
Hayden wandte sich an Bowen, der im Augenblick der wachhabende Offizier war. »Mit allen verfügbaren Segeln Kurs auf Süd wechseln. Schicken Sie Männer in die Topps. Und Sie, Mr Wickham, begeben sich in ein paar Stunden mit Ihrem Fernrohr zum Großmast, entern auf und setzen sich auf die Groß-Bramrah. Halten Sie mich auf dem Laufenden, was Sie sehen. Wir wissen, dass sowohl unsere Kanalflotte als auch das feindliche Geschwader aus Brest auf See sind, darüber hinaus noch andere Geschwader. Aus Amerika kommt ein Konvoi aus über einhundert Frachtern und Geleitschiffen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht zumindest einige dieser Schiffe entdecken. Ich glaube, dann wären wir entweder blind oder verflucht.«
Das 64-Kanonen-Schiff Raisonnable glitt schnell in Richtung Süden und ließ die große Landzunge, die die Hafengewässer vor Brest schützte, in ihrem Kielwasser. Der Wind blies bis in den Nachmittag konstant aus Nordost, sodass Hayden mit der zurückgelegten Strecke zufrieden sein konnte. Er hatte fast vergessen, was für ein beeindruckendes Segelschiff doch die Raisonnable war. Kaum eine Fregatte wäre in der Lage, bei dieser Geschwindigkeit mitzuhalten, und daher wagte er bei diesem Tempo zu hoffen, bald auf Lord Howe zu stoßen. In größeren Flottenverbänden stellte man sich immer auf das langsamste Schiff ein, und das bedeutete, dass die Kanalflotte mindestens zwei, wenn nicht gar drei Knoten langsamer sein würde. Solange Howe nicht plötzlich den Kurs änderte, würden sie, so hoffte Hayden, die Flotte des Admirals am nächsten Morgen entdecken. Dennoch, in einer Bucht blieb der Wind selten konstant, geschweige denn auf dem Ozean. Howe könnte mit einer Flaute zu kämpfen haben, oder er hatte so guten Wind in den Segeln, dass er einen großen Vorsprung hatte – alles war möglich, nichts wusste man genau.
Kurz vor dem Abendessen kam Griffiths an Deck, und Hayden lud ihn zu sich aufs Poopdeck ein, denn dort konnten sie sich unter vier Augen unterhalten. Hayden hatte wieder einmal die See
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