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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schaute auf. »Sagen Sie diesen Männern dort, sie sollen aufhören, die Segel zu befeuchten. Sie sind längst wieder trocken, wenn wir auf den Feind stoßen. Die Segel werden unmittelbar vor der Schlacht nass gemacht, vorher nicht.«
    »Aye, Sir.« Archer eilte davon.
    »Mr Smosh!«, rief Hayden, als er den Geistlichen an Deck sah. »Kommen Sie zu mir, Sir. Hier hat man eine viel bessere Sicht.«
    »Danke, Kapitän.«
    Hayden war erstaunt, wie behände der rundliche Reverend die Leiter erklomm. »Wie ich sehe, tragen Sie nicht Ihren weißen Kragen, Mr Smosh.«
    »Ich habe die Absicht, Dr. Griffiths bei der Versorgung der Verwundeten zu helfen, und Sie wissen ja, wie abergläubisch die Männer sind, sobald sie einen Geistlichen im Lazarett sehen.«
    »Ich hatte gehofft, Sie würden mit den Männern auf jedem Deck ein Gebet sprechen. Das wäre vielen ein Trost.«
    »Nichts wäre mir lieber, Kapitän Hayden. Wann darf ich beginnen?«
    »Wenn es Ihnen jetzt nichts ausmachen würde …?«
    »Keinesfalls. Ich werde gleich auf dem Quarterdeck beginnen, wenn’s recht ist.«
    Rasch hatte man die Männer auf dem Quarterdeck antreten lassen. Smosh, der weiter oben auf dem Poopdeck stand, sprach ein kurzes, aber sehr bewegendes Gebet. Daraufhin erklärte er den Männern, es sei seine Aufgabe, dem Schiffsarzt im Lazarett zur Seite zu stehen, betonte aber, er sei nicht in seiner Funktion als Seelsorger dort. Er habe das bereits auf einem anderen Schiff so gehandhabt, und dort hätten die Männer seine Hilfe zu schätzen gewusst. Hayden war sich nicht so sicher, ob die Crew der Raisonnable mit dieser Ankündigung einverstanden war, aber er glaubte auch nicht, dass irgendwer seine Verletzungen verbergen würde, weil er der abergläubischen Überzeugung anhing, die Anwesenheit eines Geistlichen im Lazarett bringe Unglück.
    Der Himmel klarte auf, als Smosh hinab ins erste Batteriedeck stieg, um das Gebet dort zu wiederholen.
    »Deck! Kapitän Hayden, Sir?«, rief der Mann aus der Mars des Kreuzmasts.
    Hayden blickte hinauf ins Rigg und sah den Mann, der sich an einer Pardune festhielt, um seinen Kommandanten besser sehen zu können.
    »Ich habe die Franzosen dreimal gezählt, Sir. Wie es scheint, haben sie all ihre beschädigten Schiffe repariert. Ich zähle sechsundzwanzig Linienschiffe, Kapitän.«
    »Danke, Pierce. Ich schicke Mr Wickham auf den Großmast.« Hayden schaute sich nach seinem Midshipman um. »Mr Wickham …?«
    »Bin schon unterwegs, Kapitän«, rief der junge Mann, und erst da sah Hayden ihn über die Wanten an Backbord aufentern. Augenblicke später war er auf der Marsplattform.
    Hayden ging ein paar Schritte zur Reling, reckte den Hals und sah Wickham dort oben, der einen Arm in die Wanttaue und Webeleinen geschlungen hatte und das Fernrohr in der freien Hand hielt. Er brauchte einen Moment, bis er sich auf die rollenden Bewegungen des Schiffes eingestellt hatte, doch dann drehte er sich so, dass er seinen Kapitän an Deck sehen konnte.
    »Pierce hat recht, Sir!«, rief der Midshipman nach unten. »Aber ich möchte wetten, dass einige der französischen Schiffe zu stark beschädigt waren, um auf die Schnelle repariert zu werden.«
    Hayden bedeutete Wickham, wieder nach unten zu klettern, und spürte, dass Leutnant Huxley neugierig den Blick seines Kommandanten suchte. »Kaum vorstellbar«, sagte Hayden zu ihm gewandt, »aber es gibt wohl nur eine Erklärung. Ein französisches Geschwader muss zu der Flotte gestoßen sein. Denn Schiffe tauchen nicht einfach aus der Tiefe auf.«
    Huxley nickte.
    Leise wiederholten die Männer die Worte des Kommandanten, sodass ein Wispern entlang des Decks lief und sich unter Deck fortsetzte – wie ein leichter, lispelnder Wind, der über die Niedergänge fuhr.
    Gegen fünf war die gegnerische Flotte mit bloßem Auge zu erkennen, eine geordnete Kiellinienformation, die über den Backbordbug segelte. Der Wind blieb konstant und machte keine Anstalten, zu drehen. Auf dem Quarterdeck hatten sich
    inzwischen weitere Offiziere eingefunden, für den Fall, dass Hayden Befehle geben musste. Auch einigen Midshipmen hatte man erlaubt, in der Nähe des Kommandanten zu stehen, und nun hingen die jungen Burschen den älteren Offizieren förmlich an den Lippen oder sahen gespannt hinüber zum Feind.
    »Signale vom Flaggschiff, Sir«, meldete Gould und zeigte aufgeregt zur Queen Charlotte . »Wir erhalten Befehl, Kurs Nordwest einzuschlagen.«
    Abermals vergewisserte er sich mit einem Blick ins

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