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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Handwerk, und Hayden vertraute ihm stets bei solchen Angelegenheiten. »Dann lassen Sie die Segel beschlagen, Mr Barthe, und wir reffen es, falls nötig.«
    Der Master watschelte eilig zum Vorderdeck und ließ Hayden mit seinem Verdruss allein. Es ärgerte ihn immer noch, dass er sich von dem französischen Kapitän hatte vorführen lassen. Dieser Mann war offensichtlich gefährlicher, als Hayden vermutet hatte. Oder lag es nur daran, dass Hayden sich so stark von seinen eigenen Problemen vereinnahmen ließ, dass er schon die falschen Entscheidungen traf? Im Stillen gelobte er, sämtliche Gedanken an Henrietta und seine Sorgen aus seinem Kopf zu verbannen. Schlimm genug, dass es dem Franzosen einmal gelungen war, ihn zu überlisten. Wenn Hayden sich jetzt ein zweites Mal überrumpeln ließe, wäre dies womöglich das Ende der Themis .
    Die letzte Stunde vor Tagesanbruch schien sich endlos in die Länge zu ziehen, und als es schließlich heller wurde, vermochte das Licht des frühen Tages kaum die dichten, tief hängenden Wolken zu durchdringen. Der Wind frischte wieder auf, die See wogte heftiger und bedrohlicher und warf die Themis wie ein kleines Boot von einer Seite auf die andere.
    Doch Hayden hatte nichts dagegen, dass sich das Wetter verschlechterte. Bei einem solchen Seegang war es gefährlich, die Stückpforten zu öffnen. Die Handhabung von Deckgeschützen war kaum möglich und obendrein riskant. Und die Aussicht, ein anvisiertes Ziel zu treffen, das weiter als hundert Yards entfernt lag, war äußerst gering. An diesem Morgen würden die Franzosen sie nicht in ein Gefecht verwickeln, obwohl sie ihnen zahlenmäßig überlegen waren. Daher hoffte Hayden, dass sich das Wetter vorerst nicht beruhigte.
    Er suchte Halt an den Wanten des Kreuzmasts, als er nach dem Master rief.
    »Kapitän?«, schallte Barthes Stimme durch das Tosen der See.
    »Mr Barthe, wie sähe unser Kurs aus zurück zur Insel Guernsey?«
    »Warten Sie, Sir, ich will es Ihnen genau angeben. Ich eile schon.« Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg, die Seekarten zu konsultieren.
    Unterdessen beobachtete Hayden, wie die Wogen gen Frankreich rollten. Die Gischtkronen zerstoben wie Schneeflocken oberhalb des metallgrauen Wassers. Wenn er jetzt vor dem Wind drehte und Kurs auf Guernsey nahm, würden die Franzosen ihn nicht aufhalten können – so vermutete er jedenfalls. Natürlich würden sie versuchen, aufzuschließen und die Themis in ein Gefecht zu verwickeln, aber unter diesen Bedingungen war er bereit, es zu riskieren. Stückpforten konnten nicht geöffnet werden, und er wettete, dass er den Franzosen genauso viel Schaden zufügen könnte wie der Gegner seinem Schiff. Enterkommandos waren bei diesen Wetterverhältnissen so gut wie ausgeschlossen. Die Kanalinseln waren in arge Bedrängnis geraten, wie die Admiralität sehr wohl wusste, und daher hatte Hayden allen Grund zur Hoffnung, dort auf britische Kriegsschiffe zu stoßen. Sie könnten ihm auf dem Weg nach England Geleitschutz geben oder zumindest die französischen Fregatten vertreiben.
    »Ost-Südost, Sir!«, rief Barthe ihm zu.
    Hayden nickte. »Nun, Mr Barthe, ich habe mich zwar zuvor dagegen ausgesprochen, aber jetzt bin ich der Ansicht, dass uns allen ein Aufenthalt auf der schönen Insel Guernsey guttun würde. Vielleicht kommen wir in den Genuss von Unterhaltung und können französischen Wein eines exzellenten Jahrgangs bekommen. Würden Sie mir da zustimmen?«
    »In der Tat, Sir. Ich denke, dieses Risiko sollten wir eingehen. Wir haben ja schließlich gesehen, dass wir diesen Franzmännern von der Anzahl der Salven überlegen sind, und da wir es nur mit zweien zu tun haben, könnten wir es schaffen.«
    »Dann werden wir vor dem Wind drehen, Mr Barthe, noch ehe sich die Crew zur Frühmahlzeit zu den Backschaften zusammenfindet.« Hayden gab dem Ersten Leutnant ein Zeichen. »Mr Archer. Wir bereiten alles vor, um Kurs auf Guernsey zu nehmen.«
    »Aye, Sir. Mr Barthe …«
    Der Master eilte zusammen mit dem Leutnant über Deck und rief die erforderlichen Befehle.
    Hayden schaute in die Richtung, in der er die Feinde vermutete, und fragte sich, ob seine Entscheidung richtig war. Wenn er sich nun verschätzt hatte, wäre sein Schiff womöglich manövrierunfähig oder gar verloren …
    »Deck!« , schallte es aus dem Ausguck. »Segel, direkt achteraus, Sir!«
    Sofort eilte Hayden über das schwankende Deck zur Heckreling und zwängte sich an den Karronaden vorbei. »Können Sie

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