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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Anstandsdame sein. Morgen früh werde ich den Damen den Vorschlag unterbreiten.« Beacher sah einen Moment lang zufrieden aus, doch dann glitt sein Blick in eine unbestimmte Ferne und ein Ausdruck von Verwirrung schlich sich in seine Züge.
    »Was ist mit dir, Beacher? Ist dir doch noch ein Grund eingefallen, dass die Einladung unangemessen sein könnte?«, stichelte sein Freund.
    »Nein, keineswegs. Ich hatte nach dem Abendessen nur ein eigenartiges Gespräch mit Henrietta. Sie traf mich allein im Speiseraum an. Ich bin sogar davon überzeugt, dass sie wusste, dass niemand sonst da war. Sie sagte, sie habe mir etwas mitzuteilen, und sah furchtbar nervös aus, aber dann – als sie gerade im Begriff war, zu sprechen – schien sie den Mut verloren zu haben. Statt mir das zu erzählen, was sie mich ursprünglich fragen wollte, erkundigte sie sich nach der Gesundheit ihres Vaters, obwohl alle Schwestern immerzu betonen, wie rüstig der alte Herr ist.« Ratlos schüttelte er den Kopf.
    »Was denkst du, was Henrietta dir sagen wollte?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Ich – ich vermag es nicht einzuschätzen.«
    »Lass mich dir eines sagen, Beacher, gib dich nicht einen Moment lang der Vorstellung hin, dass sie dir plötzlich gesteht, was sie für dich empfindet. Selbst wenn Miss Henrietta Carthew verrückt nach dir wäre, würde sie nie – niemals die Initiative ergreifen. Das ist ausgeschlossen.«
    »Du hast natürlich recht. Trotzdem frage ich mich, was sie ursprünglich von mir wollte.«
    »Dann frag sie doch.«
    »Wie sollte ich das denn anstellen?«
    »Das ist nicht so schwer, wie du es dir ausmalst. Wenn ich du wäre – was ich Gott sei Dank nicht bin –, so würde ich einfach sagen: ›Meine liebe Henri, als wir gestern Abend über die Gesundheit deines Vaters sprachen, hatte ich den Eindruck, dass du noch etwas auf dem Herzen hattest. Stimmt das? Wenn ja, was wolltest du von mir wissen?‹«
    »Die Frage könnte ihr aber unangenehm sein.«
    »Sie ist eine Frau in der Blüte ihrer Jahre, Beacher, ich bin mir sicher, dass eine solche Frage sie nicht erschüttern wird.« Er hob verzweifelt die Hände. »Ich weiß gar nicht, warum ich hier meine Zeit mit dir vergeude! In solchen Angelegenheiten willst du einfach nicht auf mich hören. Vermutlich ginge es dir besser, wenn du wüsstest, dass Miss Henrietta deine Gefühle nicht erwidert.«
    »Du verstehst mich nicht, Wilder. Junge Frauen haben sehr schwärmerische Vorstellungen von Liebe und Heirat. Alle warten sie auf einen gut aussehenden Fremden, der sie mitnimmt, wie ein Blatt, das in einen schnell fließenden Fluss fällt und der Strömung nicht widerstehen kann. Aber die Vorstellung, dass sie sich womöglich in jemanden verliebt, den sie schon so lange kennt wie mich, kann für Henrietta nichts Schwärmerisches haben. Andererseits, sie hat sich in einen Fremden verliebt, der ihr nun das Herz gebrochen hat – und alles nur, weil sie glaubte, diesen Marineoffizier zu lieben, der kein Vollkapitän ist und vermutlich von Anfang an ein Schurke war! Wie gern würde ich diesem Kerl begegnen und Genugtuung für das verlangen, was er angerichtet hat!«
    »Beacher, hast du je an einem Duell teilgenommen?«
    »Du weißt, dass ich das nie getan habe.«
    »Dann würde ich nicht überstürzt einen Mann herausfordern, der an vielen Gefechten teilgenommen hat und gewiss schon einmal einen Pistolenlauf auf einen Mann gerichtet hat. Glaub mir, der wird sich mit dem Kämpfen auskennen.«
    »Nein, ich meinte ja auch nicht, dass ich diesen Lump herausfordern will.« Er sah mit einem Mal sehr traurig aus. »Es dauert offenbar eine Weile, bis Frauen sich von der Vorstellung lösen, ein gut aussehender Fremder möge sie entführen, und zu der Erkenntnis gelangen, dass die Liebe auch im Vertrauten erblühen kann. Henrietta und ich sind füreinander bestimmt. Der eine fühlt sich immer wohl in der Gegenwart des anderen, nie senkt sich eine unangenehme Stille herab, nie sucht einer von uns krampfhaft nach einem Gesprächsthema. Wir haben, glaube ich, ähnliche Interessen, erfreuen uns an denselben Büchern und stellen fast exakt dieselben Beobachtungen an, was die Leute um uns herum betrifft. All diese Dinge werden eines Tages die törichten, schwärmerischen Vorstellungen überdauern, die bei jungen Frauen so verbreitet sind.«
    »Hast du mir nicht mal erzählt, Miss Henriettas Tante habe genau diese Ansicht vertreten?«
    »Nun, vielleicht nicht genau so.«
    »Du bist also, was das

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