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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bitte …?«
    »Ich meine das nicht im Scherz. Wer würde Miss Brentwood denn retten, wenn nicht ich? Sie wäre vermutlich schon tot oder wünschte sich den Tod. Ich kann einfach nicht zulassen, dass dieses arme Mädchen leidet. Ich kann es nicht, Kapitän.«
    »Das ist sehr edel von Ihnen«, sagte Hayden rasch. »Aber befürchten Sie nicht, dass sie Ihr Interesse an ihr falsch deuten könnte? Womöglich meint sie, dass hinter Ihrer Fürsorge mehr steckt als Barmherzigkeit. Ja, sie könnte denken, dass in dieser Freundlichkeit einer Frau gegenüber ein unausgesprochenes Versprechen liegt – und Sie sind ja schließlich kein Blutsverwandter der Dame und auch kein Freund der Familie.«
    Der Doktor sagte dazu nichts und blickte recht beunruhigt drein. »Ich mache mir schon Sorgen, dass so etwas passieren könnte.« Wieder verstummte er und betrachtete den leeren Tisch. »Oder schon passiert ist.«
    Hayden rutschte ein wenig auf seinem Stuhl hin und her und lehnte sich dann zurück. Er wollte den Schiffsarzt nicht drängen und beschloss, geduldig abzuwarten, ob Griffiths seine Andeutung noch auszuführen gedachte.
    Und tatsächlich zögerte Griffiths nicht lange und sah seinen Freund und Kapitän an. »In ihrem letzten Brief …«, er holte hörbar Luft und ließ so etwas wie ein Seufzen folgen, »schlug Miss Brentwood einen so – offenen und vertraulichen Ton an, dass ich regelrecht erschrak.« Einen Moment lang sah es so aus, als würde der Doktor von seiner Besorgnis übermannt. »Ich habe mich nicht länger als drei Stunden in der Gesellschaft dieser Dame aufgehalten«, fuhr er fort. »Ist es denn möglich, dass ich ihre Gefühle in so kurzer Zeit geweckt habe? Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich bei anderen Gelegenheiten zahllose Stunden in Gegenwart von Damen vergeudete, in der Hoffnung, das Herz meiner Angebeteten zu erobern. Denken Sie, dass es überhaupt so sein kann? Lässt sie sich so leicht erobern? Nicht, dass ich die Absicht verfolgte, ihr Herz zu gewinnen. Nichts lag mir bei unserem ersten Zusammentreffen ferner.«
    Griffiths sah seinen Kapitän fast flehentlich an. Hayden glaubte, dass ein Ertrinkender nicht verzweifelter sein könnte.
    »Sie ist eine junge Frau, die in recht schwierigen Verhältnissen lebt, wie wir ja gesehen haben. Dann kommt ein galanter Schiffsarzt der Navy daher, der obendrein noch über Prisengeld verfügt. Dieser Gentleman ist die Freundlichkeit in Person und errettet sie aus ihrem Elend. Wie sollte sie davon ungerührt bleiben? Selbst wenn es sich in Wirklichkeit um Dankbarkeit handelt, die mit Zuneigung verwechselt wird, so ist diese Gefühlsbezeugung nicht weniger intensiv.«
    Griffiths schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht kommen sehen, glauben Sie mir. Ich habe mir immer vorgestellt, mit einer Frau von höherer Bildung zusammen zu sein.«
    Hayden musste an jene Frau denken, die Hawthorne in Bath kennengelernt hatte, jene Frau, auf die Griffiths all seine Hoffnungen gesetzt hatte, wie man Hayden erzählt hatte. Letzten Endes wurden all seine Hoffnungen enttäuscht. Und dabei war jene Dame sehr gebildet.
    »Haben Sie sich dieser Dame verpflichtet – in Wort oder Tat?«
    »Gewiss nicht mit Worten. Was Taten anbelangt – wie es scheint, fasst sie es so auf.«
    »Nun, Dr. Griffiths, auch wenn Sie die Dame in ihren Gefühlen verletzen werden, ich denke, Sie müssen ihr Ihre Einstellung verdeutlichen. Es darf zu keinen Missverständnissen kommen.«
    »Ja, ganz recht, das muss ich tun.« Er nagte an der Unterlippe. »Das bin ich ihr und mir schuldig.«
    Hayden hatte das Gefühl, schon zu lange unter Deck zu sein. Denn immerhin hatten sie es mit zwei feindlichen Fregatten und einem noch unbekannten Schiff zu tun. Seine Anwesenheit an Deck war erforderlich.
    »Wenn Sie mich dann entschuldigen würden, Doktor.«
    »Aber sicher«, erwiderte Griffiths und erhob sich. »Und haben Sie Dank für Ihren Rat in dieser Angelegenheit.«
    »Keine Ursache.«
    Als Hayden die Messe verließ, sah er Chettle und dessen Maate bei der Arbeit. Die Männer hatten die neue Bramstenge fast fertig gezimmert. Da sie jedoch zwischen den Backschaften arbeiteten, mussten sie sich einige Flüche und Beschimpfungen der Männer anhören, die offenbar unzufrieden waren, dass ihr Essensbereich in eine Werkstatt der Zimmerleute verwandelt wurde. Hayden blieb einen Moment stehen, um die Arbeit der Handwerker zu loben.
    »In zwei Stunden haben wir eine neue Rah fertig«, berichtete der

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